Auf eines können sich die Kunden der Deutschen Bahn (DB) seit Jahren verlassen: die Unpünktlichkeit. 2024 war es besonders schlimm – die Bahn erreichte im vergangenen Jahr den schlechtesten Wert seit über 20 Jahren. Während einzelne Bahnhöfe in Niedersachsen ohnehin bereits deutlich unter dem Bundesschnitt liegen, schneidet Osnabrück von allen am schlechtesten ab. Das belegt eine Auswertung des Spiegels (hinter Paywall) auf Basis der Daten des Portals zugfinder.net.
Demnach kamen im Jahr 2024 gerade einmal 62,5 Prozent aller Fernverkehrszüge der Deutschen Bahn pünktlich an – ein weiterer Rückgang um 1,5 Prozentpunkte im Vergleich zum bereits schwachen Vorjahr, in dem die Pünktlichkeitsquote bei 64 Prozent lag.
Problemzonen rund um NRW und Niedersachsen
Viele Bahnhöfe mit besonders niedrigen Pünktlichkeitswerten befinden sich entlang der stark frequentierten Strecken in Nordrhein-Westfalen, Hessen, Niedersachsen und Bayern. Auf der interaktiven Karte des Spiegels fallen vor allem die roten Punkte mit Pünktlichkeitsquoten unter 60 Prozent rund um das Ruhrgebiet ins Auge. Besonders drastisch ist die Situation in Wuppertal, wo 2024 lediglich 40 Prozent der Züge pünktlich waren.
Osnabrück ist Niedersachsens Schlusslicht
Kaum besser sieht es in Osnabrück aus: Die Hasestadt erreicht mit einer Quote von 48,1 Prozent den schlechtesten Wert in ganz Niedersachsen. Zum Vergleich: Die Landeshauptstadt Hannover kommt auf 60 Prozent, Bremen auf 62,8 Prozent. Die westfälischen Nachbarn Münster (51,6 Prozent) und Bielefeld (50,9 Prozent) schneiden jeweils knapp besser ab als Osnabrück. Für Fahrgäste in der Hasestadt bedeutet das vor allem eines: Warten. Durchschnittlich 14 Minuten dauert es, bis der IC, ICE oder EC am Gleis eintrifft.
Veraltete Infrastruktur bremst den Betrieb
Die Deutsche Bahn begründet die häufigen Verspätungen mit der veralteten und störanfälligen Infrastruktur. Besonders die weitgehend eingleisigen Abschnitte zwischen Oldenburg und Osnabrück müssten dringend ausgebaut werden, so der Fahrgastverband Pro Bahn.
In Oldenburg selbst sind die Auswirkungen hingegen deutlich weniger gravierend: Hier kamen 72,5 Prozent der Fernverkehrszüge pünktlich an. Damit liegt die Stadt an der Spitze in Niedersachsen.
Schweiz macht’s vor
Deutschlandweit weist der Bahnhof im Ostseebad Binz die beste Pünktlichkeitsquote auf: 93 Prozent der Züge kamen dort im Jahr 2024 pünktlich. Zum Vergleich: In der Schweiz gelten ähnliche Werte landesweit als Standard. Über 90 Prozent aller Züge der Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) erreichen ihre Ziele pünktlich – und das bei einer strengeren Messmethode. Während ein Zug in der Schweiz nur dann als pünktlich gilt, wenn er weniger als drei Minuten Verspätung hat, liegt die Grenze bei der Deutschen Bahn bei sechs Minuten – wie auch in Österreich, wo es die Österreichische Bundesbahn (ÖBB) immerhin schafft, eine Pünktlichkeitsquote von rund 78 Prozent zu erreichen.