Die aktuellen Migrationsanträge der Union sorgen bei der evangelischen Kirche für scharfe Kritik. Die EKD-Ratsvorsitzende Kirsten Fehrs betont, dass ein deutscher Alleingang keine Lösung sei, und fordert stattdessen gemeinsame europäische Ansätze. Ihrer Meinung nach werde in der deutschen Diskussion zu stark auf Abschreckung gesetzt, was Vorurteile gegenüber Zugewanderten befördere.
Kirchlicher Widerspruch zu Unionsplänen
Kirsten Fehrs, die EKD-Ratsvorsitzende und Bischöfin von Hamburg, äußerte sich im Gespräch mit dem „Focus“ (Freitagsausgabe) kritisch zu den Unions-Anträgen zur Migration. „Sie sind aus unserer Sicht nicht dazu geeignet, die Probleme zu lösen, weil sie einen deutschen Alleingang darstellen“, sagte Fehrs. Die Lösungen für die Migrationsproblematik könnten nur auf europäischer Ebene gefunden werden.
Gemeinsame europäische Lösungen
Fehrs betonte die Notwendigkeit, am Recht auf Asyl festzuhalten, und fordert gerechtere Verteilschlüssel innerhalb der EU. Auch die Einwanderung von Fachkräften müsse erleichtert und beschleunigt werden. „Wir können die Probleme aber nur gemeinsam in der EU lösen“, erläuterte sie weiter.
Vorurteile abbauen
In der aktuellen deutschen Diskussion werde aus Sicht der Bischöfin zu sehr auf Abschreckung gesetzt, was Vorurteile gegen zugewanderte Menschen befördere. „Dabei sollte unser aller Aufgabe doch immer sein, Vorurteile abzubauen und die Rechte der Schwächeren zu stärken“, hob Fehrs hervor. Die Würde des Menschen dürfe nicht an Ländergrenzen enden, und dies sei ein Anliegen, das die evangelische Kirche weiterhin gemeinsam mit katholischen und orthodoxen Partnern verfolgen werde.
Verantwortung Deutschlands
Kirsten Fehrs widerspricht auch ihrem Pastorenkollegen und früheren Bundespräsidenten Joachim Gauck, der 2015 sagte: „Unser Herz ist weit, doch unsere Möglichkeiten sind endlich.“ Fehrs unterstreicht, dass die Verantwortung Deutschlands gegenüber Menschen in Not trotz begrenzter Möglichkeiten nicht kleiner werde. „Der Glaube erinnert uns daran, dass wir oft mehr schaffen können, als wir zunächst für möglich halten“, sagte Fehrs abschließend im Gespräch mit dem „Focus“.
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