„Wenn man selbst nicht betroffen ist, lässt’s sich gut planen“ – so oder ähnlich könnte es als Leitspruch über dem städtischen Bauamt im ehemaligen Dominikanerkloster am Hasetorwall stehen.
Hier am Hasetorwall wurden die Pläne für einen überbreiten Fahrradweg am Hasetorwall geschmiedet, direkt gegenüber den Verwaltungsbüros, für den in den kommenden Tagen 34 Autoparkplätze und die Rechtsaabbiegerspur vom Wall in die Natruper Straße entfallen werden.
Die Mitarbeiter von Stadtbaurat Frank Otte haben Zugriff auf einen innerstädtischen Luxus, der für Anwohner, Mitarbeiter und Besucher der anliegenden Anwaltsbüros, Arztpraxen, Friseure und sonstigen Steuerzahler in immer weitere Ferne rückt: freie Parkplätze!
Parkplatz bis 14 Uhr nicht für die Bürgerinnen und Bürger
Direkt vor dem Bauamt gibt es den Parkplatz „Kunsthalle“. Auch wenn es der Name suggeriert, ist dieser Parkplatz nicht etwa für die nur wenigen Besucherinnen und Besucher der Kunsthalle reserviert, zum Beispiel in Verbindung mit einer Eintrittskarte. Tatsächlich handelt es sich bei der Parkfläche um einen Dienstparkplatz der Verwaltung – überwiegend genutzt vom Bauamt der Stadt. Zwischen 6 Uhr in der Früh bis 14 Uhr – wenn vermutlich die ersten Beamten wieder das Büro verlassen – steht diese Parkfläche „nur für Vertragspartner“ offen, wie es ein Hinweis auf dem Schrankenbalken etwas verklausuliert darstellt.
Unsere Redaktion hat bei der OPG, die den Parkplatz im Auftrag der Stadt betreibt, nachgefragt, ob die bisherigen Nutzer der bislang auch für das Anwohnerparken freigegebenen Parkplätze am Hasetorwall nun auf die Parkfläche auf der anderen Straßenseite ausweichen können?
Anwohner sollen für die Nacht ein kostenpflichtiges Parkhausticket kaufen
Dazu erklärt Marco Hörmeyer, Pressesprecher des OPG-Mutterkonzerns Stadtwerke, dass für Kurzparker als Alternativen die Vitihof-Garage, die Altstadt-Garage, die Stadthaus-Garage sowie ab 14 Uhr der oben beschriebene Parkplatz Kunsthalle/Dominikanerkirche zur Verfügung stehen würde. „Alle genannten Alternativen befinden sich in fußläufiger Entfernung von wenigen Minuten zu den entfallenden Parkplätzen.“
Anwohner vom Wall, für die es nun deutlich schwieriger werden wird, für die Nacht einen bisher mit dem Anwohnerparkausweis abgegoltenen Stellplatz zu finden, werden auf ein weitere Kosten verursachendes OPG-Ticket verwiesen. „Für Anwohner, die auf ihr Auto angewiesen sind, ist mit dem Tarif ‚Zuhause-Parken‚ ein alternatives, wenn auch kostenpflichtiges Angebot (ab 29 Euro im Monat) vorhanden. Die OPG bietet aktuell freie Kapazitäten in der Stadthaus-Garage hierfür an.“ Stadtwerkesprecher Hörmeyer betont, dass mit dem kostenpflichtigen Angebot mehr Komfort verbunden sei: „Das Fahrzeug steht trocken und sicher“ und es sei „keine lange Suche mehr nach einem freien Parkplatz“ notwendig. Zudem böten die OPG-Garagen zusätzlich Lademöglichkeit für E-Fahrzeuge. Das Angebot gäbe es, so der Stadtwerkesprecher, auch in der Vitihof-Garage, hier sind die Kapazitäten allerdings aktuell erschöpft, doch die OPG prüft derzeit die Erweiterung des Kontigents.
Ein Fünftel des Behördenparkplatzes wird nicht genutzt
Ein Ausweichen der Anlieger und Kunden anliegender Praxen, Büros und Gewerbebetriebe auf den bislang für die Verwaltung reservieren Parkplatz macht nach Ansicht der OPG keinen Sinn, obwohl durchschnittlich zwei von zehn Parkplätzen während des Vormittags gar nicht genutzt werden: „Der Parkplatz Kunsthalle/Dominikanerkirche hat eine aktuelle Vormittags-Auslastung von rund 80 Prozent und ist nach unserer Auffassung aufgrund der vorhandenen und guten Alternativen nicht zwingend erforderlich zur Kompensation der wegfallenden Stellplätze. Zudem ist die Organisation der wenigen freien Stellplätze auf dem Parkplatz Kunsthalle/Dominikanerkirche in Kombination mit den Bedarfsspitzen der Dauerparker sehr aufwendig.“
Kommentar des Redakteurs: Die Bürger dürfen sehen, wo sie bleiben. Die Kunden der Büros, Praxen und Gewerbebetriebe entlang des Hasetorwalls sowieso – sollen sie doch mit dem Fahrrad kommen, oder mit dem Bus, wenn er denn fährt.
Hauptsache die Mitarbeiter von Stadtbaurat Frank Otte haben einen exklusiven Parkplatz mit genügend Platz zum Rangieren, denn zwei von zehn Parkplätzen bleiben ja regelmäßig ungenutzt. Von so viel Parkluxus dürfen die, die eine derartig ideologisierte Verkehrsplanung bezahlen, nur träumen. Ich muss jetzt erstmal etwas Kuchen essen, das Brot ist gerade aus …