Es ist die wohl schönste Tradition in unserer Friedensstadt und im 375. Jubiläumsjahr des Westfälischen Friedens von besonderer Bedeutung: das Steckenpferdreiten. Am späten Donnerstagnachmittag machten sich wieder rund 1.400 Viertklässler mit ihren selbstgebastelten Steckenpferden und farbenfrohen Hüten auf den Weg zum Rathaus, um damit an die Friedensverkündung nach dem Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) zu erinnern.
Trotz Nieselregens war die Stimmung außerordentlich gut, die zum Teil aufwendig gestalteten Steckenpferde wurden kurzerhand in Plastiktüten verpackt. Nachdem Oberbürgermeisterin Katharina Pötter die Schülerinnen und Schüler auf dem Hof der Domschule begrüßt hatte, unterstrich sie in einer kurzen Rede, wie wichtig es gerade in Zeiten wie diesen in der Friedensstadt Osnabrück sei, gegen Krieg und Terror einzustehen. „Ich weiß, dass ihr nicht nur zum Steckenpferdreiten gekommen seid, weil ihr am Rathaus eine süße Brezel bekommt, sondern weil euch auch der Frieden am Herzen liegt“, so Pötter.
Süße Brezel, Musik und Feuer-Jonglage
Anschließend wurde das Steckenpferd-Lied gesungen – und dann ging es unter Anführung der Stadtwachen durch die Innenstadt zum Rathaus, wo sich jedes Kind eine süße Brezel auf der Rathaustreppe abholen durfte, die von der Oberbürgermeisterin zusammen mit den beiden neuen Städtebotschaftern Romane Dantec aus Angers und Levy Julian Gores aus Haarlem verteilt wurden.
Auf dem Marktplatz versammelten sich die Schülerinnen und Schüler schließlich, um mit Entertainer Stephan Rodefeld und den Rock’n’Royals zu singen, bevor es die Theater-Performance „Der Streit der Farben“ in den Fenstern des Rathauses zu bestaunen gab. Ganz besonders große Augen machten die Kinder – aber auch die Erwachsenen – jedoch bei einer spektakulären Feuer-Jonglage, auf die noch das Abschlussfeuerwerk folgte.
Osnabrücker Tradition seit 1948
Die Tradition des Steckenpferdreitens hat ihren Ursprung im Jahr 1650, die Ursprünge der Osnabrücker Tradition gehen allerdings auf das Jahr 1948 zurück. Damals wurde anlässlich des 300. Jubiläums des Westfälischen Friedens diese schöne Tradition von dem damaligen Stadtarchivar Ludwig Bäte wiederbelebt. Zu der Zeit nahmen etwa 100 Jungen an dem Ereignis teil, um den Frieden zu ehren. Sie ritten durch die vom Krieg zerstörte Altstadt und umrundeten zweimal den Marktplatz.
Heutzutage hat dieses einmalige Ereignis im Leben der Viertklässlerinnen und Viertklässler einen besonderen Stellenwert. Mit dem Steckenpferdreiten soll Kindern auf spielerische Weise die Bedeutsamkeit von Frieden und Toleranz vermittelt werden.