Die Bundesregierung, der Bundesrat und das Bundesverfassungsgericht haben insgesamt 195 kostenlose “Ehrenkarten” für Spiele während der Fußball-Europameisterschaft in Anspruch genommen. Dies geht aus der Antwort des Innenministeriums auf eine schriftliche Anfrage des Linken-Bundestagsabgeordneten Jan Korte hervor.
VIP-Ticketverteilung in Regierungskreisen
Wie das Nachrichtenportal T-Online berichtet, gingen die meisten VIP-Tickets an das Innenministerium von Nancy Faeser (SPD), die auch als Ministerin für Sport fungiert. Insgesamt 61 Karten wurden ihrem Ministerium während der EM zugestellt. Auf Platz zwei und drei folgen das Kanzleramt mit dem Bundespresseamt mit 35 Tickets sowie das Auswärtige Amt von Annalena Baerbock (Grüne) mit 15 Karten. Das Gesundheitsministerium unter Karl Lauterbach (SPD), einem bekennenden Fußballfan, erhielt elf Tickets. Lauterbach selbst war, wie er auf seinem Instagram-Profil durch zahlreiche Selfies dokumentierte, bei mindestens fünf Spielen live vor Ort. Am wenigsten Karten wurden vom Landwirtschaftsministerium, dem Justizministerium und dem Bundesverfassungsgericht in Anspruch genommen, die jeweils nur eine Karte beanspruchten.
Kritik an Kartenpraxis
Kurz vor dem Ende des Fußballturniers gab es scharfe Kritik an der Praxis, dass Bundespolitiker, die mit ihren Entscheidungen die Rahmenbedingungen für die Heim-EM beeinflussten, Freikarten von der Uefa in Anspruch nahmen.
Forderung nach transparenten Regeln
Der Linken-Abgeordnete Jan Korte, der die schriftliche Anfrage gestellt hatte, fordert nun: “Für die Teilnahme von Regierungsmitgliedern und Abgeordneten an sportlichen und kulturellen Großereignissen braucht es dringend transparente Regeln und Lösungen, die jede unlautere Vorteilnahme ausschließen.” Korte drückt seine Besorgnis aus, dass bei der Vergabe von Großevents “nicht einmal der Verdacht entstehen” dürfe, dass Veranstalter wie die Uefa das Wohlwollen von Politikern erkaufen würden.
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