Es ist 40 Jahre her, da warb die Deutsche Bahn mit dem Slogan „Intercity jede Stunde, jede Klasse“. Doch auch vier Jahrzehnte nach der Einführung des Intercity ist die Verbindung von Osnabrück nach Berlin noch immer unzuverlässig.
Dabei war es 1979 gerade die Zuverlässigkeit, die das IC-Netz auszeichnete: Die Verlässlichkeit, dass man von Frühmorgens bis spät in den Abend an einem an das Intercity-Netz angeschlossenen Bahnhof nur maximal 60 Minuten warten musste, bis der nächste Zug kommt.
Zwischen Osnabrück und Berlin fahren „Fake-Intercity“
Wo dieses Versprechen nicht eingehalten werden konnte, fuhren später Interregio-Züge, dann kam 1989 die Wende, die Bahn wurde privatisiert und die alten teils in ihrer Substanz noch aus den frühen 70er Jahren stammenden Interregio-Waggons wurden (nur) neu lackiert. Für einen höheren Fernverkehr-Fahrpreis boten diese Fake-Intercity, die auch Osnabrück mit Berlin verbinden, weder mehr Komfort noch den Stundentakt: mithin eine Mogelpackung. Eigentlich der wegen seiner günstigen Fahrpreise einst so beliebte Interregio, mit alten lange Zeit auch noch unklimatisierten Waggons, zum Preis eines IC-Schnellzugs.
Tröpfchenweise mehr Komfort und mehr Züge
40 Jahre nach der IC-Einführung und 30 Jahre nach der Deutschen Einheit „bemüht“ sich die DB nun wenigstens ein bisschen das Produktversprechen von 1979 einzuhalten. Ein paar neue Züge sollen ab dem Fahrplanwechsel am 15. Dezember, teilweise aber auch erst dem kommenden Sommer und Herbst 2020 von und nach Berlin fahren. Und auch auf der ebenfalls nur stiefmütterlich behandelten „Rollbahn“ vom Ruhrgebiet nach Hamburg, die bei der alten Deutschen Bundesbahn eine Prestigestrecke war, kommen zukünftig immer mehr ICE-Züge zum Einsatz.
IHK und CDU fordern mehr von der Deutschen Bahn
Der CDU-Landtagsabgeordnete Burkhard Jasper (CDU) freut sich in einer am Donnerstag versendeten Pressemitteilung über die Verbesserungen der Bahnverbindungen
von und nach Berlin. Auch der Druck aus der Politik hat zu diesen Attraktivitätssteigerungen geführt, die dringend erforderlich sind“, betont der CDU-Politiker. Wer etwas für die Umwelt tun wolle, müsse die Angebote verbessern. Dies sei
nun ein erster Schritt, so Burkhard Jasper weiter.
Etwas weniger euphorisch zeigt sich IHK-Hauptgeschäftsführer Marco Graf: „Die zusätzlichen Intercitys zwischen Osnabrück und Berlin sind ein guter erster Schritt. Das Ziel muss allerdings der Stundentakt auf der West-Ost-Achse bleiben – und dies in der lange zugesagten ICE-Qualität. Erfreulich sind auch die Taktverdichtungen auf der Nord-Süd-Achse zwischen Hamburg und dem Ruhrgebiet. Beides trägt dazu bei, die Bahn noch attraktiver zu machen.“
Unnützes Wissen: Ein ICE mit dem Namen „Osnabrück“ und der Unfall von Eschede
Das sind die neuen Züge von und nach Osnabrück:
Von sonntags bis freitags wird ein zusätzlicher IC aus Berlin und Hannover um 19.08 Uhr von Osnabrück nach Gelsenkirchen, Düsseldorf und Köln fahren.
In der Gegenrichtung wird ab 2. November 2020 mit dann zusätzlich verfügbaren Zügen von Montag bis Freitag um 10.54 Uhr ab Osnabrück ein IC von Köln, Neuss und Gelsenkirchen weiter nach Hannover und Berlin fahren. Ab 15. Juni 2020
wird das Angebot auf der Strecke von Berlin über Hannover mit Ankunft um 11.06 Uhr in Osnabrück und weiter nach Köln auf einen komfortablen ICE umgestellt und um eine Verbindung am Samstag erweitert.
Erst 2023, so die Planung, soll es wirklich besser werden Ab dann will die Deutsche Bahn neue Züge aus Spanien in Dienst stellen, die auf allen Linien von und nach Osnabrück eingesetzt werden sollen.