Ungläubiges Staunen bei den Lokalpolitikern im Ausschuss für Stadtentwicklung und Umwelt: Sobald es um den eigenen Vorgarten und die Lebensqualität im Stadtteil Lüstringen geht, endet offenbar die Bereitschaft, den Plänen der rot-grünen Mehrheitsgruppe zur “Verkehrswende” zu folgen.
Dabei hatte die Verwaltung alles versucht, um den Ausbau der Mindener Straße so zu gestalten, dass künftig überbreite Radwege von jeweils 2,50 Meter Breite in beiden Fahrtrichtungen zwischen der Kreuzung mit dem Stadtweg und dem Ortsausgang in Richtung Wissingen entstehen könnten. Ergänzt werden sollten diese durch einen 50 Zentimeter breiten “Schutzstreifen”.
Stadt plante mit Flächen, die ihr gar nicht gehören
Das Problem: Der Stadt stehen die dafür benötigten Flächen schlichtweg nicht zur Verfügung. Zudem lässt sich an der in Lüstringen nur zweispurigen Mindener Straße kurz vor dem Ortsausgang keine weitere Fahrspur “abknapsen”.
Vor diesem Hintergrund stellte die Stadtverwaltung am Donnerstagabend einen neuen Vorschlag vor, der lediglich einen kombinierten Rad- und Fußweg vorsieht. Aktuell gibt es im betreffenden Straßenabschnitt durch eine Markeriung getrennte Fuß- und Radwege, die allerdings nicht mehr den aktuellen Vorschriften entsprechen.
Vorgärten statt Flächenversiegelung für den Radverkehr
Laut Roman Karl, Leiter der Verkehrsplanung bei der Stadtverwaltung, haben sich die Anlieger zuletzt überhaupt nicht mehr auf die Aufforderungen der Verwaltung hin zurückgemeldet. Auch ein erstes Anschreiben, mit dem Ziel, Vorgartenflächen anzukaufen und für einen neuen Fahrradweg zu versiegeln, habe lediglich “vereinzelte negative Rückmeldungen” gebracht.
Karl vermutet, dass die Eigentümer vor allem eine Wertminderung ihrer Grundstücke befürchten, weshalb die Verkaufsbereitschaft ausbleibt.
Für Volkmar Seliger, Ratsmitglied der Grünen, ist dies ein Rückschlag für die Ziele des “Radentscheids“. Er erinnerte an die Unterschriftenaktion überwiegend linker Gruppierungen und Fahrradinitiativen, die den Stadtrat im Jahr 2022 durch ein Bürgerbegehren zu der Selbstverpflichtung gedrängt hatten, Osnabrück bis 2030 in die Top 5 der deutschen Fahrradstädte zu bringen.