Leiterin Julia Scheck stellt Programm des 36. Unabhängigen FilmFests Osnabrück vor / Foto: Pukhovich
In diesem Jahr feiert das Unabhängige FilmFest Osnabrück seinen 36. Geburtstag – Kinofreundinnen und -freunde können sich erneut auf ein vielfältiges Programm freuen. Zum zweiten Mal in Folge findet das Festival unter Corona-Bedingungen statt. Nach einem teilweise digital stattgefundenen Event im vergangenen Jahr, freut sich das Organisationsteam wieder auf den Austausch mit den Gästen von Angesicht zu Angesicht.
Vom 20. bis zum 24. Oktober wird in der Lagerhalle Osnabrück, dem Haus der Jugend, dem Filmtheater Hasetor und dem Cinema-Arthouse ein spannendes und vielseitiges Filmprogramm auf die Leinwände gebracht. In vier nicht-kompetitiven Filmsektionen und vier Wettbewerben wird den Besucherinnen und Besuchern ein tieferer Einblick in die aktuelle Kino-Welt gewährt. Die Filme werden in ihrer Original-Vertonung gezeigt, es werden aber englische beziehungsweise deutsche Untertitel eingeblendet.
Vier interessante Sektionen regen zum Nachdenken an
Eröffnet wird das Festival in diesem Jahr mit dem Dokumentarfilm „Monobloc“ von Regisseur Hauke Wendler, der das Publikum persönlich in der Lagerhalle begrüßen und sich mit ihnen über das Werk austauschen wird. Der Monobloc, ein Plastikstuhl, der weltweit das meistverkaufte Möbelstück ist, soll in diesem Film den Gegensatz zwischen Konsum und Recycling, Funktionalität und Schönheit und Kapitalismus und Teilhabe verdeutlichen.
Die Filmsektion „Focus on Europe“ repräsentiert das europäische Arthouse-Kino und begleitet unsere heutige Gesellschaft mit einem grenzüberschreitenden Schwerpunkt. In diesem nicht kompetitiven Filmbreich werden acht voneinander unabhängige Beiträge gezeigt. „Vistas Latinas“ ermöglicht einen zeitgenössischen filmischen Einblick in die vielseitigen Gesellschaften in Lateinamerika. Die Kategorie „Laut“ spricht besonders die Musikliebhaberinnen und -liebhaber mit verschiedenen Musikdokumentationen an. Die UFOlinos präsentieren Filme für das junge Publikum. In diesem Jahr gibt es ein Programm für Kinder ab vier Jahren, sowie Vorführungen für Kinder ab acht Jahren. Erstmalig entfällt die Kategorie „FilmFest Extrem“ aufgrund der Schließung der Filmpassage Osnabrück. „Wir hoffen, die Reihe im nächsten Jahr wieder aufzugreifen“, äußert sich die Leiterin des FilmFests, Julia Scheck.
Filmpreise werden auch in diesem Jahr vergeben
Jedes Jahr gibt es neben den nicht kompetitiven Kategorien auch vier Wettbewerbe beim FilmFest. In dem Wettbewerb um den Friedensfilmpreis Osnabrück konkurrieren in diesem Jahr neun verschiedene Spiel- und Dokumentarfilme, die humanes Denken fördern und Toleranz ausdrücken. In den Filmen werden vergangene und aktuelle Konflikte, die den Frieden gefährden, thematisiert. Das Preisgeld in Höhe von 15.000 Euro wird von der „Sievert Stiftung für Wissenschaft & Kultur“ gestellt. Die dreiköpfige Jury, bestehend aus Regisseur Hauke Wendler, der filmbegeisterten Melanie Lischker und der georgischen Regisseurin Tatia Skhirtladze, entscheidet, welcher der nominierten Filme den Preis erhalten wird.
Beim Wettbewerb um den Filmpreis für Kinderrechte sind vier Filme nominiert. Einer davon ist „Kabul Kinderheim“ von Regisseur Shahrbanoo Sadat, der beim diesjährigen Filmfestival den Abschluss bilden wird. Der Film zeigt das sowjetisch besetzte Afghanistan Ende der Achtzigerjahre und begleitet den fünfzehnjährigen Qodrat. In den nominierten Filmen werden gesellschaftliche Konflikte widergespiegelt in Verbindung damit, wie Kinder weltweit davon betroffen sind und in ihren Rechten eingeschränkt werden. Die dreiköpfige Jugendjury krönt den besten Spiel- oder Dokumentarfilm mit 2.000 Euro Preisgeld, das von der Stadt Osnabrück gestiftet wird. Preispate ist das Kinderhilfswerk terre des hommes Deutschland e.V.
Auch im Kurzfilm-Sektor werden jährlich zwei Preise verliehen. Das Publikum wählt den besten Kurzfilm des gesamten Festivals. Das Preisgeld in Höhe von 500 Euro wird von dem Studierendenrat Osnabrück gestellt. „Das Kurzfilmprogramm bietet für uns eine tolle Gelegenheit, den Nachwuchs in der Filmbranche zu fördern. Das FilmFest ist in dieser Hinsicht ein Sprungbrett für alle Nachwuchstalente“, erläutert die Festival-Leiterin. In den drei Feldern Blickfang, Blickzwang und Blickband werden acht Kurzfilme mit unterschiedlichen thematischen Schwerpunkten gezeigt.
Die Kategorie Blickfelder stellt ebenfalls Kurzfilme vor, die aber ausschließlich von Studierenden der Universität Osnabrück erstellt worden sind. Das Publikum kürt hier den besten studentischen Kurzfilm. Zum zweiten Jahr in Folge ist die Marketing Osnabrück GmbH als Sponsor des FilmFests dabei und stiftet die 700 Euro Preisgeld für den besten studentischen Kurzfilm. „Im letzten Jahr hat sich die Marketing Osnabrück GmbH neu angeordnet und da wurde das Kulturmanagement ins Leben gerufen. Da waren wir mit der Förderung des Studentischen Kurzfilmpreises direkt an Bord“, berichtet die Kulturmanagerin Susanne Schoon. „Wir nehmen jeden Tag aus verschiedenen Bereichen Nachrichtenschnipsel auf. Das FilmFest ist eine Kulmination auf einer anderen Ebene, aktuelle Themen werden emotional an den Zuschauenden herangetragen. Daher hat dieses Festival eine so große Bedeutung für Osnabrück als Friedensstadt“, ergänzt Schoon. Den Preis wird der Nachtbürgermeister Jakob J. Lübke am Sonntag, den 24. Oktober übergeben.
Jury mit eigenen Filmen vertreten
Die dreiköpfige Jury des Friedensfilmpreises ist mit eigenen Filmen vertreten. Neben dem Dokumentarfilm „Monobloc“ von Hauke Wendler, stellt die Regisseurin Melanie Lischker ihren Film „Bilder (m)einer Mutter“ vor. Die Georgierin Tatia Skhirtladze präsentiert das Werk „Glory to the Queen“.
terre des hommes – eine enge Kooperation
Das Kinderhilfswerk stiftet jährlich das Preisgeld für den Filmpreis für Kinderrechte. „Wir arbeiten schon seit vielen Jahren mit dem FilmFest zusammen. Einer unserer wichtigsten Werte ist es, die Stärke von Kindern zu unterstützen, da ist der Filmpreis für Kinderrechte wirklich ein passendes Kooperationsfeld“, erklärt Wolf-Christian Ramm, Pressesprecher bei terre des hommes Deutschland e.V. Eine weitere Aufgabe des Kinderhilfswerks ist, die Jugend-Jury zu beraten in Bezug auf ihre Filmauswahl.
Buntes Rahmenprogramm
Einer der Programmpunkte ist das FilmFest DokForum, bei dem Fachbesucherinnen und -besucher, aber auch das Publikum dazu eingeladen sind über die Entstehung von Dokumentarfilmen zu fachsimpeln. „Alle sind willkommen, die der Ideenwerkstatt beitreten wollen, um neue Formate zu entwickeln“, sagt Julia Scheck.
Nachdem die Städte Lüneburg und Hannover bereits die Veranstaltungsreihe „Dokumentarfilme made in Niedersachsen“ präsentiert haben, ist jetzt auch Osnabrück mit dabei. In der Hasestadt wird am Freitag, den 22. Oktober der Film „Starbuck Holger Meins“ von Hartmut Jahn auf die Leinwand gebracht.
Erstmalig gibt es in diesem Jahr den Podcast „Aus dem Off“, der die Behind-the-Scenes des FilmFests zeigen soll. „Wir haben bereits im letzten Jahr angefangen, im Vorfeld per Zoom mit den Künstlerinnen und Künstlern zu sprechen, die aufgrund der Pandemie nicht persönlich anreisen konnten. Die Interviews aus dem letzten Jahr, aber auch aus diesem sind Teil des Podcasts, aber auch in schriftlicher Form auf unserem neuen Blog „CloseUp“ zu finden“, erzählt Miriam Vogt, Mitarbeiterin des FilmFests. Die Podcasts dauern zwischen 20 und 40 Minuten.
Zweites Mal in Folge unter Corona-Bedingungen
„Hinter jedem Film steht eine Gemeinschaft. Auch das FilmFest würde es ohne diese Gemeinschaft nicht geben. Monatelang saßen wir an der Planung und jetzt haben sich alle bunten Puzzleteilchen zu einem interessanten Programm gefügt“, bemerkt Scheck. In diesem Jahr sei eine größere Planungssicherheit möglich gewesen, unter anderem aufgrund der Corona-Impfung. Bei dem diesjährigen FilmFest gilt entweder die 2G- oder 3G-Regel, abhängig von der jeweiligen Spielstätte. Im Kino der Lagerhalle, im Filmtheater Hasetor und im Cinema-Arthouse werden nur Geimpfte oder Genesene eingelassen. Die 3G-Regel gilt im Haus der Jugend und der Gastronomie in der Lagerhalle. Schülerinnen und Schüler, sowie Kinder unter sechs Jahren sind von dieser Maßnahme befreit. Es gelten außerdem die Hygieneregeln. Der Verkauf der Tickets findet online statt, genauere Infos gibt es diesbezüglich auf der Homepage des FilmFests. „Unsere Freude bleibt ungebrochen und wir sind gespannt auf unser Publikum“, sagt die Leiterin des FilmFests.
Kein Stream in diesem Jahr
Aufgrund der Corona-Pandemie fanden viele Veranstaltungen des Festivals im vergangenen Jahr online statt. Dafür wurde die separate On-Demand-Plattform ffos+ eingerichtet. In diesem Jahr verzichtet das Organisationsteam auf eine digitale Ausstrahlung der Filme. „Bei dem Filmfestival geht es darum, sich vor Ort zu begegnen. Es ist eine eigene Kultur, ins Kino zu gehen und sich über das Gesehene auszutauschen. Wir wollen uns weiterhin im Kino treffen und uns im Kino über die Filme austauschen“, erläutert Julia Scheck.
Das vollständige Filmprogramm kann man online einsehen.