CIMA-Experte Gerhard Becher, Projektleiter Julian Isken, Landrätin Anna Kebschull und Kreisrat Winfried Wilkens sind bereit für den Umstieg. / Foto: Rykov
Wie soll Mobilität im Landkreis Osnabrück in Zukunft aussehen? Seit Herbst 2021 wertete der Landkreis Osnabrück das Mobilitätsverhalten der Landkreisbewohnerinnen und -bewohner aus. Am Montag (12. Dezember) wurden die Ergebnisse im Kreishaus in Osnabrück vorgestellt.
Vor etwa einem Jahr startete die bislang größte Bürgerbeteiligung zum Thema Mobilität im Landkreis Osnabrück. Dabei stand eine Frage im Vordergrund: Was erwarten die Bewohnerinnen und Bewohner des Landkreises von einem Mobilitätskonzept der Zukunft? 5.000 Personen und 600 Unternehmen nahmen an einer Bürgerbefragung teil; zu Bürgerdialogen erschienen rund 190 Menschen. Anhand der Befragungsergebnisse und Verkehrsanalysen der Fachbüros CIMA (City Management) und ZIV (Zentrum für integrierte Verkehrssysteme) erarbeitet der Landkreis ab 2023 ein neues Mobilitätskonzept.
Auto als Verkehrsmittel dominiert
„Wir wissen viel über das Mobilitätsverhalten der Bürger im gesamten Bundesgebiet, aber empirische Daten über einzelne Regionen fehlen häufig. Genau das war unsere Aufgabe: Eine gute empirische Basis für ein Mobilitätskonzept zu legen“, erklärt Gerhard Becher (Senior Projektleiter der CIMA) bei der Vorstellung der Analyseergebnisse. Unter den verschiedenen Verkehrsmitteln dominiert im Landkreis Osnabrück momentan ganz klar das Auto. Fast 60 Prozent der Befragten nutzen den PKW täglich. 26 Prozent fahren täglich Fahrrad und nur fünf Prozent nutzen den Bus. „Weil die öffentlichen Verkehrsmittel kaum genutzt werden, steigen die Treibhausgase im Landkreis Osnabrück weiter an. Die Hälfte der Emissionen im Landkreis entstehen durch den Verkehr“, berichtet der Experte der CIMA weiter. Aber: Die Landkreisbewohnerinnen und -bewohner wollen eine Veränderung. 80 Prozent der Befragten wollen eine neue Mobilität – unter deutlich veränderten Voraussetzungen.
Wunsch nach besserem ÖPNV und Radwegen
Die Bewohnerinnen und Bewohner wünschen sich häufiger getaktete Busverbindungen, vor allem in der Woche. Eine bessere Verbindung zwischen Bahn und Schienennetz ist für viele eine Grundvoraussetzung, um häufiger den ÖPNV zu nutzen. Während es im Bereich des öffentlichen Nahverkehrs vor allem um bessere zeitliche Anbindungen geht, geht es beim Radverkehr insbesondere um mehr und bessere Radwege. In den Bürgerdialogen wurde der Wunsch nach mehr Querverbindungen zwischen den Kommunen besonders oft geäußert. Auch der Wunsch nach besser ausgebauten und sicheren Fuß- und Radwegen war laut.
Unternehmen unterstützen Umstieg
„Die nächsten Jahre werden für uns auf jeden Fall spannend“, folgert Landrätin Anna Kebschull. „Wir freuen uns sehr, dass so viele Unternehmen an der Befragung teilgenommen haben. Sie wollen den Prozess der Mobilitätsveränderung mitgestalten und teilweise auch finanziell unterstützen. Für sie ist eine gute Anbindung zur Arbeit auch ein Teil der Daseinsvorsorge.“ Durch die eher zersplitterte Siedlungsstruktur im Landkreis werde die Erarbeitung eines neuen Mobilitätskonzepts eine besondere Herausforderung. „Zum Beispiel sind wir im Süden ganz anders aufgestellt als im Norden“, erklärt Kebschull. „Hier Lösungen zu finden und gute Alternativen zum Auto zu schaffen, wird 2023 unsere Aufgabe sein.“
YANiQ auch im Landkreis
Die Veränderung soll jetzt angestoßen werden, wie Kreisrat Winfried Wilkens berichtet. „Wir wollen jetzt schon den ÖPNV voranbringen. Wir haben einen Förderantrag beim Bund gestellt und hoffen schon bald auf eine positive Rückmeldung. Außerdem wollen wir versuchen, den Bus-Schiene-Tarif unkomplizierter zu gestalten und die App YANiQ, die im Stadtgebiet bereits läuft, im Landkreis einzuführen.“