8. November 2015
Auch in dieser Woche holen wir ein Thema aus dem Papierkorb, das unsere Redaktion bewegt hat.
Heute: Die spanische Modekette ZARA, ihre Filiale an der Großen Straße und eine PR-Abteilung, die nur schriftlich und auf Englisch formulierte Anfragen beantwortet.
Es ist dem Chef des indischen Pâtissiers (Feinbäcker) Shinas Abdul Hameed Shahida, dem Osnabrücker Spitzenkoch Thomas Bühner zu verdanken, dass die Geschichte seines Mitarbeiters über die NOZ (Abruf ggf. kostenpflichtig) den Weg an die Osnabrücker Öffentlichkeit gefunden hat. Lesenswert auch der Kommentar dazu bei der NOZ, die nun auch von einer zwischenzeitlich erfolgten Entschuldigung berichtet.
Dem Mann war Unrecht getan worden. Er wurde nicht nur fälschlich des Ladendiebstahls bei dem Textil-Höker verdächtigt, man hielt ihn auch gegen seinen Willen fest, kopierte seinen Ausweis (schon das alleine ist illegal), und versah ihn auch noch mit einem einjährigen Hausverbot; wohlgemerkt: Nachdem sich der Verdacht des Ladendiebstahls als ungerechtfertigt herausstellte.
Rassismus hin – Rassismus her; der Vorwurf gegen ZARA stand schnell im Raum. Aber auch ohne Rassismus: So geht man nicht mit seinen Mitmenschen und Kunden um.
Interessant wie die PR-Abteilung des Konzerns auf unsere Nachfragen reagierte. Dabei sollte man doch eigentlich auf solche Fälle vorbereitet sein? Der Mutterkonzern Inditex wurde schließlich schon mit Zwangsarbeit in Brasilien in Verbindung gebracht und verkaufte zeitweise an Judensterne erinnernde Symbole und Hakenkreuze als Mode.
Wie bei den Kollegen der Lokalzeitung nachzulesen war, wollte auf deren Nachfrage eine Unternehmenssprecherin, die den Vorwurf als „absurd“ bezeichnete, nicht namentlich genannt werden.
Auch unsere Redaktion bemühte sich um ein Statement aus dem Inditex-Konzern, wurde jedoch über die deutsche Rufnummer nicht weitervermittelt und in der galizischen Firmenzentrale barsch abgewimmelt. Dort wollte man nur schriftliche und auch nur in englischer Sprache verfasste Anfragen beantworten. Trotz unserer am Donnerstagmorgen (schriftlich und auf Englisch) übermittelten Bitte, doch wenigstens innerhalb von sechs Stunden zu antworten, erreichte uns eine erste Antwort erst nach Redaktionsschluss. Am Donnerstagabend waren Nachfragen so nicht mehr möglich. Immerhin war da schon klar, dass man sich bei dem indischstämmigen Feinbäcker entschuldigt hatte. Auch teilte man uns mit, dass die Zentrale einen Bericht aus der Provinz angefordert habe, und das Inditex „in keiner Weise jegliche Art von Diskriminierung“ toleriere.
Erst am Freitagmorgen erfolgten dann die eigentlich spannenden Antworten zu unseren Nachfragen:
- Das Hausverbot ist nach Prüfung des Sachverhalts durch ZARA zurückgenommen worden
- Jegliche in einem persönlichen Bezug zu Herrn Shahida stehenden Dokumente wurden vernichtet
- Nach Kenntnisstand von ZARA liegen weder gegen das Unternehmen noch gegen die vor Ort tätige Sicherheitsfirma Anzeigen vor
- Ein Auslösen des Warensicherungssystems lässt sich nicht durch eine Fernbedienung oder ähnliches steuern
Na also, geht doch – aber ein schaler Beigeschmack bleibt. Was meinen unsere Leser?
PS: Die Entschuldigung an Shinas Abdul Hameed Shahida soll übrigens per E-Mail(!) erfolgt sein…
Unsere Rubrik OutTakes erscheint regelmäßig jeden Sonntagabend, hier sind die bisherigen Beiträge im Archiv zu finden.
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