Auf dem Weg zum Posten des Oberbürgermeisters sind einige Hürden zu nehmen, bis am 12. September die eigentliche OB-Wahl auf dem Kalender steht. Annette Niermann, von der Parteispitze der Osnabrücker Grünen bereits kurz nach der Jahreswende als Kandidatin präsentiert, hat nun auch die Zustimmung der Parteibasis erhalten, um für den OB-Posten der Hasestadt zu kandidieren.
Wie in Corona-Zeiten leider notwendig, konnte die Präsentation der derzeit noch als Bürgermeisterin für Bad Iburg tätigen Niermann vor der Basis der Ökopartei nur online stattfinden. Dazu wurde am Samstagvormittag eine „Online-Mitgliederversammlung“ abgehalten. Am frühen Nachmittag erfolgte dann die Wahl, bei der Annette Niermann dann 97,4 Prozent der abgegebenen Stimmen für sich entscheiden konnte.
„Unsere Geschichte beginnt heute und ich freue mich jetzt riesig auf die nächsten Wochen, in denen wir gemeinsam an einem starken Programm für ein zukunftsfähiges und noch grüneres Osnabrück arbeiten werden“, erklärte Niermann nach ihrer Wahl.
Mehr Zusammenarbeit mit dem Landkreis als Ziel
In ihrer Bewerbungsrede hob Niermann das Potential der Stadt vor allem in Verbindung mit einer noch stärkeren Zusammenarbeit mit den umliegenden Gemeinden und dem Landkreis als Region Osnabrück hervor. Sie zeigte sich, so die Osnabrücker Grünen in einer Pressemitteilung, optimistisch, Osnabrück unter den sich verschärfenden finanziellen Rahmenbedingungen zukunftsfest zu machen. Dafür gelte es, den Wirtschafts- und Hochschulstandort Osnabrück zu stärken, die Stadt zur Vorreiterin in Sachen Klimaschutz zu machen, die notwendige Verkehrswende auf den Weg zu bringen sowie die Weiterentwicklung einer lebendigen Innenstadt, die Schaffung mehr bezahlbaren Wohnraums und die Bekämpfung der Kinderarmut voranzutreiben. Dabei komme der frühzeitigen Einbindung der Bürger*innen, Unternehmen und Institutionen vor Ort eine zentrale Bedeutung zu. Laut Niermann sei es Zeit für eine Politik des Miteinanders, die auf Beteiligung, Dialog und Transparenz setze.
Autofreie Innenstadt kein Thema mehr?
Der Parteivorstand um die Vorsitzenden Eva Güse und Jurek Milde zeigte sich in einer Erklärung hocherfreut über den „Coup“, Niermann Anfang Januar als Kandidatin offiziell vorgeschlagen zu haben. Es sei gelungen, mit einer guten Nachricht in das neue Jahr zu starten, die viele Menschen positiv überrascht habe. Die zahlreichen Reaktionen innerhalb wie außerhalb der Partei hätten gezeigt, dass man mit Annette Niermann genau die richtige Kandidatin aufgestellt habe, die Osnabrück jetzt brauche.
Zu den zahlreichen Reaktionen dürften sicherlich auch kritische Stimmen bezüglich einer Äußerung von Annette Niermann anläßlich Ihrer Nominierung am 7. Januar gehört haben. Da hatte die Kandidatin erklärt „Die moderne City ist […] ganz klar autofrei” – eine Aussage, die drei Wochen später öffentlich nicht wiederholt wurde.
Erste Frau Oberbürgermeisterin war 1985 Ursula Flick (CDU)
Auch eine andere Aussage aus der Pressemitteilung vom 7. Januar wurde so nicht wiederholt. Anfang Januar hatte es noch geheißen, es sei “an der Zeit, spürbar mehr politische Verantwortung zu übernehmen und dass mit Niermann die erste Frau Rathauschefin wird”.
Inzwischen scheinen die Grünen, deren Fraktionschef im Rathaus genau wie die OB-Kandidatin ein „Zugezogener“ ist, erkannt zu haben, dass die CDU mit Ursula Flick bereits von 1985 bis 1991 eine weibliche Rathauschefin gestellt hatte.
Nun heißt es an die Realitäten angepasst, man werde „alles dafür tun, damit Annette Niermann die erste Grüne Oberbürgermeisterin in Osnabrück werde“.
Dass Annette Niermann das Zeug dazu hat „erste Grüne Frau“ bei etwas zu werden, hatte sie 2014 bei ihrer Wahl zu Rathauschefin in Bad Iburg gezeigt. Sie war seinerzeit zwar auch nicht die erste weibliche Bürgermeisterin einer niedersächsischen Gemeinde, aber immerhin die erste Rathauschefin mit einem Parteibuch der Grünen, obgleich sie in Bad Iburg als „unabhängig“ angetreten war.
Frank Henning für die SPD, wer kommt von der CDU?
Zwischenzeitlich hat auch die SPD ihren OB-Kandidaten gefunden, für die Sozialdemokraten will Frank Henning den Posten von Amtsinhaber Wolfgang Griesert erobern. Ob Griesert selbst nochmals in den Ring steigt oder vielleicht die auf den Rathausfluren hoch gehandelte Sozialdezernentin Katharina Pötter für die CDU antreten wird, ist weiterhin offen.
Wird es wieder „Spaßkandidaten“ geben?
Bei der OB-Wahl vor fünf Jahren hatte der Komiker Kalla Wefel für Furore gesorgt, der es mit einem minimalistisch gestalteten Wahlkampf geschafft hatte mehr Stimmen zu erreichen als der FDP-Kandidat Robert Seidler. Seidler und Wefel wird aber von der Kommunalverfassung aus Altersgründen ein erneutes Antreten nicht erlaubt. Musiker Christian Steiffen, der 2016 ebenfalls als OB-Kandidat auf dem Wahlzettel stand, könnte hingegen erneut antreten.
Foto: Heiko Pohlmann