Wird Osnabrück sich für einen Modellversuch im Rahmen der geplanten Cannabis-Legalisierung bewerben? Angesichts entsprechender Forderungen von „Hanffreunden“, nimmt die Ärztekammer Osnabrück dazu Stellung.
Dr. Steffen Grüner erinnert in einer Pressemitteilung daran, dass die Ärztekammer Niedersachsen bereits in der Vergangenheit die von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach vorgeschlagene teilweise Legalisierung von Cannabis kritisiert habe.
Der Suchtmediziner Grüner betont, dass die geplanten Schritte zur Cannabis-Legalisierung aus ärztlicher Sicht erhebliche gesundheitliche Risiken bergen, insbesondere für jüngere Konsumenten. Er betont, dass die Annahme, Cannabis sei eine harmlose Droge, nicht länger aufrechtzuerhalten sei. Die Gefahren eines gesteigerten Cannabiskonsums, der mit vermehrten körperlichen und psychischen Schäden einhergeht, dürfen nicht verharmlost werden.
Ärztekammer warnt: Legalisierung sorgt für zusätzliche Nachfrage
Internationale Erfahrungen aus Ländern wie den USA, Kanada und Portugal, in denen Cannabis bereits legalisiert wurde, zeigen nach Ansicht der Ärztekammer, dass die Folgen einer derartigen Freigabe nicht unbeachtet bleiben sollten. In diesen Ländern ist der Cannabiskonsum um rund 30 Prozent angestiegen und es wurde eine Zunahme von 25 Prozent bei psychischen Störungen verzeichnet. Überraschend und unerwartet hat sich zudem die Kriminalitätsrate erhöht. Diese Entwicklungen sollten als Warnung dienen und verdeutlichen, dass die Legalisierung von Cannabis nicht ohne erhebliche Konsequenzen bleibt.
Fiebermittel und Antibiotika sollte höhere Priorität haben als Cannabis-Freigabe
Dr. Grüner warnt, dass die gesundheitlichen Probleme, die aus einer verstärkten Cannabisnutzung resultieren, die bereits angespannte Versorgungssituation im deutschen Gesundheitssystem zusätzlich belasten werden. Er hebt hervor, dass die aktuelle Debatte von dringenden Herausforderungen wie der Unterfinanzierung im ambulanten Bereich und dem Mangel an lebenswichtigen Medikamenten ablenkt. Dr. Grüner appelliert an die Verantwortlichen, die Prioritäten richtig zu setzen: „Vor einer Cannabisfreigabe sollte die Bevorratung von Fieber- und Antibiotika stehen – der nächste Herbst kommt bestimmt.“
Die Ärztekammer Osnabrück sieht sich weiterhin ihrer Aufgabe verpflichtet, die Gesundheit und das Wohlbefinden der Bürgerinnen und Bürger zu schützen. Dr. Grüner betont, dass eine verantwortungsbewusste Abwägung der gesundheitlichen Risiken und Auswirkungen der Cannabis-Legalisierung von höchster Wichtigkeit ist.