Es war eine ungewöhnliche Kunst-Installation: Im Foyer des Osnabrücker Stadthauses lagen im Oktober rund vier Wochen lang 376 Butterpäckchen auf dem Boden und stellten einen Tisch dar. Auf den sozialen Kanälen der HASEPOST wurde dies kontrovers diskutiert. Was ist jetzt, nach Ende der Ausstellung, mit der Butter passiert?
„Verschwendung sowie Missachtung des Wertes von Lebensmitteln ist in letzter Konsequenz auch Missachtung von Tierwohl. Obendrein eine Verhöhnung derjenigen, die sich die Butter auf dem Brot kaum leisten können. Spenden hätte man die Butter sollen“, schrieb eine Nutzerin.
Kontroverse Diskussion über Butter als Kunst
„Viele Menschen können sich nicht einmal mehr die Butter aufs Brot leisten, und hier wird sie unter dem Deckmantel, dass es sich um Kunst handeln soll, vollkommen sinn- und zweckfrei vernichtet“, äußerte ein weiterer Nutzer. Ein weiterer Kommentar von insgesamt 53 auf Facebook lautete: „Da beschwert sich die Tafel, dass sie kaum noch Lebensmittel haben, um allen gerecht zu werden – und da liegen im Stadthaus Butterstücke. Mein Kunstverständnis sieht anders aus.“ Tenor der Diskussion: Mit Lebensmitteln spielt man nicht.
Ein anderer User merkte allerdings an: „Mal ganz unabhängig von der Rezeption der Installation an sich: Weltweit werden, ich meine, circa 30 Prozent aller produzierten Lebensmittel wieder vernichtet. Bei uns auch nicht wenig, die Container sind voll. Aber hier zeigen sie wieder alle voller Empörung mit dem Finger drauf. Erinnert mich stark daran, wenn ein Zirkus die Stadt besucht: Da wird eifrig fürs eigene Gewissen demonstriert und lauthals die böse Tierhaltung angeprangert, während die Billigfleischtheke im Supermarkt floriert.“
Butter zum Backen und Braten
Die Künstlerin hinter der Installation „Fest. Tisch.“ ist Sigrun Menzel. Im Gespräch mit unserer Redaktion sagt sie: „Die Butter ist nicht verschwendet, sie ist gegeben.“ Zwar hat die Stadt Osnabrück die Aktion aus dem Sonderetat für die Feierlichkeiten zu 375 Jahren Westfälischer Frieden finanziert, aber die Butter wurde von dem Geld nicht gekauft. „Alle Päckchen wurden von Privatpersonen aus ganz Europa gespendet“, erklärt Menzel.
Aber was passiert nun mit rund 94 Kilogramm Butter, nachdem die Installation abgebaut wurde? „Zunächst mal ist Butter ja haltbar, auch ungekühlt“, sagt die Künstlerin. „Vor allem die spanische Butter hält sich ein halbes Jahr.“ Da jetzt die Plätzchensaison bevorstehe, solle die Butter verbacken, aber auch verbraten werden. Dafür gebe es mehrere Abnehmerinnen. Sigrun Menzel hat bereits gebacken und eine Tüte mit Plätzchen in der HASEPOST-Redaktion abgegeben.