5 Millionen Menschen in Deutschland gelten als pflegebedürftig. Ein geringer Anteil der Pflegebedürftigen bewohnt die 16.100 Pflegeheime. 4,17 Millionen Menschen mit einer Pflegebedürftigkeit werden von Angehörigen gepflegt oder von einem ambulanten Dienst betreut. Sie verbleiben in ihrem gewohnten Umfeld.
Viele Familien entscheiden sich gegen Pflegeheime. Denn der Fachkräftemangel führt dazu, dass den Pflegefachkräften wenig Zeit zur Verfügung steht. Die Pflegebedürftigen in Altersheimen werden deswegen unter Umständen zügig versorgt. Zeit für Gespräche bleibt kaum. Auch individuelle Vorlieben und Bedürfnisse können nicht erfüllt werden.
Eine Alternative bietet die 24-Stunden-Pflege. In diesem Fall betreuen Pflegehilfen die Pflegebedürftigen daheim. Sie entlasten die Angehörigen. Doch wie wirkt sich der Fachkräftemangel konkret auf die Branche aus, was ist die 24-Stunden-Pflege und wie erhalten Angehörige eine Pflegehilfe?
Was sind aktuelle Probleme in der Pflege?
82 Prozent der über 90-Jährigen zeichnet sich durch eine hohe Pflegebedürftigkeit aus. Im Alter zwischen 70 und 74 Jahren fällt die Quote dagegen geringer aus. In der genannten Altersklasse werden 9 Prozent der Menschen durch eine Pflegefachkraft oder Pflegehilfe betreut.
Dabei gilt: Die Pflegebedürftigkeit steht in Relation zu dem Alter. Da die deutsche Bevölkerung durch die medizinische Versorgung zunehmend älter wird, steht die Gesundheitsbranche vor neuen Herausforderungen. So steigt der Versorgungsbedarf.
Gleichzeitig führt der Fachkräftemangel dazu, dass nicht ausreichend ausgebildete Pflegekräfte zur Verfügung stehen. Das vorhandene Pflegepersonal gleicht dies wiederum durch straffe Zeitpläne und Überstunden aus. In der Folge sinkt die Motivation.
Ferner wirken sich schlechte Arbeitsbedingungen, eine geringe Bezahlung und eine gewisse Vorliebe für Zeitarbeiter negativ auf die Branche aus und führen dazu, dass immer weniger junge Menschen sich für eine Ausbildung zur Pflegefachkraft entscheiden.
Bereits in den 1960er Jahren setzte die Gesundheitsbranche neben deutschen Fachkräften auf Pflegekräfte aus dem Ausland. So gelang es ihr, den Personalmangel zu beheben und dem Pflegenotstand entgegenzuwirken.
Heute entscheiden sich viele Angehörige dagegen, ihre Verwandten in einem Pflegeheim unterzubringen. Sie lassen diese ambulant durch mobile Pflegefachkräfte betreuen oder setzen auf eine 24-Stunden-Pflege für Senioren. Die Pflegehilfen stammen in der Regel aus dem osteuropäischen Raum und leben mit dem Pflegebedürftigen in einem Haushalt.
Was bedeutet 24-Stunden-Pflege?
Bei der 24-Stunden-Pflege handelt es sich um eine Alternative zum Altersheim. Durch die Betreuung in den eigenen vier Wänden gelingt es Pflegebedürftigen, in ihrem gewohnten Umfeld zu verweilen und ihren Tagesablauf selbstbestimmt zu planen.
Die 24-Stunden-Pflege wird durch eine Pflegehilfskraft umgesetzt. Diese bezieht ein Zimmer im Haus oder in der Wohnung der pflegebedürftigen Person. Ab diesem Zeitpunkt übernimmt die Pflegehilfe Aufgaben im Haushalt und pflegt den Pflegebedürftigen, begleitet ihn auf die Toilette, ermöglicht Ausflüge in die Natur oder den Besuch von Veranstaltungen, spielt Brettspiele oder Kartenspiele mit dem Betreuten und nimmt sich ausreichend Zeit für Gespräche.
Auf diese Weise entlastet die Pflegehilfe die Angehörigen, die ihren beruflichen Aufgaben gerecht werden und Auszeiten einplanen können. Medikamente werden dagegen von der ambulanten Pflegefachkraft verabreicht. Denn die Pflegehilfe verfügt über keine Berechtigung und Qualifikation zur Durchführung medizinischer Aufgaben.
Im Haushalt übernehmen die Pflegehilfen Tätigkeiten wie das Kochen, Putzen und Waschen. Im Rahmen der Körperpflege unterstützen die Hilfskräfte den Pflegebedürftigen zum Beispiel bei dem Zähneputzen, dem Haarekämmen und dem An- und Ausziehen.
Die Besonderheit: Da die Pflegehilfskraft über ausreichend Zeit verfügt, um sich mit der pflegebedürftigen Person zu unterhalten und diese kennenzulernen, kann sich die Pflegehilfe optimal auf die Bedürfnisse und Vorlieben des Betreuten einstellen. So kann diese zum Beispiel regelmäßig zum Spieleabend aufrufen, wenn die betreute Person gerne Karten spielt. Des Weiteren kann die Pflegehilfe individuelle Hobbies in den Tagesablauf integrieren und die körperliche und geistige Fitness des Pflegebedürftigen schulen.
Wie schnell bekommt man eine 24-Stunden-Pflege?
Eine 24-Stunden-Pflegehilfskraft buchen Angehörige pflegebedürftiger Personen in der Regel über spezielle Agenturen. Diese spezialisieren sich auf die Vermittlung qualifizierter Pflegehilfen aus dem Ausland. Die Agenturen vermitteln die Pflegehilfen kurzfristig.
Alternativ besteht die Möglichkeit, selbstständige Pflegehilfen aus Deutschland zu engagieren. In diesem Fall fungieren die Angehörigen des Betreuten als Arbeitgeber.
Das Fazit – die 24-Stunden-Pflege entlastet die Pflegebranche
Die Verschlechterung der Pflege und der Pflegenotstand führen dazu, dass sich immer mehr Menschen dafür entscheiden, ihren pflegebedürftigen Verwandten daheim zu betreuen. Unterstützung können diese durch einen ambulanten Pflegedienst und eine 24-Stunden-Pflegehilfe erfahren.
Letztgenannte verfügen über ausreichend Zeit, um auf den Pflegebedürftigen einzugehen und dessen Persönlichkeit kennenzulernen. In Notfällen stehen die Pflegehilfen sofort zur Verfügung, da sie ein Zimmer im Wohnobjekt des Betreuten beziehen. Somit bietet die 24-Stunden Pflege für viele pflegebedürftige Menschen eine Alternative zum Pflegeheim.
Quellen:
Pflege: Pflegebedürftige in Deutschland – Statistisches Bundesamt (destatis.de)
Mehr Pflegebedürftige – Statistisches Bundesamt (destatis.de)