Angesichts der stark steigenden Netzentgelte fordert der Chef des Chemiekonzerns BASF, Martin Brudermüller, eine neuerliche staatliche Subventionierung der Stromnetze in Deutschland. Die bisherige Finanzierung über Entgelte sei „nicht zukunftsfähig“, sagte Brudermüller dem „Spiegel“. „Die Bereitstellung von Infrastruktur ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe.“
Zwar deckt BASF bislang einen Großteil des Strombedarfs in Deutschland mit eigenen Kraftwerken in Ludwigshafen und Schwarzheide, doch je mehr Ökostrom der Konzern von Windparks in der Nordsee kauft, desto mehr sei man gezwungen, öffentliche Netze zu nutzen. Brudermüller bereitet Sorge, dass die Stromkosten insgesamt „nicht runtergehen, sondern hochgehen in der Republik“.
Die Bundesregierung wollte den Anstieg der Übertragungsnetzentgelte in diesem Jahr ursprünglich mit einem Zuschuss von 5,5 Milliarden Euro aus dem Wirtschaftsstabilisierungsfonds dämpfen. Doch nach dem Haushaltsurteil des Bundesverfassungsgerichts kassierte die Koalition den Zuschuss wieder ein. Der Preisanstieg trifft große Industriebetriebe, die direkt an die sogenannten Stromautobahnen angeschlossen sind, und mittelbar auch Privathaushalte, da Übertragungsnetzentgelte von den regionalen Netzbetreibern weitergereicht werden.
Um die Kosten für den Netzausbau zu dämpfen, regt der Chef des Übertragungsnetzbetreibers 50Hertz, Stefan Kapferer, die Rücknahme einer Vorschrift aus dem Jahr 2015 an: Danach müssen neue Gleichstrom-Übertragungsleitungen vorrangig in die Erde verlegt werden; Leitungen auf Masten wurden in der Nähe von Wohngebieten verboten. „Erdkabel sind um ein Vielfaches teurer als Freileitungen“, sagte Kapferer dem „Spiegel“. „Wir sollten ehrlich fragen, ob wir uns das leisten können.“ Jede Milliarde, die Übertragungsnetzbetreiber dank überirdischer Leitungen sparten, sei gut für die Kunden, so Kapferer.
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