Erst waren es nur drei bis vier einzelne AfD-Mitglieder, gegen Mitte des zwischen 17:00 und 19:00 Uhr angemeldeten Zeitraums der Mahnwache „für die Freiheit“ kam dann noch ein gutes Dutzend Sympathisanten der rechtspopulistischen AfD hinzu.
Mehr war allerdings nicht, wenn man vom Großaufgebot der Polizei und den vielen Gegenprotestanten absieht, die in deutlicher Überzahl waren.
Unter den Augen von mehr als 100 Bereitschaftspolizisten, die mit zeitweise knapp 20 Mannschaftswagen rund um den historischen Marktplatz postiert waren, bauten die AfD-Mitglieder am Mittwochabend ihre Lautsprecher auf. Kurz darauf öffnete Petrus die Schleusen und sorgte für ordentliches Schmuddelwetter.
Durch Bereitschaftspolizisten wurden die mehr als 100 Gegendemonstranten, die neben Flaggen der „die Partei“ und der Jusos auch eine Fahne der Antifa zeigten, im Bereich des Marktbrunnens von einer direkten Konfrontation abgehalten.
Was wollten Landkreispolitiker vor dem Osnabrücker Rathaus?
Während wechselnde AfD-Mitglieder, darunter der fraktionslose AfD-Landtagsabgeordnete Stephan Bothe, in Redebeiträgen u.a. die Einschränkungen ihrer persönlichen Freiheit durch die Corona-Maßnahmen beklagten, wurden sie von den Gegendemonstranten mit Pfiffen eingedeckt. Eingeladen zu der Mahnwache in der Stadt Osnabrück hatte die für die Geschicke des Landkreises gewählte AfD-Fraktion aus dem Kreistag am Schölerberg.
Eine Mobilisierung rechter Kräfte durch „Corona“ blieb aus
Die AfD verfolgt im Landkreis Osnabrück und noch deutlicher in der Stadt Osnabrück eine lange Geschichte des fortgesetzten Scheiterns. Mit der buchstäblich „ins Wasser gefallenen“ Mahnwache wurde ein neuer Eintrag auf die umfangreiche Liste missglückter Aktivitäten der AfD in der Friedensstadt gesetzt. Eine von den Gegendemonstranten befürchtete Mobilisierung rechter Kräfte blieb an diesem Mittwochabend aus.
Die AfD in Osnabrück: Eine lange Geschichte des Scheiterns
Für die Kommunalwahl 2016 konnte die AfD in der Stadt Osnabrück nicht genügend Unterschriften sammeln und war deshalb auch nicht auf den Wahlzetteln vertreten. Für die Bundestagswahl im Jahr darauf konnte wegen interner Streitigkeiten kein Direktkandidat bestimmt werden. Auch sonst holte die AfD keine guten Ergebnisse in der Region Osnabrück; bei den Bundestagswahlen lag sie deutlich unter dem Bundesdurchschnitt. Bei einer AfD-Veranstaltung auf dem Osnabrücker Rathausplatz im Jahr 2017 – zu der auch Beatrix von Storch geladen war – wurde gegen Anhänger der rechten Partei ermittelt, weil diese womöglich mehrfach der Hitlergruß gezeigt hätten. 2018 löste sich der Kreisverband auf, nachdem Fraktionsmitarbeiter der AfD aus dem Landkreis Osnabrück bei einem Neo-Nazi-Konzert gesichtet wurden. Im September 2020 trat der Kreisvorstand zurück und die AfD in Stadt und Landkreis Osnabrück ist seitdem ohne Führung.
Kreistagsmitglied der AfD pendelte zwischen AfD und Linkspartei
Im Osnabrücker Stadtrat ist die AfD seit vergangenem Herbst erstmals mit Viktor Jersch vertreten. Im Kreistag ist die AfD mit Marcel Queckemeyer und Tanja Bojani aktiv. Letztgenannte machte vor allem durch ihren zeitweisen Wechsel in die Fraktion der Linkspartei Schlagzeilen. Frisch gewandelt von der extremen Linken zu ihren rechten Wurzeln wechselte Bojani im vergangenen Jahr zurück zur AfD.