Unsere Leserin Katharina-Maria Brüggemann-Heilek hat uns „eine kleine Alltagsgeschichte“ geschickt, die uns berührt und zum Nachdenken angeregt hat.
Wir wollen sie unseren Leserinnen und Lesern nicht vorenthalten.
Eine kleine Alltagsgeschichte:
Ich hatte gerade mein Leergut weggebracht, da sprach mich, in gebrochenem deutsch, ein junger Mann an. Er war eindeutig arabischer Herkunft und bat mich darum, ihm zu erklären, wo sich die Gesmolder Straße befindet. Er hatte GoogleMaps auf seinem Smartphone geöffnet und wirkte ziemlich verzweifelt.
Ich nahm ihm das Handy aus der Hand und musste mich erstmal selbst orientieren. Dann versuchte ich ihm zu erklären, in welche Richtung er gehen müsse. Doch er sagte, dort käme er gerade her und wurde dann hierhin geschickt. Er blickte sich in alle Richtungen um und wirkte immer hilfloser. Ich betrachtete ihn. Er war gut gekleidet und machte einen sehr seriösen Eindruck. Ich entschloss mich, ihn zu der gesuchten Adresse zu fahren und gestikulierte ihm, er solle in den Wagen einsteigen. Man konnte ihm die Erleichterung deutlich anmerken. Wir fuhren los und er stellte sich mir vor: Er komme aus Syrien. Sofort interessierte mich, ob er auch über’s Mittelmeer geflohen sei und seine Stimmung trübte sich. Er bejahte meine Frage kurz und verhalten und ich verstand, dass er darüber nicht reden wollte.
Er ist eigentlich Unfallchirurg, erzählte er, und fühle sich in Deutschland überhaupt nicht wohl. Die Jüngeren seien noch ganz nett, aber die Älteren, so sagte er, seien schrecklich arrogant zu ihm gewesen, selbst wenn er nur eine Frage gestellt hatte. Irgendwie schämte ich mich in dem Moment für unsere deutsche „Gastfreundlichkeit“. Die Fahrt dauerte nur kurz und als wir die Zieladresse erreichten, freute er sich und bedankte sich überschwänglich. Es war ein Unternehmen für Werkzeugtechnik. Ich vermutete, dass er dort ein Vorstellungsgespräch hatte oder sich in Eigeninitiative versuchte zu bewerben. Die ganze Begegnung über, hat er versucht deutsch zu reden, egal wie schwer es ihm fiel. Und das beste … Ich wurde weder vergewaltigt, noch ausgeraubt!
Ich wünsche dir von ganzem Herzen alles Gute.