Candice Lin stellt „The Glittering Cloud“ in der Kunsthalle aus. Foto: Sophie Scherler
Die Kunsthalle Osnabrück starte ab Samstag, den 6. November, mit dem zweiten Teil ihres Programms „Barrierefreiheit“. Drei neue Ausstellungen beschäftigen sich auf ihre ganz eigene Art mit dem Thema: mal spektakulär und bunt, mal ganz ruhig und fokussiert. Bis in den Februar hinein finden zusätzlich künstlerische Workshops und Führungen statt.
„Katrin Mayer ist eine Künstlerin, die sehr ortsspezifisch arbeitet und Vergangenheit und Gegenwart in ihrer Arbeit verwebt“, sagt die Direktorin der Kunsthalle, Juliane Schickedanz. Ihre Ausstellung „Flurfunker:innen“, die im Kreuzgang der Kunsthalle zu sehen sein wird, beschäftigt sich gleichermaßen mit den Geschichten der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kunsthalle und den Abbildungen von Frauen in der Kirchengeschichte.
Die Architektur des Gebäudes bezieht sie dabei ebenso in ihr Werk ein, wie seine Geschichte. Blau ist die vorherrschende Farbe. Mayer: „Ich habe mich für diese Farbe entschieden, weil Frauen in den alten Buchmalereien blau gekleidet waren. Außerdem ist blau auch Farbe des Internets; Links sind zum Beispiel blau.“ Internet ist deswegen ein wichtiges Stichwort, weil ein Teil ihres Werkes auf einer eigenen Website zu finden sein wird.
Was passiert, wenn Kulturen aufeinander treffen?
Die zweite Ausstellung ist von der amerikanischen Künstlerin Candice Lin. Sie beschäftigt sich mit kolonialgeschichtlichen Kontexten von heute, insbesondere globalen Handelswegen und angeeignetem Wissen. Eines ihrer Werke thematisiert George Psalmanazar. Lin: „Psalmanazar gab sich als Ureinwohner Formosas, dem heutigen Taiwan, aus. Er erfand eine ganze ethnografische Abhandlung mit eigener Schrift, Religion und Teufelsbildern und präsentierte sich den Europäern so, wie sie sich diese Menschen vorstellten. Er nahm zum Beispiel Opium, aß rohes Fleisch oder schlief im Sitzen.“
Das spektakulärste Stück von Lins Ausstellung ist ein großes, hölzernes Katapult, das regelmäßig Glitzerbomben auf eine Leinwand schießt. Es thematisiert die erste biologische Kriegsführung der Mongolen, die Leichenteile von Pesttoten mit einem Katapult auf die Stadt Kaffa (auf der heutigen Krim) schleuderten. Die Videoleinwand, welche die Glitzerkugeln in Bewegung setzt, zeigt ein Katzenwesen, das die Besucherinnen und Besucher zur westlich angeeigenten Trendsportart Qigong einlädt. Mit ihren Installationen verwandelt Lin die Kunsthalle in einen Ort, der die Ideale von Heilung und Wohlstand als Zeichen von Macht und Ungleichheit demaskiert.
Eröffnung am Samstag
Das Filmprogramm übernimmt ab dem 6. November die Künstlerin Inga Zimprich. Der Ausstellungsraum wird zur bühnenhaften Tiefgarage und Begegnungsort. Die Filme werden in unterschiedlichen Sprachen, auch Gebärdensprache oder Braille (Blindenschrift), übersetzt.
Der zweite Teil von „Barrierefreiheit“ eröffnet am Samstag von 16 bis 21 Uhr. Ein besonderes Highlight: Künstlerin Mayer hat extra für den Anlass Proseccodosen mit entworfen.