Nüchtern betrachtet ist Frank Otte fällig. Als „normaler Arbeitnehmer“ wäre es Zeit aus Altersgründen den Hut zu nehmen, egal wie die Leistungen im Job waren, oder auch nicht.
Wenn die laufende Amtszeit des Stadtbaurats am 16. Juni 2021 abläuft, steht er nur einen guten Monat vor seinem 64. Geburtstag – und die Regelarbeitszeit endet für im Jahr 1957 geborene Mitarbeiter im öffentlichen Dienst auch weiterhin bei 65.
Zeit den Platz zu räumen, für jüngere Mitarbeiter mit frischen Ideen und ohne Altlasten… könnte man meinen.
Rathausgezwitscher und Gerüchte, aufgezeichnet von Heiko Pohlmann
Frank Otte ist allerdings ein politischer Beamter und wird durch die Ratsmitglieder in sein Amt gewählt – in weiten Teilen auch Vertreter der „Generation Dritte Zähne“.
Und genau wie es für Politiker (Angela Merkel, 66 oder Horst Seehofer, 71) kein Verfallsdatum zu geben scheint, auch wenn vieles für Menschen im Rentenalter inzwischen zu „Neuland“ wird, so klammert sich auch Osnabrücks Stadtbaurat an seinen Schreibtisch und deshalb hatte auch er sich nochmals neu auf seinen Posten beworben.
Aber es gab durchaus auch Wettbewerb und Wettbewerber – auch jüngere. In den vergangenen Tagen traten je rund ein Dutzend Bewerber für die Neubesetzung des Baurat-Postens und des ebenfalls vakanten Posten des Stadtkämmerers im Rathaus zur Begutachtung an.
Wichtiger als Kompetenz oder Quote: Das Parteibuch muss stimmen
Die Herausforderung vor der die Findungskommission stand, war sicher nicht einfach. Beim Stadtkämmerer musste das Parteibuch der Sozialdemokraten, beim Stadtbaurat das der Grünen Partei vorhanden – oder der Kandidat oder die Kandidatin zumindest „auf Linie“ mit der jeweiligen Partei sein.
Und Frauen werden bei gleicher Qualifikation im immer noch männlich dominierten Leitungszirkel der Stadtverwaltung auch gerne gesehen – sofern denn das Parteibuch stimmt. Aber egal ob Leistung, Kompetenz, Jugend oder Quote… ohne das richtige Parteibuch wird das nichts!
Um es abzukürzen… auf den Fluren des Rathauses zwitschert es inzwischen recht laut und vor allem vielstimmig, dass Frank Otte wohl in die Verlängerung gehen könnte. Für eine komplette Amtszeit, an deren Ende Frank Otte dann fast 72 wäre, soll es aber nicht reichen.
Alle anderen Wettbewerber scheiterten, so jedenfalls die Gerüchtelage am Vorabend der Ratssitzung, im Auswahlverfahren… man kann sich wohl denken woran.
Soll Frank Otte bis knapp zu seinem 68. Geburtstag im Amt bleiben?
Dem Vernehmen nach wird Oberbürgermeister Wolfgang Griesert am Dienstagabend, kurz nach 17 Uhr, dem Rat der Stadt Osnabrück vorschlagen Frank Otte für eine halbe Amtszeit, also bis zum Jahr 2025 weiterzubeschäftigen.
Der, der das schon jetzt bestätigen könnte, Oberbürgermeister Wolfgang Griesert, schweigt auf die Anfrage unserer Redaktion. Es bleibt also noch ein wenig spannend bis zum Dienstagabend.
Verlängerung des Stadtkämmerer-Postens auch Teil von Ränkespielen
Nur wenig dringt zur zweiten Stelle, die ebenfalls am Dienstagabend neu- bzw. wieder-besetzt werden soll, nach außen. Auch um den Posten des Stadtkämmerers gibt es politische Ränkespiele, die mit der Leistung des Kandidaten nur wenig bis gar nichts zu tun haben.
Acht Jahre hatte Thomas Fillep (fast schon jugendliche 55) den Job übernommen. In den Fraktionssitzungen vor der eigentlichen Ratssitzung wird noch durchgespielt, an welchen Bedingungen man die Zustimmung zum einen oder anderen Kandidaten knüpfen könnte.
Was der Öffentlichkeit dann am Dienstag in den Redebeiträgen der Parteienvertreter „vorgespielt“ wird ,folgt dann einem vorab fein abgestimmten Drehbuch.
Unsere Redaktion berichtet wie gewohnt direkt aus der Ratssitzung am Dienstagabend. Die Ratssitzung, die wegen der Corona-Lage erneut in der OsnabrückHalle stattfindet, ist öffentlich und kann von jedem Bürger ohne Anmeldung besucht werden (anders als im Ratssitzungssaal sind genügend Plätze für Besucher vorhanden).
Shoppingtipp: Was es dafür braucht einen Leitungsposten bei der Stadt Osnabrück zu bekommen, gibt es über diesen Link auch bei eBay… es muss nur „das Richtige“ sein.
Eine Interessante neue Stimme im Gezwitscher: Kurz vor der Veröffentlichung dieses Artikels meldete sich noch ein Vögelchen aus dem Rathaus und gab zu bedenken, dass ein Wahlbeamter in Niedersachsen immer(!) für acht Jahre gewählt würde, er aber bei Erreichen der Pensionsgrenze (siehe oben, 65 + ggf. ein paar Monate) ausscheiden könne… eine interessante Ergänzung aus dem vielstimmigen Chor, der aus dem Rathaus klingt. Besonderer Charme dieser „Melodie“: Die längerfristige Neubesetzung würde dann nach der Kommunal- und OB-Wahl im Herbst 2021 erfolgen.
Dienstagabend wissen wir mehr!
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