Gestern dürften in der Hamburger Wahlheimat des Immobilienkaufmanns Dr. Bergmann die Sektkorken geknallt haben, denn das Oberverwaltungsgericht Lüneburg lehnte im Eilverfahren drei Klagen gegen das am Neumarkt geplante Einkaufszentrum ab.
Dr. Theodor „Theo“ Bergmann ist Gesellschafter der „Neumarkt 14 GmbH & Co. KG“, die das von Kritikern als „XXL-Shoppingcenter“ bezeichnete Shoppingcenter bauen will. Mit ihm im Boot, und federführend bei der Planung und Umsetzung, ist die Firma mfi aus Essen, die wiederum Teil der Unibail-Rodamco ist, einem global agierenden Investmentunternehmen aus Paris.
Im Rahmen der Umgestaltung des Neumarkts soll Bergmann selbst die Möglichkeit bekommen ein weiteres Kaufhaus vor das ihm bereits gehörende H&M-Haus zu bauen. Neben dem H&M-Haus besitzt Bergmann (neben vielen anderen Wohn- und Geschäftshäusern in Osnabrück) auch das Sportarena-Haus gegenüber von Kaufhof. In diesen beiden Häusern betrieb seine Familie lange Zeit Einzelhandel mit Textilien unter dem Namen „Bergmann“ und „Thomas“.
Aus dieser Zeit, so Brancheninsider, entstammt ein stark ausgeprägtes Konkurrenzdenken zwischen Bergmann und dem Textilkaufhaus L+T, vertreten durch die Familie Rauschen, die auch heute noch vorwiegend mit Kleidung statt Immobilien handelt.
Die grundsätzliche Geschichte dürfte in Osnabrück bekannt sein. Mit Bekanntwerden der Shoppingcenter-Pläne am Neumarkt engagierte sich L+T auch auf der „anderen“ Seite des Neumarkts und schnappte den Einkaufscenter-Planern wichtige Grundstücke weg, die diese offenbar vergessen hatten sich für ihr eigenes Projekt zu sichern.
Anfang diesen Jahres, kurz bevor der Stadtrat eine wichtige Entscheidung für den notwendigen Bebauungsplan treffen sollte, berichtete die Lokalpresse über einen scheinbar skandalösen Fall: in einem „Millionenschacher“ (Zitat NOZ.de, hinter Paywall) sollte am Nikolaiort „Monopoly“ gespielt werden – zu Ungunsten von Theodor Bergmann.
Dabei spielte ein am Amtsgericht tätiger Richter als Immobilienkäufer eine gewichtige Rolle, sowie ein (im Wirtschaftsleben absolut nicht unüblicher) Plan, durch den Verkauf einer eigens dafür gegründeten Gesellschaft – statt der ihr gehörenden Immobilien – Grunderwerbssteuern zu sparen. Problematisch wurden diese Geschäfte aber vor allem durch offenbar nicht geleistete Kaufpreiszahlungen von Seiten des Richters und der Gesellschafterstruktur auf der Käuferseite, die Bergmann für Strohmänner seines Widersachers Rauschen hält.
Die Süddeutsche Zeitung aus dem fernen München hat heute Morgen – just in dem Moment wo sich die Gegner des Shoppingcenters überlegen müssen welche weiteren Rechtsmittel sie gegen das Shoppingcenter am Neumarkt einlegen können – diesen Fall wieder ausgegraben und leicht aktualisiert. Offenbar ermittelt inzwischen der Staatsanwalt gegen den mit Immobilien handelnden Amtsrichter. Mehr dazu hier direkt bei der Süddeutschen Zeitung (keine Paywall).
Es bleibt spannend rund um den Neumarkt. Das Monopoly-Spiel um die besten Lagen der Hasestadt wird uns auch 2015 weiter beschäftigen.
Fraglich ist, ob dieses Spiel nicht eigentlich Schach heißen sollte oder Billard. In dem einen Spiel werden die „Bauern“ geopfert, im anderen wird am erfolgreichsten „über Bande“ gespielt.
HP