Rolltreppen bei Galeria Kaufhof Osnabrück / Foto: Pohlmann
Eingangstüren, Schränke und Rolltreppen: Im ehemaligen Galeria Kaufhof-Gebäude am Osnabrücker Neumarkt steht derzeit all das zum Verkauf, was zur Neu- und Umgestaltung wiederverwendet werden kann. Weshalb Bauen mit recycelten Stoffen so wichtig ist, haben wir Expertin Annabelle von Reutern von Concular gefragt.
“Die Baubranche ist der größte Umweltverschmutzer der Welt”, sagt Annabelle von Reutern von Concular. Derzeit vermarktet das Unternehmen für den Bauträger Values, der das ehemaligen Galeria Kaufhof-Gelände in das “Osnabrücker Ding” verwandeln will. 60 Prozent des globalen Abfalls ergebe sich durch Bauschutt, die Baubranche mache 40 Prozent der globalen CO2-Emissionen aus. Deshalb hat sich das junge Unternehmen mit Sitz in Berlin und Stuttgart auf die Fahne geschrieben, diese Zahlen zu reduzieren. Und wie soll das gelingen? Mit recycelten Baumaterialien.
Bisher gerade einmal ein Prozent wiederverwendet
Gerade einmal ein Prozent der verbauten Materialien würden wiederverwendet werden – obwohl die Materialien noch brauchbar seien. Wenn man die Erderwärmung um 1,5 Grad verhindern wolle, müsse man also bereits jetzt umdenken. “Außerdem sind Lieferketten anfälliger, Materialien knapper und die Wartezeiten dafür länger geworden”, so von Reutern. Mit der Wiederverwendung von Baumaterialien und damit einer alternativen regionalen Lieferkette könne man also auch Baustellenverzögerungen lösen – und CO2 einsparen. “Wir betreiben hier Pionierarbeit”, erzählt die Architektin. Denn Concular sei das erste Unternehmen, das sich mit Recycling in der Baubranche beschäftige. “Das Mindest muss sich ändern: Denn neu ist nicht immer besser.” Das Unternehmen habe rund eine Woche lang das Material im ehemaligen Kaufhof gesichtet und klar selektiert, was ohne Probleme wiederverwertet werden kann. Damit sei die Qualität der Materialien gesichert.
Umdenken muss künftig stattfinden
Vor allem im Hinblick auf die neuen Richtlinien der EU, die 2023 Inkrafttreten, werde aber ein Umdenken stattfinden müssen. Denn: Dann müssen 90 Prozent der Materialien aus einem Rückbau recycelt, ebenso 50 Prozent recycelter Baustoffe bei einem Neubau verwendet werden. “Die Form sollte künftig also der Verfügbarkeit folgen”, fasst von Reutern zusammen. Regionales Bauen sei hier das Stichwort. Auch im Osnabrücker Kaufhof werde man vermutlich nicht alle Bauteile wieder in den Kreislauf zurückführen können, aber: “Wir sind optimistisch, dass wir einiges verkaufen können”, sagt von Reutern.
Wer noch ein Stück Galeria Kaufhof erwerben möchte, findet unter https://concular.de/de/galeria-kaufhof-osnabrueck alle zum Verkauf angebotenen Stücke.