Das Netzwerk Jüdischer Hochschullehrer in Deutschland schildert eine alarmierende Bedrohungslage. Mitglieder berichten von Angriffen, Drohungen und mangelnder Solidarität, offenbart eine interne Umfrage. Ein Großteil der Befragten berichtet von Online-Mobbing und verbaler Belästigung, einige fühlen sich physisch bedroht oder nehmen spezielle Schutzmaßnahmen in Anspruch.
Befragung enthüllt besorgniserregende Zustände
An der internen Umfrage des Netzwerks beteiligten sich rund 65 der 130 Mitglieder aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Während 40 Prozent seit dem 7. Oktober von Online-Harassment und Cybermobbing berichten, schildern annähernd 64 Prozent verbale Belästigung. Zudem teilen 14 Prozent der Befragten mit, sie seien physisch bedroht worden oder hätten Sachbeschädigungen erlebt. Etwa gleich viele nehmen gegenwärtig Personenschutz oder andere spezielle Schutzmaßnahmen in Anspruch, wie der „Tagesspiegel“ in seiner Berichterstattung am Samstag ausführt.
Bedrohungen und Ausgrenzung
Die Soziologie-Professorin Julia Bernstein, Initiatorin des Netzwerks, sieht das Problem als fundamental an. „Es wäre zu Recht undenkbar zu sagen: `Wir können die Sicherheit von Frauen auf dem Campus nicht gewährleisten.` Bei Juden passiert aber genau das. Es werden Dinge toleriert, die für sie ein normales Leben unmöglich machen: Gewalt, Bedrohungen, Ausgrenzung.“
Minderheitenposition erschwert Situation
Laut Bernstein befinden sich jüdische Hochschulangehörige in einer absoluten Minderheit in Deutschland. „Ihre Stimmen und ihre Lage werden oft übersehen, überstimmt und auch überhört.“ Trotz Beteuerungen aus der Mehrheitsgesellschaft, Antisemitismus würde aufs Schärfste verurteilt, erlebten die Betroffenen oft etwas völlig anderes.
Forderungen des Netzwerks
Die Mitglieder des Netzwerks stellen Anforderungen an die Gesellschaft und die Hochschulen. Sie plädieren unter anderem für bessere Sicherheitsvorkehrungen, klare Verhaltensregeln sowie mehr Aufklärung und Prävention. Ebenso wird die Forderung erhoben, verbindliche Weiterbildungen für Beschäftigte zu implementieren und bestehende Antidiskriminierungsstellen dafür zu sensibilisieren, Antisemitismus zu erkennen und zu bekämpfen.
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