Auf einigen Plakaten in der Osnabrücker Innenstadt stand eine klare Forderung: „Gefängnis für den Tierquäler!“ – das hat nicht geklappt. / Foto: Schulte
Am Donnerstag (25. August) protestierten bereits mit einer Menschenkette Tierschützer gegen den Prozessauftakt in Bad Iburg. Am Montag (29. August) wurden der Chef des Schlachthofes in Bad Iburg, in dem mehrere hundert kranke Kühe brutal geschlachtet wurden, sowie zwei seiner Mitarbeiter zu einer Bewährungsstrafe verurteilt.
Es ist so gekommen, wie SOKO-Tierschützer Friedrich Mülln befürchtete: Chef und Mitarbeiter des Iburger Schlachthofs, die kranke Kühe, Kälber und Bullen im August und September 2018 – vermutlich aber jahrzehntelang – angenommen, gequält und abgefertigt haben, sind zu einer Bewährungsstrafe verurteilt worden. Sie sollen versucht haben, die Rinder durch Schubsen und Ziehen am Schwanz, teilweise auch durch Elektroschocks oder andere massive Gewalt zum Aufstehen zu bewegen. Andernfalls wurden sie mit einer Seilwinde vom Fahrzeug gezogen.
Herausgekommen ist der wohl größte Schlachthofskandal Deutschlands durch heimliche Videoaufnahmen vom Anlieferungsbereich des Schlachthofes durch Tierschützer des SOKO Tierschutz e. V.
Angeklagt waren am Montag insgesamt 72 Fälle, dem verantwortlichen Geschäftsführer wurde die Beteiligung in 60 Fällen vorgeworfen. Auf Anweisung des Geschäftsführers sollen die Mitarbeiter in zehn Fällen auch bereits tot angelieferte Kühe in den Schlachthof gezogen haben, dort geschlachtet und das Fleisch anschließend verbotenerweise als Lebensmittel verkauft haben.
6.500 Euro an den Osnabrücker Tierschutz
Der 46-jährige Geschäftsführer wurde wegen Tierquälerei in 58 Fällen zu einer Bewährungsstrafe von zwei Jahren und einer Geldstrafe von 3.000 Euro verurteilt. Sein 33-jähriger und 35-jähriger Mitarbeiter wurden zu einer Bewährungsstrafen von jeweils neun Monaten und Geldstrafen von insgesamt 3.500 Euro verurteilt. Die 6.500 Euro gehen an den Tierschutzverein Osnabrück.
Anwälte und Staatsanwaltschaft erklärten, auf Rechtsmittel zu verzichten. Damit ist das Urteil rechtskräftig. Das relativ milde Urteil begründete der Richter damit, dass die Taten schon vier Jahre zurückliegen und die Angeklagten Reue zeigten.
Vor dem Gerichtsgebäude hatten sich erneut Tierschützer zusammengefunden, die ebenso wie in Osnabrück mit Plakaten auf das Leid im Horror-Schlachthof aufmerksam machten. Die SOKO Tierschutz kommentierte das Urteil auf Instagram: „Schwarzer Tag für den Tierschutz“, ergänzt durch den Hashtag „Behördenversagen“.