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Wieso bauen die Dänen „Super-Radwege“ um mehr als den Faktor 10 günstiger als Osnabrück?

2.560 Euro für einen einzigen Meter Fahrradweg, diese Zahl erstaunte sicher nicht nur das Fernsehteam des ZDF, das im März gleich mehrfach über den „XXL-Radweg“ am Osnabrücker Wall berichtete.

Währenddessen regen die Osnabrücker Grünen an, den Wallring gleich komplett für den Autoverkehr zu sperren und in einen überbreiten Fahrradweg zu verwandeln. Auf Ihrer Facebookseite schreibt die Grüne Ratsfraktion Osnabrück: „Am besten wäre es, den Wallring als Protected Bike Lane umzubauen“.

Unterstützt wird die radikale Forderung mit einem eingebetteten Video über die dänische Hauptstadt, mit sehr konkreten Zahlenangaben über die dort verbauten Millionen und die daraus resultierende Fahrradweg-Strecke.
In der Dänen-Metropole sollen mit einem Investment von stolzen 134 Millionen Euro unter anderem allerlei Kleinigkeiten am Straßenrand, wie schräg angebrachte Mülleimer, die von Radfahrern während der Fahrt mit Müll beschmissen werden können, bezahlt worden sein. Vor allem aber auch 746 Kilometer „Super Rad-Autobahn“.

Bauen die Dänen wirklich Fahrradwege so günstig?

Glaubt man den beeindruckenden Bildern aus Kopenhagen, die von der Grünen Ratsfraktion verbreitet werden, dann wurden dafür nicht einfach nur ein paar ehemalige Feldwege asphaltiert, sondern auch aufwendige Brücken speziell für Fahrradfahrer konstruiert.

Nachgerechnet bedeuten die von den Grünen geteilten Zahlenangaben, dass es die Skandinavier schaffen im Schnitt nur knapp 180 Euro pro Meter Fahrradweg auszugeben. Und dieser steuersparende Radweg darf dann sogar noch das Attribut „Super Rad-Autobahn“ tragen.

Zur Erinnerung: Osnabrücks erste Protected Bike Lane kostete (ohne die Kosten für die notwendige Neu-Asphaltierung des Walls und Kanalarbeiten der Stadtwerke) mehr als 2.500 Euro pro Meter.

Fake News auf der Seite der Grünen Ratsfraktion?

Nun kann es sein, dass die Osnabrücker Grüne Ratsfraktion, die nach juristischer Definition ein hinzugewählter Teil der Stadtverwaltung ist, einfach ungeprüft falsche Zahlen verbreitet (aka Fake News).
Oder aber, der ebenfalls mit einem Grünen Parteibuch versehene Stadtbaurat Frank Otte, der auf seinem privaten Blog regelmäßig über die Vorbildfunktion Kopenhagens schreibt, schafft es nicht einmal im Ansatz der Kosteneffizienz seiner dänischen Kollegen nachzueifern?

Osnabrück ist angeblich eine „fahrradfreundliche Kommune“

Die Angelegenheit – Diskrepanz zwischen Wunsch und Wirklichkeit – erinnert an die kuriose (Selbst-)Verleihung des Zertifikats „Fahrradfreundliche Kommune“ für die Hasestadt durch ein Gremium, in dessen Vorstand sich der Stadtbaurat kurz vor der Vergabe des Ehrentitels selbst hatte wählen lassen.
Dass diese Titel-Masturbation nicht funktionieren konnte – auch angesichts regelmäßig tödlich verlaufender Fahrradunfälle in Osnabrück – hätte eigentlich auch dem Stadtbaurat bewusst sein müssen. Diese Woche wurde Osnabrück von neutraler Seite – also dem ADFC, einem Verein in dem Frank Otte nicht im Vorstand sitzt – attestiert, dass Osnabrück allenfalls Mittelklasse ist bei seiner tatsächlichen Fahrradfreundlichkeit.

„Hausaufgaben nicht gemacht und Steuergeld sinnlos verschleudert“, meint HASEPOST-Herausgeber Heiko Pohlmann*, ganz unabhängig davon, ob die Dänen wirklich so viel günstiger Fahrradwege bauen können.

…und die Grüne Ratsfraktion sollte sich ernsthaft fragen, ob sie mit dem auf ihrer Facebookseite eingebetteten Video entweder Fake News verbreitet, oder ihr Parteifreund Frank Otte nicht schnell gegen einen cleveren und steuersparenden Mitarbeiter aus Kopenhagen ersetzt werden sollte.


Volker Bajus, Fraktionsvorsitzender der Grünen Ratsfraktion wurde am Donnerstagnachmittag per Email um eine Stellungnahme zu der Diskrepanz der auf via Facebook verbreiteten Kosteneffizienz in Kopenhagen zu den Osnabrücker Ausgaben-Realitäten gebeten. Bis zur Veröffentlichung des obigen Kommentars (16 Stunden später), gab es jedoch keine Antwort vom Fraktionsvorsitzenden der Grünen.

* der Autor ist stolzer Besitzer und regelmäßiger Nutzer von insgesamt drei Fahrrädern und besitzt privat aktuell keinen PKW; falls es jemanden in diesem Zusammenhang interessiert.


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Heiko Pohlmann
Heiko Pohlmann
Heiko Pohlmann gründete die HASEPOST 2014, basierend auf dem unter dem Titel "I-love-OS" seit 2011 erschienenen Tumbler-Blog. Die Ursprungsidee reicht auf das bereits 1996 gestartete Projekt "Loewenpudel.de" zurück. Direkte Durchwahl per Telefon: 0541/385984-11

  

   

 

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