Busse sollen im Osnabrücker Stadtverkehr Vorrang haben, das ist zumindest das erklärte Ziel von Politik und Verwaltung. Das geht jetzt so weit, dass an der Kreuzung Breite Güntke/ Natruper Straße eine „Vorrangschaltung“ für den Busverkehr eingerichtet wurde, die im besten Fall nur alle 20 Minuten benötigt wird – wenn der Bus an dieser Stelle überhaupt fährt.
[Update 5. Febr. 2024] Nach Ansicht der Stadtverwaltung wird der Begriff „Vorrangschaltung“ im folgenden Artikel nicht richtig verwendet.
Seit November vergangenen Jahres staut es sich regelmäßig auf der Natruper Straße – vor allem in den Morgen- und Abendstunden. Betroffen sind auch zahlreiche Buslinien, darunter die M2 und die Schnellbuslinie aus Mettingen, für die es auf ihrer Route entlang der Natruper Straße keine Vorrangschaltung gibt.
Eine Vorrangschaltung gibt es hingegen auf der kreuzenden Straße, der Breiten Güntke – blöd nur: Da fährt bislang überhaupt kein Bus!
Mehr als ein Vierteljahr nach Aktivierung der Ampelanlage mit zusätzlicher „Vorrangschaltung“, ist auf der Querverbindung von der Pagenstecherstraße zur neuen Entlastungsstraße West in den Wissenschaftspark kein einziger regulärer Bus gefahren. Und auch nach dem Fahrplanwechsel am Montag wird nur selten ein Bus vorbeikommen.
Extra-Stau auf der Natruper Straße: Bei jeder Ampelschaltung
Unsere Redaktion hat nachgemessen: Bevor auch der PKW- und Radverkehr von der Pagenstecherstraße kommend die Natruper Straße in Richtung Wissenschaftspark kreuzen darf, hat bei jeder Ampelschaltung für ungefähr rund 20 Sekunden lediglich der Bus „Vorrang“, egal ob ein Bus da ist, oder auch nicht.
„Nicht“ fährt der Bus dort zum Beispiel von ungefähr Mitternacht bis kurz nach 5 Uhr am Morgen. Selten kommt hier ein Bus auch nach 19 Uhr, Samstags und an Sonntagen vorbei, dann wird die Vorrangschaltung nur zweimal pro Stunde gebraucht.
Doch die Ampel mit ihrer nicht benötigten Vorrangschaltung ist rund um die Uhr in Betrieb und wird nicht, wie viele andere Ampelanlagen in der Stadt, in den Nachtstunden abgeschaltet.
Ringbuslinie erst im Rahmen des ÖPNV-Streichplans auf Breite Güntke verlegt
Dass nach drei Monaten „Vorrangschaltung“ für einen nicht existenten Geister-Bus auf dieser Strecke, nun endlich doch mal gelegentlich ein Bus vorbeikommt, ist nur dem Umstand zu verdanken, dass die Kommunalpolitik im September die Streichliste der Stadtwerke akzeptierten, die ab dem Fahrplanwechsel am 5. Februar u.a. für eine erneute Kürzung der Ringbuslinie (10/20) sorgt.
Die inzwischen längst nicht mehr „im Ring“ fahrende Linie wird nun auch nicht mehr über den Eversburger Platz geführt wird, wo es bislang zahlreiche Umsteigemöglichkeiten gab dafür geht es jetzt über die Breite Güntke, als einzige Linie, die diese Straße nutzt.
Technik für bedarfsgerechte Steuerung ist vorhanden, wird aber nicht eingeschaltet
Unsere Redaktion hat bei der Stadtverwaltung nachgefragt, warum denn der „Vorrang“ für den Bus nicht nur dann gewährt wird, wenn er auch tatsächlich benötigt wird?
Die überraschende Antwort: „An der Lichtsignalanlage wurde die technische Ausstattung bereits installiert.“
Ja, aber warum wird die Anlage dann nicht entsprechend gesteuert, statt Vorrang für einen Bus zu gewähren, der dort monatelang überhaupt nicht und auch jetzt nur maximal 3x pro Stunde vorbeikommt?
Auch hierauf hat die Stadtverwaltung eine Antwort, die womöglich nicht jeder versteht: „[Es] fehlt momentan noch die verkehrsabhängige Steuerung des Knotenpunktes. Diese wird nach Verfügbarkeit seitens der planenden Stelle nachgeliefert. Derzeitig läuft das Steuergerät in Festzeit.“
Kommentar des Redakteurs
Ah ja… und auf die Idee, die Vorrangschaltung für den nur gelegentlich vorbeikommenden Bus erst dann einzuschalten, wenn alle technischen Komponenten verfügbar sind, ist wohl keiner gekommen?
Eine Angaben zum Zeitpunkt, wann die „verkehrsabhängige Steuerung“ verfügbar ist, machte die Stadtverwaltung nicht.
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