Freitagmorgen fuhr eine Delegation Osnabrücker Ratsmitglieder ins Ruhrgebiet, um sich auf Einladung des Investors Unibail-Rodamco die Shoppingcenter in Recklinghausen und Mönchengladbach anzuschauen. Ob es Neuigkeiten zum am Neumarkt geplanten Projekt „OSKAR“ gibt, ist nicht bekannt. Die Presseabteilung des Konzerns reagiert seit Monaten nicht mehr auf Anfragen der HASEPOST. Immerhin, das ist dem unserer Redaktion vorliegenden Zeitplan der Exkursion zu entnehmen, stand das Osnabrücker Projekt gegen 16 Uhr auf der Agenda: „Vorstellung neues Mall-Konzept OSKAR“.
Allen Unkenrufen zum Trotz, ganz offensichtlich „lebt“ Oskar noch.
Hätte, könnte, würde – doch bislang ist nichts verwirklicht
Dabei hätte doch schon jetzt alles so schön sein können! Im vergangenen Herbst hätte Oberbürgermeister Boris Pistorius feierlich das Einkaufscenter am Neumarkt eröffnet, der ungeliebte Platz könnte endlich zum Verweilen einladen – und täglich einige hundert kreuzende Busse auf dem Neumarkt würden nur noch die üblichen Nörgler stören.
So oder ähnlich werden sich die Befürworter des Einkaufszentrums am Neumarkt das wohl vor rund fünf Jahren gedacht haben, als das Essener Unternehmen mfi, das inzwischen selbst zum Spielball internationaler Spekulanten geworden ist, seine Pläne für das Einkaufszentrum vorstellte.
Doch Boris Pistorius ist längst nicht mehr Oberbürgermeister der Hasestadt und die durchweg gebrochenen Terminversprechen der inzwischen zum französischen Unibail-Rodamco und einem kanadischen Investmentfonds gehörenden Firma mfi sind legendär.
Der Vertragspartner der Stadt nimmt es mit Terminen nicht so genau
Wer erinnert sich noch an die jüngsten öffentlichen Bekundungen von SPD-Chef Frank Henning, dass spätestens im Herbst 2015 (ursprünglich war das mal der Eröffnungstermin) die Bagger anrollen sollen? Zu dem Zeitpunkt war das Interview, das der mfi-Manager Björn Reineking der Lokalzeitung NOZ ins Blatt diktierte (Abruf ggf. gebührenpflichtig), nachdem der Abrisstermin bereits für das Frühjahr 2014 geplant sei, bereits ein weiterer Beleg für ein gebrochenes Verhältnis der Einkaufscenter-Investoren zur Wahrheit.
Das aktuelle Terminversprechen, das dem Oberbürgermeister Wolfgang Griesert angeblich per Telefon übermittelt wurde, lautet: „Spätestens im Frühjahr“ (2016) solle wenigstens mit den vorbereitenden Abbrucharbeiten begonnen werden.
Einkaufscenter sind für Anleger nicht mehr attraktiv
Doch nun könnte von Seiten der Börse das Aus für die schon so oft verschobenen Pläne kommen. Die Tageszeitung Die Welt berichtete vor ein paar Tagen „Einkaufsmeilen sind out“ und „Profi-Anleger“ seien nervös und befürchten „Schlimmes, gerade weil im vergangenen Jahr Rekordbeträge in diesen Bereich geflossen sind. Manchen dämmert nun, dass diese Investments sich vielleicht nicht auszahlen. Denn die Einkaufsstraßen in Deutschland stehen vor einem dramatischen Umbruch“.
Ein erstes Opfer dieses Stimmungswechsels sei, so die Welt, der Einkaufscenter-Investor Deutsche Euroshop geworden, der auf einen Schlag um 8% an Wert verlor, nur weil seine Vorstände eine leichte Anpassung ihrer Gewinnerwartung kommuniziert hatten.
Doch auch ohne schlechte Nachrichten hat die Strahlkraft der einstigen Investorenlieblinge deutlich nachgelassen. Schaut man sich den Kursverlauf der Aktie von Unibail Rodamco im Verlauf der vergangenen Monate an, zeigt sich im Vergleich zum DAX30 fast durchgängig eine erkennbare Schwäche entlang des Vergleichs-Index.
Platzt jetzt die Spekulationsblase?
Dabei sind es gerade die Erfolgszahlen die nun zum Boomerang für die ganze Branche werden können. In den vergangenen Jahren flossen Milliardenbeträge in eine Hand voll spezialisierter Investoren und Fonds. Fast 400 Millionen Euro machte ein kanadischer Pensionsfonds locker, um 46,1% des einstigen Mittelständlers mfi aus Essen zu übernehmen. Nun sind die Märkte jedoch so überhitzt, dass selbst in besten Lagen in Berlin, Düsseldorf, Frankfurt, München, Köln und Stuttgart die Renditen unter der Marke von vier Prozent liegen“, so ein Immobilienexperte gegenüber der Welt. Dieser klagt weiter, dass in München die Renditen für Topobjekte sogar bereits auf 3,5 Prozent geschrumpft seien.
Nun fordert auch noch der Onlinehandel seinen Tribut
Was lange Zeit niemand der Einkaufscenter-Befürworter hören wollte, wird nun immer deutlicher zur Gewissheit: Der Onlinehandel ist nicht nur gekommen um zu bleiben, er ist auch der einzige Handelsbereich der noch signifikantes Wachstum vermelden kann.
Von den zwei Prozent Wachstum, die der Handelsverband Deutschland vor dem Weihnachtsgeschäft für das Jahr 2015 prognostizierte, sollen nach Angaben der Welt nur noch 0,7% auf den stationären Handel entfallen sein. Den Rest verbuchte der Onlinehandel, was für dieses Marktsegment ein Wachstum von 12% bedeutet.