Seit fast drei Monaten bleiben die Türen der Filmpassage und des Hall of Fame – Kino de Luxe in Osnabrück für Filmliebhaber bereits coronabedingt geschlossen. Ein Termin für die Wiedereröffnung steht bislang noch nicht fest. In einem Gespräch mit unserer Redaktion äußern sich die Betreiber Anja und Meinolf Thies zu Zukunftsperspektiven und dem 5-Stufen-Plan des Landes Niedersachsen.
Am 4. Mai 2020 hat die niedersächsische Landesregierung einen 5-Stufen-Plan betreffend der Corona-Maßnahmen veröffentlicht. Abhängig vom Infektionsgeschehen werden Regelungen und Beschränkungen Schritt für Schritt reduziert. „Grundlage dafür ist das landesweit stabile Infektionsgeschehen in den vergangenen Wochen. Das Coronavirus ist aber immer noch vorhanden – das zeigen die jüngsten Entwicklungen in einigen niedersächsischen Regionen. Deshalb gilt weiterhin: Wir müssen alle umsichtig sein, Abstand halten und die Hygieneregeln beachten!“, so Ministerpräsident Stephan Weil auf der Website des Landes Niedersachsen. Aktuell befindet sich das Bundesland in Phase 4: Schwimmbäder, Bars und Fitnessstudios dürfen weitestgehend wieder öffnen – Kinos allerdings nicht. Zum Vergleich: In Schleswig-Holstein, Sachsen und dem Saarland haben die Kinosäle seit dem 18. Mai wieder geöffnet. In den vergangenen Wochen zogen alle deutschen Bundesländer nach – bis auf Niedersachsen.
„Wir haben null Einnahmen!“
Dass Freibäder oder Indoor-Sportanlagen wie Fitnesscenter eine oder sogar zwei Stufen vor den Kinos wieder geöffnet wurden, ist aus Sicht der Kinobetreiber nicht nachvollziehbar. „In einem Kino mit festen Sitzplätzen kann viel leichter verfolgt werden, wer zu wem welchen Abstand hält, als zum Beispiel in einem Freibad“, so Anja Thies, „mit der Schließung unserer Kinobetriebsgesellschaften geht eine große Einnahmequelle verloren. Die Mietkosten laufen jedoch weiter – für einen Kinokomplex macht das jeden Monat einen fünfstelligen Betrag aus.“ Hinzu kommt, dass das Betreiberpaar eine Vielzahl an studentischen Teilzeitkräften beschäftigt: „Da diese Mitarbeiter keinen Anspruch auf Kurzarbeitergeld haben, kommen somit zusätzlich Personalkosten auf uns zu, für die wir komplett selbst aufkommen müssen. Unsere Mitarbeiter schwimmen momentan genauso wie wir. Sie haben auch den Wunsch, wieder arbeiten gehen zu können.“ Durch fehlende Einnahmen leben die niedersächsischen Kinobetriebe derzeit ausschließlich von Rücklagen, die ursprünglich für Investitionen und andere Projekte eingeplant waren. „Mit den zwei Kinos in Osnabrück haben wir eine halbe Millionen Euro an Umsatz verloren“, so Meinolf Thies.
„Sofort“hilfe?
Da weder die Filmpassage noch das Hall of Fame – Kino de Luxe, ebenso wie die meisten niedersächsischen Kinos, staatlich geförderte kulturelle Einrichtungen sind, ist das Betreiberpaar auf finanzielle Soforthilfe durch das Land Niedersachsen angewiesen. „Wir haben die „Sofort“hilfe erst circa 8,5 Wochen nach Antragsstellung erhalten. Problematisch war ein überflüssiges Leerzeichen in der IBAN – dabei werden die Anträge händisch und nicht automatisiert vom Computer bearbeitet“, erläutert Meinolf Thies.
Vorbereitung auf die Wiedereröffnung
Laut dem niedersächsischen 5-Stufen-Plan ist die 5. Phase für den 22. Juni angesetzt. Das Betreiberpaar hat sich bereits auf die geplante Wiedereröffnung und damit einhergehenden Hygieneauflagen vorbereitet: „Wir haben mit den Mitarbeitern alles durchgespielt.“ Spuckschutzwände, Abstandsaufkleber, Desinfektionsmittel, Einmalhandschuhe und -masken sind in den Kinos vorrätig. Die Kassensysteme sind so eingestellt, dass einzelne Reihen gesperrt und nach jeder Buchung Plätze freigehalten werden. „Dadurch kann der Mindestabstand gewährleistet und die Personenzahl begrenzt werden. Familien können natürlich weiterhin zusammensitzen. Diese Vorgänge werden komplett kontaktlos online abgewickelt“, so Anja Thies, „wir warten nur darauf, dass wir wiedereröffnen dürfen.“ Um andere Waren, wie beispielsweise Lebensmittel bestellen zu können, brauchen die Kinobetreiber allerdings ein festes Datum für die Wiedereröffnung. „Wir können keine Getränke bestellen, wenn es bis zur Eröffnung noch drei Wochen dauern wird“, so Anja Thies. „In Nordrhein-Westfalen wussten wir drei Wochen vorher das Datum und wurden drei Tage vorher über geltende Hygieneregelungen informiert“, fügt Meinolf Thies hinzu.
Zukunftsperspektive
„In Zukunft wird sich das Kino auch wieder entwickeln. Das muss alles erst wieder anlaufen“, erklärt Meinolf Thies. Durch die Corona-Krise sind einige Filmproduktionen verschoben worden. „Das Jahr 2020 ist ein schwarzes Jahr für die Kinobetreiber. Momentan haben wir allerdings einen Wunsch, ein Ziel: Dass ein Datum für die Wiedereröffnung festgelegt wird – das muss im Juni passieren. Wenn wir wiedereröffnen dürfen, werden wir das auch machen und uns eine Menge einfallen lassen“, so Meinolf Thies abschließend.