Martin Brudermüller, CEO von BASF, spricht sich für die Abschaffung der Mehrwertsteuer auf klimaneutrale Produkte aus und fordert eine realistischere und detailliertere Klimapolitik. Er kritisiert Strukturen in Berlin, Brüssel und den Mangel einer „echten Industriepolitik“ für Technik und Innovation in Deutschland.
Klimaneutrale Produkte und Steuerentlastung
In einem Interview mit der Wochenzeitung „Die Zeit“ erläuterte Brudermüller seine Vision für eine progressivere Klimapolitik. „Dann haben Sie plötzlich 19 Prozent der Kosten frei und können damit auch noch niedrige Einkommen entlasten“, sagte er, im Rahmen seiner Forderung, die Mehrwertsteuer auf klimaneutrale Produkte zu streichen. Er bezeichnet diese Idee als ein „kreatives Element, wie ich es gerade in der Diskussion um Klimaschutz vermisse.“
Pragmatismus und erreichbare Zwischenziele
Brudermüller kritisierte die Klimapolitik in Berlin und Brüssel für ihre ständig steigenden Ambitionen ohne Rücksicht auf ihre Durchführbarkeit. „Wir sollten als Gesellschaft weniger träumen und mehr nach einem detaillierten Plan für jedes Jahr vorgehen. So ein Plan fehlt der Republik“, betonte er. Er äußerte seine Enttäuschung über den Mangel an konkreten Vorschlägen von Seiten der Union.
Forderung nach echter Industriepolitik
Der BASF-Chef mahnte eine „echte Industriepolitik“ für Technik und Innovation an und kritisierte deren Fehlen unter der Regierung Angela Merkel. Die Industrie, insbesondere die chemische, bräuchte erträgliche Kosten und weniger Regulierung. „Der European Green Deal umfasst für die chemische Industrie bereits jetzt 14.000 Seiten Regulierung, am Ende könnten es an die 20.000 sein“, betonte er und unterstrich damit die Notwendigkeit einer ausgewogeneren Politik, die Innovation fördert und gleichzeitig auf Nachhaltigkeit abzielt.