Das Stichwort „Selfies“ ist an diesem Sonntag ein Toptrend in der Statistik von „X“ mit über 30.000 Fundstellen kurz nach 17 Uhr, viele Beiträge sind auch versehen mit dem Hashtag #ekelhaft.
In vielen der mit diesen Begriffen verbundenen Tweets ist ein Selfie zu sehen, das die Osnabrücker Grünen-Politikerin Anne Kura inmitten prominenter Parteikollegen zeigt, fröhlich lächelnd am Rande einer Demonstration vor dem Berliner Brandenburger Tor.
Die Kritik der meisten Tweets richtet sich darauf, dass die auf den Selfies abgebildeten Grünen-Politiker, darunter Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt, der Bundesvorsitzende der Grünen, Felix Banaszak, sowie die Fraktionsvorsitzenden Katharina Dröge und Britta Haßelmann, nur drei Tage nach dem Mord an einem Kleinkind und einem Passanten in Aschaffenburg durch einen illegal nach Deutschland eingereisten Afghanen fröhlich in die Kamera lächeln.
„Brandmauer“ wichtiger als Respekt vor den Opfern von Aschaffenburg?
Die Selfies, die in verschiedenen Varianten insbesondere bei „X“ kursieren, entstanden am Samstag auf einer Demonstration gegen die Migrationspläne von CDU und CSU, zu der unter anderem die Organisation Campact aufgerufen hatte. Auf einigen Selfies ist neben der Parteiprominenz der Grünen auch die Klima-Influencerin Luisa Neubauer zu sehen.
Die aus Bünde nach Osnabrück zugezogene Anne Kura ist seit 2016 Mitglied des Osnabrücker Stadtrats und seit 2022 über die Landesliste im niedersächsischen Landtag vertreten. Kura veröffentlichte selbst eine Version des Selfies auf ihrer Instagram-Seite. Sie schrieb dazu: „Ein sehr gutes Gefühl, Teil dieser großen Brandmauer zu sein.“
Der „Laschet-Moment“ der Grünen-Partei?
In zahlreichen Reaktionen auf „X“ werden die Selfies der Grünen-Politikerinnen mit dem „Laschet-Moment“ aus dem Bundestagswahlkampf 2021 verglichen. Damals hatte der CDU-Kanzlerkandidat Armin Laschet während einer Rede des Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier im Flutgebiet Nordrhein-Westfalens offen über den Witz einer Begleiterin gelacht, während Helfer noch nach Dutzenden Vermissten der insgesamt über 220 Todesopfer suchten. Nach der Veröffenlichung der Aufnahmen des lachenden Kanzlerkandidaten gingen die Umfragewerte der Union auf Talfahrt und die Bundestagswahl gewann der bis dato in Umfragen immer unterlegene Olaf Scholz (SPD).