Seit einem halben Jahr gibt es die neue Radstation am Osnabrücker Hauptbahnhof. Während sich der Betreiber darüber freut, dass sein Fahrradparkhaus gut angenommen wird, stehen die Öffnungszeiten weiterhin in der Kritik.
In der alten Radstation gab es rund 400 Dauerparker mit Abo, in der neuen zählt man mittlerweile rund 600, was einer Auslastungssteigerung von 50 Prozent entspricht – ein Grund zur Freude für Geschäftsführer Robin Schäfer. Ein halbes Jahr nach der Eröffnung hat Wigand Maethner von der OPG, die als Bauherr der Fahrradgarage fungierte, nun im Stadtentwicklungsausschuss eine insgesamt positive Zwischenbilanz gezogen, ging dabei aber auch detailliert auf die Kritik an den Öffnungszeiten ein.
Technisches System zeitlicht nicht effektiv
Zunächst einmal habe man das System von der Radstation Münster adaptiert und sich an einem in den Niederlanden gebräuchlichen Standardprozedere orientiert, wo es Fahrradparkhäuser mit bis zu 1.000 Stellplätzen gibt, die mit einem automatischen Zugangssystem ausgestattet sind, während das bei Einrichtungen mit mehr als 1.000 Plätzen immer individuell geprüft werden müsse. Zur Erinnerung: Im Osnabrücker Fahrradparkhaus finden 2.306 Drahtesel Platz. Letztendlich habe man sich gegen ein technisches System entschieden, was Maethner wie folgt erklärt: „Stellen Sie sich einmal vor, es kommt ein Zug an, aus dem 130 Reisende aussteigen, von denen 30 zeitgleich ihr Rad abholen möchten. Bei einem technischen System würde es viel zu lange dauern, bis alle ihr Fahrrad haben.“ Auch aus diesem Grund habe man sich dazu entschieden, dass der Annahme- und Abgabeprozess durch Personal erledigt werde.
Nichtsdestotrotz ist die Kritik an den Öffnungszeiten bei den Verantwortlichen angekommen und man sucht aktuell nach einer Alternative. Denn immer wieder kommt es vor, dass Radfahrende abends spät aus dem Kino kommen und sie nicht mehr an ihr Fahrrad gelangen können, weil die Radstation bereits geschlossen hat. Auch auf die letzten ankommenden Züge sind die Öffnungszeiten (Mo-Fr 5:00-23:00 Uhr, Sa-So 7:00-23:00 Uhr) nicht abgestimmt. Und vor allem: Was ist, wenn der Zug mal wieder Verspätung hat? Die Kundinnen und Kunden kommen auch dann nicht mehr an ihre Räder.
Eine Nachtklingel als Alternative?
Die FDP und UWG haben sich für „weiter gefasste Öffnungszeiten“ ausgesprochen. Laut Wigand Maethner ist das allerdings nur mit mehr Personal realisierbar. „Und gerade für nachts ist es schwer, Personal zu finden“, so Maethner. Deshalb würde man verschiedene Alternativen prüfen. Denkbar wäre zum Beispiel eine Nachtklingel mit Schaltung in die Leitstelle. Nach Anforderung würde eine Öffnung dann jedoch 10 bis 20 Minuten dauern und Kosten von 30 Euro je Abruf verursachen, weshalb eine finanzielle Beteiligung durch die Kundinnen und Kunden diskutiert werden müsse. Eine Einschränkung gäbe es zudem bei solch einer individuellen Nachtnutzung: sie stünde ausschließlich Abonnenten zur Verfügung und würde somit Tagesparker ausschließen – so soll es bereits bei der alten Radstation gehandhabt worden sein.
Fest steht, dass die Situation verbessert werden soll. Die OPG hat die Stadtverwaltung deshalb gebeten, die entsprechenden Finanzmittel zur Verfügung zu stellen. Für einen 24/7-Betrieb mit mehr Personal werden beispielsweise 55.000 Euro pro Jahr benötigt.
Wissenswertes zur Radstation
Die zweitgrößte Radstation in Deutschland kann 2.306 Fahrräder beherbergen. Sowohl Tagesparker als auch Dauerparker finden hier ein passendes Angebot. Eine Fahrradwerkstatt, eine vollautomatisierte Fahrradwaschanlage, Schließfächer und Ladestationen für E-Bikes und Lastenräder sowie Mietfahrräder runden das Angebot ab.
Am 1. April 2023 ging die neue Radstation in der Osnabrücker Bahnhofsgarage in Betrieb. Die Öffnungszeiten sind Montag bis Freitag von 5:00 bis 23:00 Uhr, Samstag und Sonntag von 7:00 bis 23:00 Uhr. Ein Stellplatz kostet 90 Cent am Tag, 9 Euro im Monat und 90 Euro pro Jahr. Wer zusätzliche Sicherheit haben möchte, kann einen persönlichen VIP-Stellplatz in einem abgeschlossenen Bereich buchen.