Die ‚Georgsmarienhütte‘ (GMH) hat sprichwörtlich die ‚Notbremse‘ gezogen und an diesem Montagmorgen den Elektrolichtbogenofen abgeschaltet und die Produktion von Stahl eingestellt. Die Energie in Deutschland ist zu teuer, so Unternehmensvertreter.
In einem Posting auf dem Portal Linkedin teilte erst GMH-Chefin Anne-Marie Großmann, danach in einem weiteren Posting CEO Dr. Alexander Becker, mit, dass im Stahlwerk im Landkreis Osnabrück aufgrund einer „verfehlten Energiepolitik, die unsere Wettbewerbsfähigkeit zerstört“, um 8:00 die Produktion eingestellt wurde.
Sowohl Großmann als auch Dr. Becker rechneten vor, dass mit einem Strompreis von aktuell 400 Euro/MWh ein Preisniveau erreicht sei, dass viele Unternehmen „zum Produktions-Stop zwingt“.
Robert Habeck bezeichnete Georgsmarienhütte als sein ‚Lieblingsstahlwerk‘
Noch vor fünf Jahren – also bevor Robert Habeck zum grünen Wirtschaftsminister wurde und später das GMH-Stahlwerk sogar als sein ‚Lieblingsstahlwerk‘ bezeichnete – lag der Strompreis „nie über 130 Euro/MWh“, so Anne-Marie Großmann.
Großmann spricht in ihrem emotionalen Posting von „Milliarden an Wertschöpfung“, die in den vergangenen Jahren „vernichtet“ wurden. „Zwei Jahre ohne Wirtschaftswachstum, während der Rest der Welt mit 3 % wächst“.
FDP-Kandidat Jutzi spricht sich für Rückkehr zur Kernenergie aus
In einer ersten Reaktion, ebenfalls auf Linkedin, erklärte der Bundestagskandidat der Osnabrücker FDP, Daniel Jutzi, dass er sich zusammen mit dem Vorsitzenden der FDP Niedersachsen, Konstantin Kuhle, auch deswegen klar für eine Rückkehr zur Kernkraft und damit einer „echten Energiewende“ ausspreche.
GMH-Hochofen wurde kontrolliert heruntergefahren
Die Pressestelle der Georgsmarienhütte bestätigte gegenüber unserer Redaktion in einem ersten Statement, was Großmann und Dr. Becker über Linkedin mitgeteilt hatten.
Die Kolleginnen und Kollegen in den betroffenen Bereichen werden in der Zwischenzeit anderweitig beschäftigt. Der Elektrohochofen konnte kontrolliert heruntergefahren werden, ohne dass dem System ein Schaden zugefügt wurde. Die Lieferfähigkeit der Georgsmarienhütte GmbH sei nicht betroffen. Der Versand läuft wie geplant weiter!
Der Staat muss einspringen: Mitarbeiter gehen jetzt in Kurzarbeit
Bereits seit Anfang Januar wird in einer atypischen Fahrweise produziert. Die Produktion mit dem Elektrolichtbogenofen steht dann immer zu Zeiten des von der Bundesnetzagentur definierten Hochlastzeitfensters, in dem die Nutzung von Strom (und damit auch der Strompreis) besonders hoch ist. Die Produktion steht daher werktags von 9 bis 19 Uhr. In dieser Zeit sind zum Teil verkleinerte Schichtmannschaften im Werk. Die Ausfallzeiten für die Kolleginnen und Kollegen werden aktuell über Kurzarbeit aufgefangen.
Anne-Marie Großmann hatte bereits Ende vergangenen Jahres in einem vielbeachteten Interview klargestellt, dass die aktuelle Energiepolitik für ihr Unternehmen die Stahlproduktion unwirtschaftlich mache und Robert Habeck seine Versprechen nicht gehalten habe.
