Die EUTB der Patsy & Michael Hull Foundation e.V. in Osnabrück berät Menschen mit Behinderung und deren Angehörigen auch in Zeiten von Corona – unabhängig, kostenlos und auf Augenhöhe. Unter dem Motto „Eine für alle“ bietet die EUTB Gespräche zu allen Bereichen der Inklusion und Teilhabe am Leben in der Gemeinschaft an.
Bundesweit gibt es über 500 EUTB-Beratungsstellen, die Menschen mit Behinderung und deren Angehörigen mit Rat und Tat zu Seite stehen. EUTB steht für ergänzende, unabhängige Teilhabeberatung – kostenlos und auf Augenhöhe. Ein besonderes Angebot der Organisation ist das Peer Counseling – ein Beratungsgespräch mit Menschen, die ebenfalls von Behinderung betroffen sind. In Osnabrück stehen in der EUTB der Patsy & Michael Hull Foundation e.V. zwei Peer-Beraterinnen für Gespräche zur Verfügung. Eine von ihnen ist Katrin Achberger. Im Austausch mit unserer Redaktion erläutert sie: „Ich als Mensch mit Behinderung kann die Lage meines Gesprächspartners sehr gut nachvollziehen und mich in die Situation hineinversetzen. Die Beratung findet dadurch komplett auf Augenhöhe statt.“
Kostenlos und unabhängig
Ergänzend zu anderen Einrichtungen erfolgt das Angebot komplett kostenlos und unabhängig von Trägern, die Leistungen bezahlen oder erbringen. Die Inhalte der Gespräche sind vielfältig und können alle Bereiche der Inklusion und Teilhabe am Leben in der Gemeinschaft betreffen. „Man kann mit jeglichen Themen auf uns zukommen. Wir geben Rat von A bis Z. Angefangen bei Arbeit und Beruf, über Assistenz in zentralen Lebensbereichen, bis hin zu Partnerschaft und Elternschaft. Wir beraten zum Beispiel auch schwangere Frauen, die ein Kind mit Behinderung erwarten“, erklärt Jennifer Hull-Krogull.
Persönliche Beratung
Die aktuelle Corona-Krise stellt sowohl für Menschen mit Behinderung, als auch für ihre Angehörigen eine besondere Belastung dar. „In den vergangenen Monaten standen wir Corona-bedingt nur per Telefon oder E-Mail für Gespräche zur Verfügung. Seit Mitte Mai haben wir wieder die Möglichkeit, nach Terminvereinbarung, persönlich bei uns in der Einrichtung mit Ratsuchenden zu sprechen“, erklärt Vanessa Wiethaup. Für die „Face-to-Face“ Beratung gilt keine Maskenpflicht. Hull-Krogull erläutert die Gründe: „Wir stellen eine Plexiglasscheibe zur Verfügung, um das Infektionsrisiko so gering wie möglich zu halten. Für die Ratsuchenden ist es wichtig, ein sympathisches Gegenüber zu haben. Gesichtsausdrücke müssen sichtbar sein. Wer sich mit Mund-Nasen-Schutz sicherer fühlt, bekommt selbstverständlich eine Maske zur Verfügung gestellt.“ Um das Infektionsrisiko weiter zu verringern, richtet die EUTB der Patsy & Michael Hull Foundation e.V. in Osnabrück zusätzlich eine Außenberatungsstelle unter freiem Himmel ein. „Aufgrund der Corona-Pandemie sind wir momentan leider nicht in der Lage Hausbesuche anzubieten. Wer nicht zu uns kommen kann, sich aber trotzdem ein persönliches Beratungsgespräch wünscht, kann per Telefon oder E-Mail einen Termin für einen gemeinsamen Spaziergang vereinbaren“, so Hull-Krogull.
„Wir sind für Ratsuchende da!“
„Gerade in der Corona-Krise fühlen sich viele Menschen einsam und sehen sich täglich mit neuen Herausforderungen konfrontiert. Daher möchten wir, noch einmal verdeutlichen, dass wir für Ratsuchende da sind. Wir stehen euch zur Seite“, so Hull-Krogull. Vor allem für Menschen mit Behinderung und ihre Angehörigen kann die aktuelle Situation eine besondere Belastungsprobe darstellen: „Auch für die Wohnheime traten Kontaktbeschränkungen in Kraft. Für Menschen, die sich aus diesem Grund entschieden haben, ihre Angehörigen zu Hause zu betreuen, kann die neue Gegebenheit eine große Belastung darstellen. Dasselbe gilt für Kinder mit Behinderung, die normalerweise die Ganztagsbetreuung einer Förderschule besuchen. Da muss immer jemand mit im Raum sein.“ Zudem fahren die Sammeltaxis, die die Kinder normalerweise morgens von zu Hause abholen und sicher zur Schule bringen, nicht mehr. „Eltern müssen sich daher selbst organisieren. Das Bringen und Abholen muss zudem mit Arbeit und Geschwistern vereint sein. Für Eltern, die kein Auto besitzen, ist das eine sehr schwierige Situation“, erklärt die Beraterin.
Infektionsrisiko und Abstandsregeln
Achberger lebt in einer eigenen Wohnung. Bei ihr sind Alltags- und Arbeitsassistenz verknüpft – dies ist allerdings nicht immer der Fall. „Menschen, die pflegebedürftig sind, sehen sich durch wechselnde Pflegekräfte und Taxifahrer einem höheren Infektionsrisiko ausgesetzt“, erklärt sie. Hull-Krogull ergänzt: „Ich hatte letztens ein Gespräch mit einer Mutter, die sich große Sorgen um ihr Kind machte. Das kleine Mädchen hat Trisomie 21 (Down-Syndrom) und ist dadurch nicht in der Lage die geltenden Abstandsregeln einzuhalten. Auch über diese Anliegen kann man mit uns sprechen.“
Beratungszeiten und Terminvereinbarung
„Auch in Zeiten von Corona sind wir für Ratsuchende da“, so Wiethaup. Die Beratung erfolgt kostenlos und nach Terminvereinbarung. „Natürlich stehen wir auch weiterhin neben persönlichen Gesprächen per E-Mail (eutb@pm-foudation.de) oder unter der Telefonnummer 0541 – 47055495 für Menschen mit Behinderung und deren Angehörige zur Verfügung.“ Die Beratungszeiten gehen Montag bis Freitag von 9:00 – 16:00 Uhr. Weitere Informationen sind über die Internetseiten www.teilhabeberatung.de oder www.gemeinsam-einfach-machen.de und www.pm-foundation.de erhältlich. Gefördert wird das Projekt durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales. „Melden Sie sich gerne bei uns, wir freuen uns auf Sie!“, so Hull-Krogull abschließend.