Unsere heutige Zeitreise nimmt uns mit an das Außenbecken des Nettebads, irgendwann zu Zeiten der Badekappenpflicht. So ganz genau können wir das Bild nicht datieren, das uns für diese Folge die Stadtwerke zur Verfügung gestellt haben, aber es gibt Indizien.
Diese Zeitreise verknüpfen wir mit einem Link auf eine aktuellen Artikel, der die 2016er Besucherzahlen der Osnabrücker Schwimmbäder mit den Spitzenwerten aus den 70er Jahren in Beziehung setzt.
Zu der Zeit, als die damals noch sieben städtischen Schwimmbäder bis zu 1,3 Millionen Besucher jährlich verzeichneten, muss auch dieses Foto entstanden sein.
Badekappen, heute kaum noch bekannt
Ganz offensichtlich herrscht die bereits erwähnte und für jüngere Menschen kaum vorstellbare „Badekappenpflicht“, und das auch für männliche Schwimmbadbesucher. Ursprünglich mussten nur Frauen beim Schwimmbadbesuch „unter die Haube“, die oft aus wasserundurchlässigem Plastik war und so auch die Frisur trockenhalten konnte.
Grund für die Kappenpflicht war aber nicht die Sorge um die Frisur der weiblichen Badbesucher, sondern Bedenken, dass die beim Schwimmen ausfallenden Haare die Filter verstopfen oder andere Badegäste stören könnten.
Spätestens Anfang der 70er Jahre, also genau zur Eröffnung des Nettebads 1973, trugen die Männer oft längere Haare als die Frauen und es gab erst eine auf Freiwilligkeit und später verpflichtende Badekappenanordnung für beide Geschlechter. In den 80er Jahren – mit geänderter Haarmode und besseren Filteranlagen – fiel die Kappenpflicht wieder, auch in den Osnabrücker Bädern. Auf unserem Bild scheint sie aber noch zu gelten. Überhaupt scheint noch alles recht neu zu sein. Der Baum im Hintergrund (Blick durch den Zaun auf den Haster Weg) ist noch recht jung und die gesamte Anlage sieht akkurat gepflegt aus.
Rechts geht es unter der Brücke durch in die Schwimmhalle
Ältere Osnabrücker werden sich noch an den „Tunnel“ in die Schwimmhalle erinnern – ein Highlight eines jeden Schwimmbadbesuchs, zumindest für die jüngeren Badegäste. Unser orange-bekappter Schwimmer ist gerade auf dem Weg in die Schwimmhalle, ein anderer Schwimmer schaut unter der kleinen Brücke direkt in die Kameralinse.
Überhaupt, die kleine Brücke: Die Treppenstufen sind aus „Waschbeton“, jenem in den 70er Jahren omnipräsenten Material, das die Hannoversche Allgemeine Zeitung später als als „Strafe“ bezeichnen wird, „die sich Architekten ausgedacht haben, um die Welt zu vergrau(l)en“.
Aber nicht alles was die Architekten sich damals ausgedacht haben war eine architektonische Sünde. Der eben bereits erwähnte Durchschwimm-Tunnel war für Kinder eine Sensation, und die Terrasse rechts im Hintergrund hatte auch ihren Reiz. Über die Treppe (Barrierefreiheit war noch gänzlich unbekannt) konnte der hungrige Badbesucher auf die eine Hälfte der Terrasse gelangen und über eine Durchreiche in der bereits vorhandenen Gastronomie Pommes oder Langnese-Eis kaufen. Getrennt durch einen Gitterzaun von den Badbesuchern, konnten „angezogene“ Besucher die andere Hälfte der Terrasse nutzen und den Schwimmern beim nassen Vergnügen zuschauen. Eine Möglichkeit, von der eine kleine Gruppe auf unserem Zeitreise-Bild gerade Gebrauch macht.
Links im Hintergrund ist die „Umkleide Männer“ zu sehen, außerhalb des Bildausschnitts gibt es einen weiteren Flachdachbau für die weiblichen Besucher. Davor und die ganze Längsseite des Schwimmbeckens entlang gibt es zwei Reihen Sitzgelegenheiten, die im Sommer zum Sonnenbaden einluden und bei Schwimmveranstaltungen von Zuschauern genutzt wurden.
Und so sieht es heute im Freibadbereich des Nettebads aus:
Vielen Dank an die Stadtwerke Osnabrück für das historische Foto.
Hier die anderen bislang erschienenen Folgen unserer Osnabrücker Zeitreise.