In Kürze wird in China wieder eine Bestellung aus Osnabrück eintreffen. Die Hasestadt braucht neue Pflastersteine für die Große Straße, weil bei Bauarbeiten der Stadtwerke zahlreiche der im Jahr 2000 teilweise per Luftfracht gelieferten Granit-Steine zerstört wurden.
[Update 4. August, 09:30 Uhr] Die Stadtwerke haben eine Lösung gefunden, um auf den Nachkauf von Steinen aus China verzichten zu können.
Seit dem Herbst 2018 wird die Große Straße stückchenweise aufgerissen und wieder zugemacht. Damit dürfte sich die Baumaßnahme in der inoffiziellen Hitliste der Osnabrücker Dauerbaustellen ganz oben einreihen; nicht zuletzt, weil der letzte Bauabschnitt zwischen der Markthalle und dem Nikolaiort erst im kommenden Jahr und damit sechs Jahre nach Baubeginn in Angriff genommen wird.
Grund für die Bauarbeiten sind die bei Baubeginn vor fünf Jahren bereits rund 45 Jahre alten Gas- und Wasserleitungen, die alters- und zustandsbedingt erneuert werden müssen. Die Stadtwerke-Netztochter nutzt die Arbeiten, um zudem aufgrund des zunehmenden Strombedarfes die Stromleitungen zu verstärken sowie Schutzrohre für den Breitbandausbau in der Innenstadt mitzuverlegen.
Granit-Steine wurden im Jahr 2000 teilweise einbetoniert
Um an die Rohre zu kommen, musste auch das im Jahr 2000 verlegte Pflaster aus “China-Granit” entfernt werden. “Weil die Steine teilweise einbetoniert waren und man sie nicht immer ohne Beschädigungen aus dem Boden bekommt, konnten Teile des Pflasters nicht wiederverwendet werden”, erklärt Stadtwerke-Sprecher Sebastian Philipp auf Nachfrage unserer Redaktion, warum nach Beendigung der Bauarbeiten in den bereits fertiggestellten Abschnitten an einigen Stellen provisorisch erstellte Teerflächen zu sehen sind.
Stadtrat wollte damals keine Steine aus dem Piesberg
Die Neupflasterung der Großen Straße im Jahr 2000 war eine Provinzposse, die vielen Osnabrückerinnen und Osnabrückern noch gut in Erinnerung sein wird. Statt heimischen Steinen aus dem Piesberg oder zumindest aus Deutschland oder Europa zu verwenden, wird unter SPD-Oberbürgermeister Hans-Jürgen Fip und dem auch damals schon rot/grün-dominierten Stadtrat eine scheinbar günstigere Lösung favorisiert: Granit aus einem Steinbruch im kommunistischen China soll es sein.
Mangelnder Arbeitsschutz und mögliche Menschenrechtsverletzungen in China zählten nicht
Hinweise auf mangelnden Arbeitsschutz und mögliche Menschenrechtsverletzungen durch Zwangsarbeit in den chinesischen Steinbrüchen werden ignoriert. Immerhin soll der im fernen Asien bestellte Stein eine “Festigkeitsgrantie” haben.
Allerdings reichte die Festigkeit wohl nicht, um die von den Stadtwerken beauftragten jüngsten Bauarbeiten zu überstehen.
“Das war uns vorher klar und daher haben wir mit der Stadt abgestimmt, dass wir nach dem Abschluss der Gesamtmaßnahme – also wenn klar ist, wie viele Steine wir insgesamt brauchen – die nötige Menge bestellen und dann das Pflaster auf der gesamten Länge wiederherstellen”, so Philipp. Dass die Große Straße nun an einigen Stellen aussieht wie ein Flickenteppich, wird erneut mit Kosten begründet. Das gewählte Vorgehen sei “effizienter, als mehrfach Kleinstmengen zu bestellen”, heißt es von den Stadtwerken.
Steine sollen wieder aus China kommen, aber nicht per Luftfracht
Und wo kommen die neu zu bestellenden Steine her? Wieder aus China? Auch das wollte unsere Redaktion wissen und erhielt die Bestätigung, dass es derselbe Lieferant wie damals werde “Es muss ja der gleiche Stein sein”, weil sonst die neu zu pflasternden Stellen anders aussehen würden.
Allerdings, so der Stadtwerke-Sprecher, werde nicht wie im Jahr 2000 unter Zeitdruck bestellt. “Wenn wir wissen, was wir brauchen, bestellen wir die Steine beim Lieferanten und dann kommen die per Schiff.”
Im Jahr 2000 wurde eine Teilmenge der Granit-Steine für die Große Straße per Luftfracht aus China eingeflogen. Allein die Frachtkosten betrugen seinerzeit 125.000 DM (knapp 64.000 Euro) – für Steine mit einem Warenwert von 15.000 Euro (etwa 6.700 Euro).