ICD-10 I60 bis I64 – hinter diesen medizinischen Codes verbirgt sich die Diagnose „Schlaganfall“. Mehr als 9.000 AOK-Versicherte in Niedersachsen waren im vergangenen Jahr betroffen und wurden deswegen im Krankenhaus behandelt. Zum „Tag gegen den Schlaganfall“ am 10. Mai zeigt eine Analyse der AOK Versorgungsforscher nun einen deutlichen Rückgang der häufigsten neurologischen Erkrankung.
11 Prozent weniger Schlaganfälle
Bei den Versicherten der AOK Niedersachsen lässt sich im 10-Jahres-Vergleich (2009-2019) unter Berücksichtigung der Alters- und Geschlechtsstruktur ein Rückgang der Schlaganfallhäufigkeit von insgesamt 11 Prozent beobachten. Dr. Jürgen Peter, AOK-Vorstandsvorsitzender: „Das kann darauf hinweisen, dass die Versorgung der Grunderkrankungen wie Bluthochdruck, Diabetes Typ-2, Fettstoffwechselstörungen oder Arteriosklerose besser geworden ist.“
Rückgang auch in der Pandemie
Analysen des Wissenschaftlichen Instituts der AOK zeigen auch in den Corona-Jahren 2020 und 2021 deutlich weniger stationäre Schlaganfall-Patienten. So sind die Fallzahlen in der ersten Pandemie-Welle um 5 Prozent, in der zweiten um 7 Prozent, in der dritten um 6 Prozent und in der vierten Welle um 4 Prozent im Vergleich zum Jahr 2019 gesunken. Weiter ergeben die Daten aus dem aktuellen Krankenhaus-Report, dass in den Kliniken in dieser Zeit eher schwerere Fälle angekommen sind. Das deute darauf hin, dass Patienten mit milderen Symptomen in der Pandemie vielfach nicht oder nur verzögert den Rettungsdienst gerufen hätten.
29 Stroke Units in Niedersachsen
Die Akut-Versorgung von Schlaganfällen hat sich in den letzten Jahren durch
die flächendeckende Einführung von sogenannten Stroke Units in neurologischen Kliniken deutlich verbessert. In Niedersachsen gibt es aktuell 29 dieser zertifizierten Schlaganfall-Intensivstationen, die über große Erfahrung verfügen und in der Regel in einem maximalen Zeitkorridor von ca. 45 Minuten erreichbar sind. AOK-Chef Dr. Jürgen Peter: „Patienten, die direkt in einer Stroke Unit versorgt werden, haben eine deutlich bessere Überlebenschance.“
Bei Symptomen schnell handeln
Schlaganfälle zählen zu den führenden Ursachen für Behinderungen und Sterblichkeit. Bei plötzlichen Symptomen wie z.B. Schwindel, Seh- oder Sprachstörungen, Gesichtslähmungen oder Lähmungen von Armen oder Beinen ist eine schnellstmögliche Diagnostik und Behandlung lebenswichtig. Bei Anzeichen eines Schlaganfalls sollten Betroffene nicht zögern, den Rettungsdienst zu rufen oder so schnell wie möglich ärztliche Hilfe zu suchen. Die Strukturen des Rettungsdienstes sind landesweit gut ausgebaut. Auch in den sogenannten „NUN-Algorithmen“ (Niedersächsische Umsetzung Notfallsanitätergesetz) ist klar geregelt, dass ein Patient mit dem Verdacht auf Schlaganfall idealerweise in eine Klinik mit neurologischer Fachabteilung gebracht werden soll.