(Symbolbild) Depressionen
Die AOK hat am Dienstag (26. Juli) die bisher umfangreichste landesweite Studie zur Versorgung von Menschen mit Depressionen veröffentlicht. Laut Experten ist die Versorgung insgesamt unzureichend.
Die Versorgungsforscher der AOK Niedersachsen, Experten der Medizinischen Hochschule Hannover, der Leibniz Universität Hannover und der Ostfalia Hochschule Wolfsburg haben die Daten von mehr als 285.000 Personen aus dem Jahr 2018 mit diagnostizierten Depressionen untersucht. „Die Versorgung von Menschen mit psychischen Erkrankungen ist ein ungemein wichtiges Thema. Mit der Analyse möchten wir einen Einblick in die Versorgung geben und betrachten parallel, wo Optimierungspotenzial bestehen könnte“, so Dr. Jürgen Peter, Vorstandsvorsitzender der AOK Niedersachsen.
Nur sechs Prozent der Betroffenen in Psychotherapie
Nur etwa die Hälfte der Betroffenen nahm eine nicht antragspflichtige psychotherapeutische Leistung in Anspruch. Dazu gehören beispielsweise niedrigschwellige Arzt-Patientengespräche, psychotherapeutische Sprechstunden oder Probesitzungen. Eine umfassende Psycho- oder Verhaltenstherapie hingegen nutzten nur sechs Prozent der Patienten. Dennoch wurden 42 Prozent der Patienten Antidepressiva verschrieben.
Trotzdem erscheint die Versorgung laut Experten insgesamt unzureichend. „Besonders auffällig ist, dass von den Patienten mit einer schweren Depressionsdiagnose nur 40 Prozent Kontakt zu einem spezialisierten Facharzt hatten. Nur rund 60 Prozent bekamen Antidepressiva und nur etwa jeder zehnte Patient erhielt eine umfassende psychotherapeutische Versorgung nach Psychotherapie-Richtlinie“, so Prof. Kai G. Kahl, leitender Oberarzt an der Medizinischen Hochschule Hannover. „Bedenkt man, dass nach Leitlinie schwer betroffene Patienten sowohl medikamentös als auch psychotherapeutisch versorgt werden sollten, können wir klare Defizite in der Versorgung erkennen.“
Ursachen für die Lücken unklar
Laut der AOK Niedersachsen können die Ursachen für die dürftige Behandlung der Patienten, nicht anhand der Studie festgestellt werden. Möglich seien hier unter anderem unzureichende diagnostische Maßnahmen, die Ablehnung von Medikamenten oder einer therapeutischen Behandlung seitens der Patienten oder auch ein mangelnder Zugang zu Fachspezialisten. „Wir sehen auch, dass bei 40 Prozent der Patienten ausschließlich eine unspezifische Depressionsdiagnose gestellt wurde. Da sich Art und Umfang der Therapie jedoch nach Schweregrad der Erkrankung richten, sollte verstärkt Augenmerk auf die Diagnosestellung und Schweregradbeurteilung gelegt werden“, so Peter weiter.
Die Ergebnisse der Studie wurden im Deutschen Ärzteblatt veröffentlicht.