Das Osnabrücker Symphonieorchester feiert im Dezember diesen Jahres sein 100 jähriges Bestehen. Für das Jubiläum sind viele besondere Veranstaltungen geplant.
Das Ende des Ersten Weltkrieges veränderte viele Dinge. Der Kaiser floh ins Exil, das Deutsche Reich wurde zur Republik und Osnabrück bekam ein Symphonieorchester. In der Zeitenwende mussten sich viele Institutionen neu erfinden, die Kapelle des 7. Infanterieregiments wurde 1919 zum Osnabrücker Sinfonieorchester. Die Stadt bekam damit ihr erstes ziviles Berufsorchester. Im gleichen Jahr wurde außerdem das Konservatorium Osnabrück gegründet, das die örtliche Musiklandschaft ebenfalls prägen sollte. Das mit ursprünglich 36 Musikern sehr kleine Orchester, wuchs in den vergangenen 100 Jahren auf heute 63 Mitglieder aus 18 Nationen.
Besondere Veranstaltungen zur Feier des Jubiläums
Um das Jubiläum zu feiern, sind einige besondere Veranstaltungen geplant. Am 7. und 8. Januar 2020 werden beispielsweise Beethovens Symphonien 1 bis 8 gespielt, hierbei wird gleich ein zweiter Geburtstag gefeiert, Beethoven wäre im Jahr 2020 250 Jahre alt geworden. Einen Appell an Versöhnung und Frieden wird mit dem “8. Sinfoniekonzert“ zum Ausdruck gebracht, in dem Benjamin Brittens „War Requiem“ zu erleben ist. Darüber hinaus finden nach dem Orchester-Motto „Wir für die Stadt und die Region“ viele Sonderprojekte für die Bürger statt. Im Rahmen der Reihe „StadtLandTon“ gibt es an ungewöhnlichen Orten in der Stadt und Region Osnabrück kostenlose Kurzkonzerte von Musikern aus dem Orchester, unter anderem im Zoo und an der Universität; Orte, an denen normalerweise keine Konzerte zu erleben sind. Der Auftakt wurde am Freitag (4. Oktober 2019) mit einem Kurzkonzert am Osnabrücker Hauptbahnhof gemacht.
Intensives Engagement für den Frieden
Die Aufführung von Benjamin Brittens „War Requiem“ steht stellvertretend für das intensive Engagement für den Frieden, das das Orchester in der Vergangenheit schon an entlegene Orte wie Teheran führte. Im Jahr 2013 gastierte das Osnabrücker Sinfonieorchester als erstes deutsches Orchester nach dem Zweiten Weltkrieg in Wolgograd (ehemals Stalingrad), Anlass war der 70. Jahrestag des Endes der Schlacht um Stalingrad. Im Jahr 2015 fand eine größere „Friedenstournee“ durch Osteuropa statt, dabei spielte das Orchester in Moskau, Wolgograd, Kiew und Minsk. Zuvor traten das Osnabrücker und Wolgograder Orchester bereits gemeinsam in Osnabrück auf. Am 7. Mai 2015, also genau 70 Jahre nach der Kapitulation der Wehrmacht, spielte das Osnabrücker Symphonieorchester erneut in Wolgograd, diesmal waren der damalige deutsche Außenminister Frank-Walter Steinmeier und sein russischer Amtskollege Sergei Lawrow unter den Zuhörern.
Wichtiger Akteur der Osnabrücker Kulturlandschaft
Andreas Hotz, Generalmusikdirektor des Symphonieorchesters, betont die Bedeutung des Orchesters: „Die Identität des Orchesters ist aufs engste mit der Stadt Osnabrück verbunden. Wir sind mit vielen örtlichen Institutionen, zum Beispiel der Universität, der Kirche und diversen Festivals, vernetzt. Mit Menschen aus 18 Nationen ist unser Orchester eine multinationale Gemeinschaft die gelebte Integration im Alltag zeigt. Damit dienen wir durchaus als Vorbild für andere.“ Intendant Ralf Waldschmidt freut sich über das Jubiläum: „Musik ist, anders als zum Beispiel die Malerei, eine Kunstform bei der die Zeit eine besondere Rolle spielt. Musik findet nur dann statt, wenn sie gespielt wird. Daher ist das 100 Jährige Jubiläum etwas besonderes. Ohne das Orchester wäre das Theater nicht denkbar.“