In der von der CIMA Beratung + Management GmbH im Auftrag der Industrie- und Handelskammern sowie des Handelsverbands Niedersachsen-Bremen e.V. Ende 2024 veröffentlichten „Zentrenstudie Niedersachsen & Bremen“ wird die Entwicklung der Innenstädte in der Region beleuchtet. Osnabrück schneidet dabei insbesondere hinsichtlich der Besucherfrequenz überdurchschnittlich positiv ab. Probleme bereiten die Verkehrssituation und das Stadtbild.
Positive Besucherentwicklungen in Osnabrück – Auch die Gastronomie überzeugt
Positiv hervorgehoben wird in der Studie, dass die Osnabrücker Innenstadt seit 2022 zu den wenigen Standorten gehört, die eine positive Entwicklung in der Besucherfrequenz verzeichnen konnten. Während Städte wie Bremen, Braunschweig und Hannover Besuchende verloren haben, konnte Osnabrück neben Oldenburg als einzige der analysierten Großstädte in Niedersachsen und Bremen eine stabile Besucherbilanz vorweisen. Beim Blick in die Zukunft hat Osnabrück Oldenburg sogar etwas voraus: Nur die Hasestadt weist zumindest eine ausgeglichene Bilanz von Menschen auf, die zukünftig häufiger oder seltener die Osnabrücker Innenstadt besuchen wollen. Alle anderen Städte und Regionen werden Besuchende verlieren.
Eine ebenfalls positive Entwicklung zeigt sich in der Gastronomie. So hat Osnabrück, wie auch Bremen und Braunschweig, eine Wachablösung hin zur Gastronomie als wichtigste Innenstadtfunktion vollzogen. Dies entspricht dem deutschlandweiten Trend und zeigt, dass die Innenstadt zunehmend als Genuss- und Erlebnisraum wahrgenommen wird. Niedersachsenweit nannten über 60 Prozent der Befragten Shopping als Hauptgrund für einen Innenstadtbesuch, dicht gefolgt von Café- und Restaurantbesuchen sowie dem gemütlichen Bummeln mit Freunden.
Handlungsbedarf: Erreichbarkeit, Stadtbild und Onlinehandel
Trotz der positiven Entwicklungen weist die Studie auf erhebliche Herausforderungen hin. Als größtes Problem wird in Osnabrück die Erreichbarkeit identifiziert, einschließlich der Parkmöglichkeiten. Kathrin Wiellowicz, Handelssprecherin der Industrie- und Handelskammern, erklärt dazu: „Uns ist bewusst, dass zwar vielerorts am Verkehrskonzept der Innenstädte gearbeitet wird. Dringend sollte jedoch dabei Berücksichtigung finden, dass die Stellschrauben ‚Parkgebühren‘ und ‚Parken am Rand der Innenstadt‘ von den Befragten der Studie schlecht bewertet wurden. Da sind Problembewusstsein und lokal kreative Lösungen unter frühzeitiger Beteiligung der Gewerbetreibenden vor Ort gefragt.“ Für die schlechtesten Bewertungen sorgt dabei die Einschätzung der Parkgebühren. Alle niedersächsischen Großstädte liegen hier unter dem ohnehin schlechten Durchschnitt von 3,83.
Auch das Stadtbild der Osnabrücker Innenstadt wird kritisiert. Laut der Studie reagieren insbesondere regelmäßige Besucher sensibel auf Leerstände sowie städtebauliche und gestalterische Missstände. Beim Thema Radverkehr schneidet Osnabrück ebenfalls schlecht ab: Mit einer Note von 3,95 liegt die Stadt deutlich hinter Spitzenreiter Oldenburg (Note 2,94) und bildet im Gesamtranking das Schlusslicht. Niedersachsenweit fordern die Befragten mehr Investitionen in das Radwegenetz und sprechen sich teilweise dafür aus, zugunsten von witterungsgeschützten Fahrradstellplätzen PKW-Stellplätze zu reduzieren.
Zusätzlich stellt der weiter wachsende Onlinehandel eine wachsende Herausforderung dar. Die Befragten geben an, dass sie zukünftig eher häufiger online einkaufen werden, und erhöhen damit den Druck, Innenstädte durch einen attraktiven Nutzungsmix aus Handel, Gastronomie und Erlebnisangeboten resilienter zu machen.
Oldenburg sticht hervor
Mit Blick auf ganz Niedersachsen und Bremen zeigt die Studie, dass viele Innenstädte vor ähnlichen Problemen stehen. Während Oldenburg als durchweg am besten bewertete Stadt hervorsticht, kämpft Bremen mit Leerständen und einem Rückgang der Besucherzahlen. Hannover wird zwar als Einkaufsstadt geschätzt, erhält jedoch bei vielen Innenstadtattributen schlechte Bewertungen. Niedersachsenweit wird die Verbesserung des Stadtbilds und der Aufenthaltsqualität als wichtigste Maßnahme zur Stärkung der Innenstädte genannt.
Kathrin Wiellowicz schlussfolgert: „Die Studie macht deutlich, dass unsere niedersächsischen Kommunen ein strategisches Gesamtkonzept brauchen, das Handel, Gastronomie und Erlebnisangebote miteinander verzahnt, ein überlegtes Mobilitätskonzept vorhält und gleichzeitig das Stadtbild und somit die Aufenthaltsqualität im öffentlichen Raum verbessert. Dazu brauchen die Kommunen sowie die lokalen Gewerbevereine vor Ort auch finanzielle Unterstützung, und da ist weiterhin auch das Land Niedersachsen gefordert.“