Antonius Fahnemann hat sich in verschiedenen Funktionen engagiert, darunter als Richter, Mediator und zuletzt als Präsident des Landgerichts Osnabrück. Doch in den Köpfen der Osnabrückerinnen und Osnabrücker bleibt er vor allem durch sein herausragendes ehrenamtliches Wirken in Erinnerung. Dafür erhielt er jetzt die Bürgermedaille.
„Sie sind jemand, dem man abnimmt, was er sagt, auch wenn es einem im Einzelfall mal nicht gefallen mag. Sie kommunizieren freundlich und verbindlich und stets mit einem kleinen Lächeln im Gesicht, aber, wenn es sein muss, auch hart in der Sache. Und wem Sie Ihr Wort geben, der kann sich sicher sein, dass er sich darauf verlassen kann. Kurz gesagt: Sie haben in Osnabrück und Umgebung das, was man neudeutsch ‚Standing‘ nennt“, so Osnabrücks Oberbürgermeisterin Katharina Pötter in ihrer Laudatio.
Antonius Fahnemann? Der ist einfach ein Guter!
„Ich habe im Vorfeld der heutigen Feierstunde mehreren Menschen erzählt, dass wir Ihnen die Bürgermedaille verleihen werden. Dass bei solchen Gesprächen Wertschätzung geäußert wird, ist nicht weiter ungewöhnlich. Aber ich kann mich nicht erinnern, in einem solchen Zusammenhang schon einmal so oft das Wort ‚Freund‘ gehört zu haben. Viele Osnabrücker sind stolz darauf, sie als solchen bezeichnen zu dürfen. Und ein Gesprächspartner brachte alles, worüber wir hier heute sprechen, mit wenigen Worten auf den Punkt: ‚Antonius Fahnemann? Der ist einfach ein Guter!’“.
Radikaler Perspektivwechsel
Mit Blick auf seine zahlreichen Ehrenämter betonte Antonius Fahnemann in seiner Dankesrede, wie sehr er es schätze, Menschen kennen zu lernen und von ihrem Wissen und ihrer Erfahrung zu profitieren. Aus diesen Gründen hätten ihm die Ämter mehr gegeben, als er investieren musste. Er könne sogar sagen, dass es ihm Spaß gemacht habe. „Spaß verbietet sich allerdings im Zusammenhang mit meinem dritten Ehrenamt als Ansprechperson für Opfer sexueller Gewalt durch Priester und andere Kirchenangehörige. In fast sieben Jahren habe ich unglaublich viele Schicksale und schlimme menschliche Entwicklungen durch Verbrechen an Kindern und Jugendlichen erleben müssen. Es sind unglaubliche menschliche Katastrophen, die dort angerichtet wurden. Das hat mir einen radikalen Perspektivwechsel ermöglicht: Vom unparteiischen Richter zu einem Menschen, der sich ganz auf die Seite der Betroffenen stellt“.
Versöhnlich schloss Fahnemann seine Dankesrede: „Ich bin dankbar, in solche Ehrenämter gekommen zu sein und diese mit Hilfe vieler großartiger Menschen ausfüllen zu dürfen. Sie sehen hier einen Menschen, der dankbar ist, dass er sich so entwickeln durfte und der dankbar ist für die Ehre und für die Wertschätzung, die er durch diese Auszeichnung erfährt“.
Antonius Fahnemann wurde 1950 in Nordhorn geboren. 1978 wurde er zum Richter auf Probe am Landgericht Osnabrück ernannt, 1981 dann zum Richter am Landgericht Osnabrück. Ab 1999 war Fahnemann Direktor des Amtsgerichts Bad Iburg und wurde 2004 Vizepräsident des Landesgerichts Osnabrück. Von 2006 bis zum Eintritt in den Ruhestand 2016 war er Präsidenten des Landgerichts Osnabrück. Hervorgetan hat er sich zudem als Mediator und Vorsitzender verschiedener Schlichtungsstellen. Ehrenamtlich trat er als Vorstandsvorsitzender der Förderstiftung Heilpädagogische Hilfe und der Haarmann-Stiftung Umwelt und Natur, aber vor allem als Ansprechperson für Opfer sexuellen Missbrauchs des Bistums Osnabrück hervor.