Im Frühjahr 2020 kündigte unsere Redaktion den „Haseflyer“ an. Eine Seilbahn quer durch Osnabrück, die einen „radikalen Wandel für den Nahverkehr der Hasestadt verspricht“. Das war allerdings ein Aprilscherz! Doch nun will Bundesverkehrsminister Volker Wissing tatsächlich Seilbahnen in Innenstädten fördern und verspricht dafür sogar 75% der Kosten zu übernehmen.
Hintergrund war vor drei Jahren die Angst vor Corona und die deshalb von ihren Arbeitsplätzen fernbleibenden Busfahrer.
Busfahrer sind immer noch knapp und der Verkehr in der Osnabrücker Innenstadt wird gefühlt immer schlimmer.
Wie bequem wäre es doch einfach in einer Gondel über den Straßen von Osnabrück zu schweben? Ganz ähnlich wie der zum Zeitpunkt unseres Seilbahn-Artikels bereits vorgestellte “Sun Glider”, nur eben mit herkömmlicher und bewährter Seilbahn-Technologie.
Eine erste Route könnte über dem Flusslauf der Hase entstehen
Vorgeschlagen hatten wir im April vor drei Jahren, dass die erste Route entlang der Hase vom Neumarkt bis nach Haste führen sollte. Die Seilbahn könnte dabei bis zur Römereschstraße dem Flussverlauf folgen. Auf Höhe des Fastfood-Restaurants KFC sollte eine Umsteigestation entstehen, von wo aus Eversburg und eine weitere Endhaltestelle im neuen Wohngebiet Landwehrviertel an das Seilbahnsystem angebunden würde.
In der Gegenrichtung sollte die erste Linie des Haseflyers am Hauptbahnhof vorbei bis nach Düstrup geführt werden sollen, ebenfalls weitestgehend über die Hase gleitend. Eine schwebende Bahn über einen Fluss zu trassieren ist keine neue Idee, die Wuppertaler Schwebebahn führt zu weiten Teilen über den Verlauf der Wupper.
Im ursprünglichen Konzept fehlte noch die Verknüpfung mit P&R-Pendlerparkplätzen, aber inzwischen entsteht ja tatsächlich ein solcher Parkplatz, nur unweit der herbefantasierten Endhaltestelle in Eversburg. Und auch Düstrup, direkt an den Autobahnen A30 und A33 gelegen, böte sich zum Umsteigen in die Seilbahn an..
Seilbahn-Profi beschwerte sich bei unserer Redaktion über Aprilscherz
„Krisen sind immer auch eine Chance um radikale Neuerungen umzusetzen“, hieß es in unserem Aprilscherz, der übrigens einige Tage später zu einer wütenden Zuschrift des Herausgebers einer Fachzeitschrift für Seilbahntechnik führte, in der unserer Redaktion vorgeworfen wurde die Potentiale von Seilbahnen auch im Flachland nicht richtig zu würdigen.
Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) nimmt das Thema jetzt aber ernst und will das Thema Seilbahnen als Verkehrsmittel in Ballungsräumen voranbringen, wie das Handelsblatt bereits Ende Juli berichtete. Deswegen wolle Wissing auch im kommenden Jahr die Schirmherrschaft über die Seilbahn-Mobilitätsmesse „Cable Car World“ übernehmen.
Volker Wissing will großzügig Fördermittel für Seilbahnen vergeben
Nur drei Wochen nach der ersten Ankündigung scheint die Liebe des Liberalen zur Seilbahn wild entflammt zu sein. Die Bild-Zeitung berichtete dazu am Dienstag, dass Wissing sich inzwischen auch als Minister in der Ampelkoalition dafür einsetzen will, dass wir schon bald in Gondeln durch Deutschlands Innenstädte schweben können. Vorausgegangen war eine bereits im Dezember 2022 veröffentlichte Seilbahn-Studie des Verkehrsministeriums, die verbunden wurde mit der großzügigen Zusage des Ministeriums, bis zu 2/3 der für die Installation von städtischen Seilbahnen anfallenden Kosten zu fördern.
Aprilscherze wurden bereits mehrfach Wirklichkeit
Beispiele für Aprilscherze, die kurz darauf Wirklichkeit wurden gibt es einige. So hat Autobauer Tesla im Jahr 2018 einen „Teslatequila“ herausgebracht, nachdem Elon Musk diesen in einem Aprilscherz angekündigt hatte. Und drei Jahre bevor das Apple iPhone auf den Markt kam, wurde eine Telefonoption für den iPod als Aprilscherz angekündigt. Tatsächlich war das erste iPhone im Jahr 2017 dann nahezu baugleich mit dem iPod-Touch, nur eben mit zusätzlicher Telefonoption.