Über die Wintermonate kommt es zu einem leichten Anstieg der Arbeitslosenzahl. Volkmar Lenzen, Pressesprecher der Agentur für Arbeit Osnabrück, ist sich jedoch sicher, dass Rückgänge über das Jahr hinweg zu erwarten sind. / Foto: Ina Krüer
Schon wieder ist ein Jahr um. Die Agentur für Arbeit nahm diesen Zeitpunkt zum Anlass, um eine Bilanz der Entwicklung des Arbeitsmarktes im abgelaufenem Jahr zu ziehen sowie zu zeigen, welche Herausforderungen 2022 bevorstehen.
„Obwohl die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen derzeit nicht einfach sind, bleibt der Arbeitsmarkt in der Region insgesamt stabil“, resümiert Volkmar Lenzen, Pressesprecher der Agentur für Arbeit Osnabrück in einer Pressekonferenz und führt aus: „Viele Unternehmen müssen sich weiterhin mit Problemen in den Lieferketten auseinandersetzen, zudem verschärfen sich die Einschränkungen im Alltag durch die vierte Welle der Corona-Pandemie. Die Folge ist daher auch, dass wieder mehr Kurzarbeit angezeigt wird.“
Leichter Anstieg der Arbeitslosenzahl
Über die Wintermonate werde es zu einem leichten Anstieg der Arbeitslosenzahl kommen. Dies zeichnete sich schon im Dezember ab: Im Vergleich zum November mussten sich vier Prozent mehr zuvor Erwerbstätige arbeitslos melden, darunter vermehrt Männer und ausländische Staatsbürger. Im Vergleich zum Vorjahr waren es dagegen 2,6 Prozent weniger. „Die meisten Arbeitgeber halten weiterhin an ihren Arbeitskräften, vor allen den qualifizierten Fachkräften, fest. Das ist perspektivisch sicher eine sinnvolle Entscheidung“, erklärt Lenzen. Während der Arbeitsmarkt qualifizierten Arbeitskräften offen stünde, sei die Situation für Langzeitarbeitslose schwieriger.
Gut 43 Prozent aller Arbeitslosen sind langzeitarbeitslos
„In den letzten Wochen und Monaten ist der Sockel an Langzeitarbeitslosen abgeschmolzen, das ist erfreulich“, betont der Pressesprecher. Als Langzeitarbeitslose werden Menschen bezeichnet, die ein Jahr oder länger arbeitslos sind. “In dem Agenturbezirk sind inzwischen gut 43 Prozent aller Arbeitslosen langzeitarbeitslos”, berichtet Volkmar Lenzen und führt aus: “Höheres Alter und fehlende Berufsabschlüsse erhöhen statistisch die Gefahr, langzeitarbeitslos zu werden.” 60 Prozent der Beziehenden von Grundsicherung seien langzeitarbeitslos. „Wir dürfen für den Arbeitsmarkt keinen potentiell Erwerbsfähigen verlieren. Deswegen ist es wichtig, sich intensiv darum zu kümmern, dass jeder und jede künftig genügend Qualifikationen mitbringt, um auch auf dem sich zunehmend verändernden Arbeitsmarkt Fuß fassen zu können“, erklärt Lenzen.
Kurzarbeitergeld – Folgen der neuerlichen Pandemiewellen
Vom April 2021 bis zum 27. Dezember 2021 meldeten insgesamt 538 Betriebe für 8.959 Mitarbeiter Kurzarbeit an. Zum Vergleich: Von April 2020 bis Dezember 2020 waren es zusammen 7.505 Betriebe mit bis zu 102.463 betroffenen Personen. Trotz der grundlegenden Entspannung im abgelaufenen Jahr bleiben die Jobsuche für Arbeitslose und die Auslastung zahlreicher Betriebe schwierig. “Die Folgen der neuerlichen Pandemiewellen werden noch weit ins Jahr 2022 spürbar sein”, sagt Lenzen. Im verarbeitenden Gewerbe, wo man auf die Beschaffung von Vorprodukten auch über die brüchigen internationalen Lieferketten angewiesen ist, fallen immer noch Schichten aus. Etliche Dienstleistungs- und Handelsbetriebe haben es ebenfalls schwer, vor allem im Gastgewerbe und im Einzelhandel.
Entwicklung der Arbeitslosigkeit im Agenturbezirk Osnabrück
Durch das Kurzarbeitergeld als Unterstützung für Unternehmen konnten bisher Entlassungen vermieden werden. “Dies ist sicherlich auch einer der Gründe dafür, dass die Arbeitslosigkeit im Jahresvergleich sogar gesunken ist”, erklärt der Volkmar Lenzen. “Durch die Pandemie ist die Arbeitslosigkeit erst gestiegen, aber inzwischen hat sich der Arbeitsmarkt wieder stabilisiert.” Die Zahl der Arbeitslosen im Agenturbezirk (Geschäftsstellen Bersenbrück, Georgsmarienhütte, Melle und Osnabrück) stieg im Dezember 2021 leicht um 66 auf jetzt 11.773. Im Vorjahresvergleich waren 2.289 Menschen weniger arbeitslos gemeldet.
Stadt und Landkreis Osnabrück
In der Stadt Osnabrück wurden 6.212 arbeitslose Menschen gezählt, 706 weniger als vor
einem Jahr. Im Dezember betrug die Arbeitslosenquote 6,5 Prozent (Dezember 2020: 7,2 Prozent). Im Landkreis lag die Arbeitslosenquote im Dezember mit 2,7 Prozent gleichauf mit dem Vormonatswert und um 0,7 Prozentpunkte unter dem des Vorjahresmonats. So waren 5.561 Menschen ohne Arbeit und damit insgesamt 1.583 weniger als im Dezember 2020.
Corona und der Arbeitsmarkt für Migrantinnen und Migranten
Von der Arbeitslosigkeit in der Corona-Krise sind besonders viele Migrantinnen und Migranten betroffen. “Ausländer sind oft befristet und erst kurze Zeit beschäftigt, dann auch noch in der Gastronomie oder in anderen vom Lockdown betroffenen Branchen. Somit ist bei Migrantinnen und Migranten das Risiko, während der Pandemie ihren Job zu verlieren, stärker als bei Beschäftigten ohne Migrationshintergrund”, sagt Lenzen.
Nachfrage nach Arbeitskräften auf Rekordstand
Trotz der Corona-Pandemie wird händeringend nach Arbeitskräften gesucht: Vor allem in der IT, der Produktion und in Bau- und Gesundheitsberufen können Stellen nur schwierig besetzt werden. “In Zukunft wird der Fachkräftemangel, der sich immer weiter verschärft, ein großes Problem”, hebt der Pressesprecher hervor und ergänzt: “Aus diesem Grund werden Qualifizierung und Weiterbildung 2022 immer wichtiger.”