Mit mehr als einer halben Million Euro wird der Verein Lagerhalle e.V. jährlich aus dem klammen Haushalt der Stadt Osnabrück direkt unterstützt. Hinzu kommen allerlei indirekte Projektförderungen und Personalmaßnahmen – und eine gut in Schuss gehaltene historische Immobilie in der Altstadt, die seit den 70er Jahren immer wieder nach neuen Finanzspritzen aus der Steuerkasse verlangte und die Lagerhalle zu einem attraktiven Leuchtturm der Osnabrücker Kulturszene macht.
Doch das all das Geld des Steuerzahlers war dem als gemeinnützig geltenden Verein wohl nicht genug. Auf einer eigenen Spendenseite (hier noch im Internet-Archiv verfügbar) warb die Osnabrücker Lagerhalle bis dato für das Shopping beim Onlineversender Amazon.
Ein Osnabrücker Einzelhändler (Name der Redaktion bekannt) machte die HASEPOST darauf aufmerksam, dass hier – trotz massiver finanzieller Förderung durch die Stadt Osnabrück – der Onlinehandel gefördert wurde.
10.000 Euro Amazon-Umsatz für eine 50 Euro Spende
Der von der Lagerhalle auf der eigenen Website eingebundene Werbebutton gehört zum „Amazon SMILE“ Spendenprogramm, bei dem der Online-Händler 0,5 Prozent des über einen speziellen Link getätigten Einkaufs an eine gemeinnützige Organisation zahlt (hier der Lagerhalle e.V.), ohne dass der Kunde einen Aufpreis für seinen Einkauf zahlt.
Doch was so gut klingt, ist in Summe tatsächlich nur „Peanuts“. Die 0,5 Prozent pro Einkauf sind eine vergleichsweise niedrige Spendensumme. Um eine Spendensumme in Höhe von 50 Euro zusammenzubekommen, müssten 10.000 Euro auf Amazon ausgeben werden, wie das Onlinemagazin Chip vorrechnet. 10.000 Euro, die dem lokalen Einzelhandel in Osnabrück vor Ort fehlen – für eine Spende im Gegenwert von vier Kästen Bier (ohne Pfand).
Lagerhalle-Geschäftsführer: „Wir haben es ausprobiert“
Gegenüber unserer Redaktion erklärte Lagerhalle-Geschäftsführer Jens Meier, der auch für die Osnabrücker Grünen im Stadtrat sitzt, „wir haben es ausprobiert und es hat sich als nicht erfolgreich herausgestellt. Im Laufe der Jahre sind lediglich Kleinstbeträge auf dem Konto der Lagerhalle gelandet. Die Kund:innen des Online-Händlers nutzen diese Möglichkeit offenbar nicht. Die Frage, ob bei Amazon bestellt wird oder nicht, dürfte sich also nicht daran entscheiden, ob eine gemeinnützige Organisation unterstützt wird“.
Wie hoch die erzielten Spenden tatsächlich waren – und wie viel Umsatz damit bei Amazon generiert wurde – verriet uns die Lagerhalle trotz expliziter Nachfrage nicht.
Spendenbutton erst nach Presse-Anfrage entfernt
Die Erkenntnis, dass sich der Schulterschluss mit dem Onlineversender nicht lohnt, kam allerdings erst nach Anfrage unserer Redaktion. Am Donnerstagabend zeigte sich die Seite um den Link auf das Amazon-Spendenprogramm bereinigt.
Es besteht jedoch weiterhin über die Lagerhalle-Website die Möglichkeit, Spenden über den Bezahldienst Paypal abzuwickeln, dem Marktführer für Onlinezahlsysteme im E-Commerce.
Lagerhalle setzt auf den „Altstadt-Taler“
Jens Meier von der Lagerhalle hofft, mit einem anderen Ansatz die lokale Wirtschaft zu fördern: „Die Lagerhalle hat sich von Beginn an, mit großem Engagement in das Projekt Altstadt-Taler eingebracht und wir freuen uns zu sehen, welche Nachfrage der Taler gerade in den letzten beiden Jahren erfahren hat. Dahinter steht der Wunsch, den Anbietern in der Altstadt zu helfen und ihnen Umsatz zukommen zu lassen. Wenn nun die Lockerungen beginnen, hoffen wir auf viele Gäste der Osnabrücker Altstadt, die ihre Taler einlösen.“