Wie bekomme ich eine Pflegestufe, welche Leistungen stehen mir zu und wo beantrage ich diese? Mit solchen und ähnlichen Fragen sehen sich Menschen mit Behinderungen in ihrem Alltag oft konfrontiert. Bisher mussten sie diese Informationen an vielen verschiedenen Stelle suchen, jetzt hat eine neue Teilhabeberatungsstelle der Lebenshilfe Osnabrück ihre Arbeit aufgenommen, um jedem das zu ermöglich, was ihm vom Gesetz her zusteht.
Mit einem Festakt und rund 80 geladenen Gästen, darunter Innenminister, und ehemaliger Bürgermeister der Stadt Osnabrück, Boris Pistorius sowie der Referatsleiter im Bundesministerium für Arbeit und Soziales, Alfons Polczyk wurde die „Ergänzende unabhängige Teilhabeberatung“ (EUTB) der Lebenshilfe eröffnet. Sie soll Menschen mit Beeinträchtigungen eine kostenlose und schnelle Hilfe in allen Fragen rund um die Teilhabe bieten. „Wir wollen eine Welt, in der jeder seinen Platz findet. Normalität ist nur eine statistische Größe“, sagte dazu der 1. Vorsitzende der Lebenshilfe, Franz Haverkamp in seiner Eröffnungsrede am heutigen Freitag (16.11.).
Ergänzend, unabhängig, kostenlos, kompetent
Die EUTB unterscheidet sich von den herkömmlichen Beratungsangeboten in der Hinsicht, dass sie durch Bundesmittel finanziert wird und so vollkommen unabhängig von wirtschaftlichen Interessen ist. Sie soll allerdings eine kooperative, und keine konkurrierende Anlaufstelle sein. Außerdem besonders ist die Art der Hilfe, das so genannte Peer-Counseling, in dem Betroffene und Angehörige selbst kostenlos beraten. „Diese Menschen, die hier arbeiten, haben wie ich den festen Glauben, dass jeder Mensch gleich ist und das treibt uns jeden Tag an, die Gesellschaft besser zu machen“, sagte Pistorius. Auch Petra Mathiske, die Vorsitzende des Behindertenforums Osnabrück, ist froh über das neue Angebot: „So müssen wir uns endlich nicht mehr als Bittsteller fühlen, wir sind jetzt der Kapitän und die EUTB ist unser Lotse.“
Förderung bis 2020
Die „Ergänzende unabhängige Teilhabeberatung“ ist Baustein des im Sommer 2017 in Kraft getretenen Bundesteilhabegesetzes (BTHG). Bis zunächst 2020 fördert der Bund die Beratungsstellen mit 58. Millionen Euro im Jahr. „Das Teilhabegesetz ist ein Paradigmenwechsel“, betont Alfons Polczyk, „wir müssen zur Umsetzung Neuland betreten und die alten Wege verlassen. Wir wollen alle mitnehmen, und keinen zurücklassen.“ Das Beratungsangebot soll für jeden erreichbar sein, und das in doppelte Hinsicht. In den Fluren wurde ein Leitsystem angebracht, das Suchenden den Weg in die EUGH weist. „Außerdem begegnen wir den Menschen hier auf Augenhöhe und bieten niedrigschwellige Beratung an“, weißt Claudia Meyer, vom EUTB-Team. Kein Wunder also, dass zur feierlichen Eröffnung nicht nur eine Gebärdensprachedolmetscherin eingeladen wurde, sondern ein der Pantomime Manfred Pomorin. Denn er „zeigt am besten, dass man sich auch ohne Worte verstehen kann“, so Innenminister Boris Pistorius.
Freuten sich über die Einweihung; von links nach rechts: Alfons Polczyk (Bundesministerium für Arbeit und Soziales), Petra Mathiske (1. Vorsitzende des Behindertenforums Osnabrück), Franz Haverkamp (1. Vorsitzender der Lebenshilfe Osnabrück), Pantomin Manfred Pomorin und Innenminister Boris Pistorius