Die älteren Leser werden sich vielleicht noch an die Aldi-Computer erinnern, die vor allem in den 90er Jahren regelmäßig für einen Ansturm auf den Discounter Aldi sorgten. In den Zeiten der Virus-Angst sind es Hygiene-Artikel, die einen ähnlichen Kaufrausch auslösen.
Reguläre Angebote der Super- und Drogeriemärkte sind schon seit einigen Tagen ausverkauft (HASEPOST berichtete), am Montag lockte der Discounter mit einem Sonderposten der begehrten Ware.
Aktionsware im Prospekt eher versteckt beworben
Anders als beim Aldi-PC vergangener Zeiten, wurde für die verschiedenen Hygiene Tücher, Handgels und Sprays nur eher beiläufig geworben. Im aktuellen Prospekt von Aldi-Nord findet sich das Angebot eher als Randnotiz im unteren Bereich von Seite 12; neben Stützstrümpfen für 4,99 Euro und verschiedenen Reiseführern zu 1,99 Euro das Stück – Norditalien dürfte dabei aktuell wohl ein Ladenhüter sein.
Überschaubarer Andrang in Osnabrück – bis sich die Ladentür öffnet
Kurz vor Ladenöffnung um 7:00 Uhr hatte sich rund ein halbes Dutzend desinfektionsbedürftiger Kunden vor der Aldi-Filiale an der Pagenstecherstraße im Osnabrücker Stadtteil Hafen versammelt.
Als sich die Glastür unerwartet schon etwa zwei Minuten früher als erwartet öffnete, gab es kein Halten mehr. Auch aus einigen vereinzelt auf dem Parkplatz stehenden Autos stürmte ein kleines Grüppchen den Discounter der Begierde und lief dann doch ein wenig ratlos zwischen den Regalen umher: Wo zum Teufel sind die begehrten Sprays, Gels und Tücher?
Schließlich wurde die kleine Lücke zwischen Doppelschlitztoastern (14,99 Euro) und H-Milch (sicher auch günstig) von ersten Spähern ausgemacht und der Schwarm versammelte sich an dem Regal, das Kenner des Einzelhandels auch fachmännisch als „Schütte“ bezeichnen.
Marktleiter klärt: „Jeder nur drei Stück“ – Osnabrücker bleiben ruhig
Kurz nach ersten Kauflustigen, von denen sich manch einer im „Rollgriff“ und in mitgebrachten Taschen bereits die begehrte Ware im Dutzend gesichert hatte, kam der Marktleiter und verkündete „insgesamt nur drei Stück“, sei die maximale Menge die pro Kunde an der Kasse abgegeben würde.
Was bislang noch nach Chaos klang, war es aber nicht. Tatsächlich ist der Osnabrücker als Mischwesen zwischen Westfale und Norddeutschen ein eher ruhiger und besonnener Zeitgenosse. Alles lief gesittet und freundlich ab!
Untereinander wurden überzählige Produkte getauscht, „braucht noch jemand Hygienegel?“, so dass die Schnäppchenjagd in Osnabrück sicher nicht vergleichbar ist mit dem, was sich andernorts beim Einkauf von Klopapier abspielt, von dem nun wirklich keine viruzide Wirkung zu erwarten ist (siehe: Video zur Toilettenpapier-Krise in Australien).
Kann uns Aldi überhaupt vor Corona schützen?
A propos „Wirksamkeit gegen Viren“. Auf dem als Belohnung für das frühe Aufstehen vom Redakteur selbst erstandenen Fläschchen „Hygiene Handgel“ wird tatsächlich versprochen, dass die enthaltenen Inhaltsstoffe gegen „behüllte Viren“ helfen würden.
Zu den „behüllten Viren“ zählt nach Angaben der Deutschen Apotheker Zeitung auch das Coroanvirus. Allerdings soll, so die Zeitung des Apothekergewerbes, der Ethanolgehalt von Desinfektionsmitteln mindestens 62 Prozent betragen; hier patzt das Aldi-Produkt, das auf 100 Gramm lt. Angabe auf dem Fläschchen nur 43,1 Gramm des viruziden Stoffes beinhaltet.
Nach 10 Minuten war alles weg …
Nachdem der Redakteur sich noch die Zutaten für ein kleines Frühstück zusammengesucht hatte (alles in reichlicher Auswahl vorhanden, selbst Konserven gab es in großer Auswahl), schaute er nochmals am Aktionsregal vorbei: Ausverkauft, und das nach rund 10 Minuten. Viel schneller ging das beim Aldi-Computer auch nicht. Den gab es übrigens so ungefähr alle drei Monate. Mal sehen, wann Aldi wieder Desinfektionsmittel liefern kann …