Die “Schikanen”, mit denen nach eigenen Angaben der Kulturverein Petersburg e.V. zu kämpfen hat, haben “einen neuen Höhepunkt erreicht”. Oder ist es eine reine Vorsichtsmaßnahme, weil eine von den Mietern selbstverlegte Verkabelung nicht “betriebssicher” ist, wie es der Eigentümer sieht?
Am Mittwoch den 26.04.17 hat Thomas A. Gründler dafür gesorgt, dass in der “Burg” die Lichter ausgingen, so jedenfalls beschreibt es der Kulturverein Petersburg e.V. auf seiner Webseite.
Gründler ist Geschäftsführer der im vergangenen Jahr von „Zion GmbH“ in „3G Group GmbH“ umfirmierten Eigentümergesellschaft des Güterbahnhof-Geländes
Lebensquelle-Pastor soll den Strom abgestellt haben
Nach Angaben des Kulturvereins wurde Pastor Eduard Ochs von der Freikirche „Lebensquelle e.V.“, denen das angrenzende ehemalige Verwaltungsgebäude gehört, dazu aufgefordert, den Strom abzuschalten. Dieser Aufforderung wurde am Mittwoch gegen 09:30 Uhr Folge geleistet. Eine Vorwarnung für diese Aktion habe es nicht gegeben, so der Kulturverein in einer Presseeklärung. Nach eigener Einschätzung befände sich die Burg ohne Strom somit wieder “im finsteren Mittelalter”.
Eigentümer: Stromabschaltung diente der Sicherheit
Erwartungsgemäß sieht das die 3 G Group GmbH ganz anders.
Hintergrund für die Abschaltung seien Sicherheitsbedenken gewesen, die durch die Begutachtung der Stromversorgung durch einen Meisterbetrieb zusätzlich gestützt und belegt würden.
Die Rechtsanwaltskanzlei Zutz, von der sich die Eigentümer vertreten lassen, schickte am Freitagnachmittag eine Kopie der fachlichen Einschätzung eines Meisterbetriebs an unsere Redaktion. Der Meisterbetrieb mahnt vor allem eine fehlende Dokumentation der Elektroinstallation an. Die nach Angaben des Eigentümer-Anwalts vom Pächter der Probenräume Carsten Gronwald in Eigenregie verlegte Verkabelung wird vom Elektromeister “als nicht betriebssicher” angesehen.
Angeblich seien mehrere hundert Meter Kabel über das Gelände verlegt und nicht richtig abgesichert worden.
Wer hat wann wen informiert und den Strom abgeschaltet?
Dass es keine Vorwarnung über die Stromabschaltung gegeben habe, die auch den Kühlschrank der “Lebensmittelretter” vom Verein Foodsaver betroffen habe, wird von den Eigentümern bestritten. Demnach sei sowohl der Mieter Gronwald als auch der Lebensmittelretter-Verein am Mittwoch gegen 10:15 Uhr informiert worden. Erst danach habe man die benachbarte Lebensquelle e.V., von deren Keller aus der Strom abgezweigt wurde, um eine Abschaltung frühestens ab 13 Uhr gebeten. Die Bestätigung der Abschaltung sei dann um 13:33 Uhr erfolgt – über drei Stunden nach dem vom Verein Lebensquelle e.V. behaupten Zeitpunkt.
[mappress mapid=”542″]
Ohne Strom droht dem Kulturbetrieb das Aus
Unabhängig von fehlenden Dokumentationen und dem Streit über genaue Uhrzeiten, sieht sich der Kulturverein in seiner Existenz bedroht: “Solche unlauteren Mittel stellen eine existenzielle Bedrohung für den Kulturbetrieb dar und dürfen nicht ohne Konsequenzen bleiben. Nicht nur die eingemieteten Musiker*innen und Künstler*innen sind nun gezwungen, ihre kreativen Aktivitäten einzustellen, auch die Menschen, die regelmäßig den Kühlschrank der Lebensmittelretter nutzen, werden bald nur verdorbene Nahrungsmittel vorfinden.”
Strom nur über betriebssichere Verkabelung?
Der Kulturverein verurteilt die Stromabschaltung scharf und fordert ihren Vermieter auf, die Burg unverzüglich wieder mit Strom zu versorgen. Ferner will man vom Eigentümer des Geländes, mit dem noch ein rechtskräftiger Mietvertrag bis zum Jahresende 2018 besteht, die entstandenen Kosten erstattet bekommen.
Eigentümer-Anwalt Nikolai Zutz knüpft eine Wiederaufnahme der Stromversorgung an eine klare Bedingung: “Erst wenn eine betriebssichere elektrische Anlage vorhanden ist, kann diese wieder in Betrieb genommen werden”. Aus seiner Sicht “eine Selbstverständlichkeit”.
Ob, wie von den Petersburgern angeregt, ein Vertreter der Eigentümergesellschaft “Fortbildungen im Bereich der Wirtschaftsethik” in Erwägung ziehen wird, darf bezweifelt werden.