Eine persönliche Beobachtung von Heiko Pohlmann
Erinnert sich noch jemand an den dritten Freitag im Monat September 2017? An diesem Tag wurde in Osnabrück zum zweiten Mal, erstmals mit offizieller Tolerierung durch die Stadt und scheinbar auch letztmals der “PARK(ing) DAY” gefeiert. Da es vor allem darum ging Autos am Parken zu hindern, war es mehr ein “No Parking Day” – und da in diesem Jahr kein Aktivist mehr Lust zu haben schien so seine moralische Überheblichkeit Überlegenheit zu präsentieren, war es 2018 ein “No-No-Parking Day”.
Wer wollte – und das waren vor allem die Grüne Ratsfraktion und Greenpeace Osnabrück – konnte am dritten Septemberfreitag 2017 knappen Parkraum zweckentfremden und damit ein Zeichen gegen den motorisierten Individualverkehr setzen. Stolz präsentierten sich die Kämpfer gegen individuelle Mobilität, wie sie am Straßenrand picknickten auf ihren Social Media Kanälen und in Pressemitteilungen. Und ein Jahr später: nichts!
Anders als im vergangenen Jahr ist auf den Facebook-Accounts der Grünen Ratsfraktion und von Greenpeace Osnabrück nichts dazu zu finden. Nachhaltigkeit im Protest sieht wohl anders aus?
Möglich machte diesen Aktionismus ein Entscheid des Stadtrats, der im Frühjahr 2017 entschieden hatte, dass die Verwaltung diese Landnahme zukünftig an jedem 3. Freitag im September tolerieren solle – nicht nur im September 2017 sondern auch an den folgenden PARK(ing) DAYs. Eine extra dafür eingerichtete Homepage unter parkingday-osnabrueck.com ist inzwischen wieder verwaist, die im Internet Archive aufbewahrte Kopie der Seite verspricht: “Der PARK(ing) DAY lebt weiter und wird größer! Ihr findet uns Dank der freundlichen Unterstützung nun im Projekt MOBILE ZUKUNFT!” Doch auch da findet sich nur eine Ankündigung, der in diesem Jahr offenbar niemand mehr folgen wollte.
Mit dem Parking Day 2017 begann die “Parklet Posse”
Seit dem Aktionstag 2017 sind zwei Parkflächen in der Dielingerstraße für den Parksuchverkehr gesperrt. Nachdem Mitglieder der Grünen dort ein Picknick feierten, wurde nicht wieder aufgeräumt, es wurden sogar zusätzliche Europaletten aufgeschichtet, und erst als diese zusätzlichen Müll anzogen hatten im Frühjahr wieder entfernt.
Bei einer Infoveranstaltung der Aktionsgruppe Mobile<Zukunft im August wurde auf Nachfrage unserer Redaktion angekündigt bis zum PARK(ing) DAY 2018 (also gestern) eine feste Installation auf der “Parklet” getauften Fläche zu installieren. Daraus wurde wohl nichts, wie unser Foto von Freitagvormittag zeigt. Nun – so eine Mitteilung der Verwaltung an den Rat – soll “bis Ende September” eine dauerhafte Bebauung der Parkfläche erfolgen. Die Zeit wird knapp, das Geld offenbar nicht. Mehr als 12.000 Euro soll das Parklet den Steuerzahler bereits gekostet haben.
Sonntag wird die Martinistraße blockiert
Auch wenn der PARK(ing) DAY 2018 ausgefallen ist, wird den Osnabrückern in zeitlicher Nähe, an diesem Sonntag erneut vorgeführt, was angeblich ihre (mobile) Zukunft sein soll. Am Sonntag wird eine der Haupteinfallstraßen der Stadt, die Martinistraße gesperrt und es soll bei erwarteten 15 Grad und möglichem Starkregen für die Verkehrswende unter dem Motto “Osnabrück hat autofrei” geworben werden. So viel Aktionismus an nur kurz aufeinander folgenden Tagen, war wohl zu viel? Die üblichen Gruppen – die in diesem Jahr keine Parkplätze besetzt hielten – werden (wenn das Wetter nicht zu schlecht ist) sicher am Sonntag dabei sein, wenn dann die Martinistraße blockiert wird.