Der Pressesprecher der Stadt Osnabrück ist nicht zu beneiden wenn es um das Thema Neumarkt geht. Ständig „passieren Dinge“ auf Osnabrücks Problemplatz, die nicht wirklich leicht zu erklären sind.
Und nun konfrontiert auch noch der Bund der Steuerzahler die Verwaltung gleich mit einem ganzen Fragenkatalog zur neuen Neumarkt-Ampel.
Der „neueste Streich“ auf dem zukünftig als „Platz mit Aufenthaltsqualität“ geplanten Neumarkt war das überraschende Auswechseln mehrerer Dutzend Plastikabsperrungen gegen nagelneue feuerverzinkte Metallgitter. Da war das Schreiben vom Bund der Steuerzahler schon unterwegs an das Büro von Stadtbaurat Frank Otte.
Warum denn hier – wenn ohnehin bald eine Umwidmung in eine Fußgängerzone geplant sei – neue Gitter aufgestellt werden, wollte unsere Redaktion am Freitag wissen und sorgte beim offensichtlich über diese Aktion nicht informierten Presseamt für ein Schulterzucken.
Neue Metallgitter sollen „für längeren Zeitraum“ stehen
Doch Dr. Sven Jürgensen, Pressesprecher der Stadt, konnte am Montag dann doch „liefern“, die überraschende Antwort der Verwaltung:
„Da die Gitter für einen längeren Zeitraum stehen bleiben werden, wurden die alten Plastikgitter durch stabile und ansehnlichere Metallabsperrgitter ausgewechselt.“
„Ansehnlicher“ sind die Metallgitter also? Und für einen „längeren Zeitraum“ sollen sie jetzt die Aufenthaltsqualität durch ihre metallische Ästhetik(!?) verbessern helfen?
Was wird da eigentlich abgesperrt, wo jüngst noch ein kompletter Weihnachtsmarkt stand…
Die Antwort der Verwaltung verwundert gleich in mehrfacher Hinsicht – ganz abgesehen davon, dass geschmacklich nicht unbedingt Welten zwischen Plastik und Feuerverzinkung liegen.
Zum einen bleibt offen, was denn da überhaupt ab- bzw. eingesperrt wird? Immerhin stand an dieser Stelle ja im Dezember ein ausgewachsener Weihnachtsmarkt.
An der Tragfähigkeit des Bodens sollte es also nicht liegen… ein paar Passanten könnte die Fläche wohl vertragen, oder?
Oder findet sich eine bislang von den Bürgern unentdeckte unsichtbare Gefahr inmitten der teils bunten, teils metallischen Absperrgitter?
Und wenn im Frühjahr sowieso die Fußgängerzone kommt?
Und dann wäre da noch die Zeitfrage. Denn laut Ratsbeschluss vom September – wenige Tage vor der Kommunalwahl – hatte die damalige Regenbogenfraktion noch dafür gesorgt, dass der Neumarkt zur Fußgängerzone umgewidmet werden soll. Wenn alles „nach Fahrplan“ läuft, ist es Ende März mit dem Individualverkehr zwischen Neuem Graben und Kollegienwall vorbei.
Bund der Steuerzahler fragt beim Stadtbaurat nach
Das „eigentlich“ ab Ende März der Platz geräumt werden soll hat auch irgendwie den Bund der Steuerzahler Niedersachsen erreicht.
Aus dem Büro der Steuerzahler in Hannover erhielt Stadtbaurat Frank Otte am vergangenen Donnerstag gleich einen ganzen Katalog unangenehmer Fragen (das Schreiben liegt unserer Redaktion vor).
Selbstverständlich haben wir die Stadtverwaltung um ein Statement zum Schreiben des Steuerzahlerbundes gebeten. Doch wie so oft wenn es um den Neumarkt, den Stadtbaurat und unangenehme Fragen geht: Die Antwort blieb (vorerst) aus.
Die Fragen, um deren Beantwortung der Bund der Steuerzahler bittet haben es in sich. Welche Gesamtkosten hat die neue Ampelanlage verursacht? Konnte durch den Verzicht auf die bisherige Miet-Ampel wenigstens ein wenig gespart werden? Warum wurde die Ampel nicht während des Weihnachtsverkehrs installiert (wie vom Stadtrat eigentlich gewünscht)? Wurde der Verkehrsfluss verbessert und was passiert mit der Ampel nachdem sie voraussichtlich in zwei Monaten wieder demontiert wurde?
Wir bleiben dran an dem Thema! Aber vielleicht kommt ja noch eine Überraschung? Ein schwarzes Loch auf dem Neumarkt in dem Steuergelder verschwinden?
Für irgendwas müssen die Absperrgitter da ja stehen – jetzt „in ansehnlich“ und „für einen längeren Zeitraum“.