Open Library nennt sich das Konzept der Stadtbibliothek, das am Montag (4. April) starten soll. Dann wird die Bücherei ihre Öffnungszeiten erweitern und künftig von montags bis samstags von 10 bis 22 Uhr geöffnet haben.
Die Stadtbibliothek soll mit dem Projekt Open Library vorläufig erst einmal für rund zwei Jahre zu einem „lebendigen dritten Ort“ werden. „Hier sollen sich Menschen zwanglos begegnen können und die Möglichkeit für Entspannung und Erholung finden“, sagt erster Stadtrat Wolfgang Beckermann. Lesekreise, Spiel- oder Lerngruppen sollen sich in der Bibliothek treffen können. So wolle man einen Ort schaffen, dessen Nutzung nichts kostet und an dem niemand verpflichtet sei, etwas zu konsumieren. Das Konzept haben Beckermann und die Bibliotheksleiterin Martina Dannert bei einer Studienreise in Dänemark vor rund drei Jahren kennengelernt.
Mehr Lesezeit für die Besucher
Mit dem neuen Konzept wolle man die Menschen erreichen, die sonst nach der Schule oder der Arbeit bisher keine Zeit hatten, die Bibliothek zu nutzen. „Wir haben in der Woche 27 Stunden mehr geöffnet“, erzählt Dannert. Die Besonderheit: In den zusätzlichen Öffnungsstunden ist kein Fachpersonal vor Ort, sondern drei studentische Aufsichtspersonen. Das Fachpersonal sei in den regulären Zeiten von montags bis freitags von 10 bis 18 Uhr sowie samstags von 10 bis 15 Uhr anwesend. Ansonsten gebe es keine Einschränkungen: Alle Räume dürfen genutzt werden, auf einem elektronischen Klavier kann geübt werden, die Internet-, Recherche- und Schreib-PCs stehen zur Verfügung – und die Ausleihautomaten sind durchgängig nutzbar. Künftig sollen die Abendstunden dann vor allem für Veranstaltungen in lockerer, entspannter Atmosphäre genutzt werden. Den Auftakt machen die Lernnächte für Abiturienten Ende April. „Die Besucher sollen bestimmen, was bei uns stattfindet“, sagt die Bibliotheksleiterin.
Die Lautstärke sollte dabei kein Problem darstellen: „Es wird Zonen geben, die lauter sind, aber es wird auch ruhigere Bereiche geben. Die Menschen werden ihre Zone finden“, so Dannert weiter. Da pflichtet ihr auch Beckermann zu: „Die Stadtbibliothek hat einen ganz anderen Auftrag als zum Beispiel die traditionelle oder wissenschaftliche Bibliothek.“ Man wolle einen Begegnungsort schaffen, der gerade in den Abenstunden den Alltagsstress vergessen lassen solle. Für die Nutzung der Räumlichkeiten und der Medien innerhalb der Bibliothek wird kein Ausweis benötigt, nur für die Ausleihe ist eine Bibliothekskarte erforderlich.
In Niedersachsen wohl einzige Bibliothek mit Open Library-Konzept
Nach eigenen Angaben gebe es in Niedersachsen bisher kein ähnliches Konzept. In Bielefeld nutze man ebenfalls das Open Library-Konzept, aber mit anderen Öffnungszeiten. Hannover und Hamburg würden mit Kamerasystemen und Alarmknöpfen arbeiten. Darauf habe man bewusst verzichtet, um die Bibliothek „menschlicher zu machen“. Aus arbeitsrechtlichen Gründen wäre eine Öffnung am Sonntag nicht möglich. Das Land Niedersachsen hat allerdings im August 2021 einen Bescheid an die Gemeinde Adendorf (Landkreis Lüneburg) übergeben, die eine Bibliotheksnutzung zwischen 8 und 22 Uhr an jedem Tag der Woche vorsieht.
Eigentlich sollte das Konzept schon Anfang 2021 umgesetzt werden. Die Pandemie und der Krieg dämpften bisher die Pläne. Nach zwei Jahren Projektlaufzeit wolle man eine abschließene Evaluation durchführen. Diese stelle dann die Grundlage für weitere Überlegungen der Politik oder auch die kommenden Öffnungszeiten. Beckermann weist allerdings schon jetzt darauf hin, dass durch die kommunalen Haushaltsprobleme, die auf die Stadt zukommen werden, langfristig geschaut werden müsse, ob sich Osnabrück eine dauerhafte Finanzierung des Konzepts leisten könne.