Dr. Peter Subkowski warnt vor den Folgen des Alkoholkonsums und rät, sich frühzeitig Unterstützung zu holen. / Foto: Peter Hamel
Viele Menschen nehmen sich einen „Dry January“, also einen Monat ohne Alkohol, vor. Die Mediziner der Paracelsus Wiehengebirgsklinik Bad Essen unterstützen die Idee, und geben Tipps für den Umgang mit der Droge.
Klassisch zum neuen Jahr ist für viele der richtige Zeitpunkt gekommen, sich neue Vorsätze vorzunehmen und umzusetzen. Zu den beliebten Neujahrsvorsätzen zählt auch, weniger Alkohol zu trinken oder sogar für eine bestimmte Zeit darauf zu verzichten. Der sogenannte „Dry January“, eine Gesundheitskampagne in den sozialen Medien, die vor rund zehn Jahren in Großbritannien entstand, ist derzeit auch in Deutschland auf dem Vormarsch. Unter dem Hashtag #dryjanuary lassen sich unzählige Artikel und Postings zur Kampagne finden. Dabei geht es wortwörtlich darum, im Januar trocken zu bleiben und auf Alkohol zu verzichten.
Sinnvoller Ansatz
Dr. Peter Flüchter, Chefarzt der Paracelsus Wiehengebirgsklinik Bad Essen, hält diesen Ansatz grundsätzlich für sinnvoll: „Sich vorzunehmen, mal einen Monat auf Alkohol zu verzichten halte ich für sinnvoll, um dabei für sich zu klären, wo der Genuss aufhört und schädlicher Gebrauch oder gar eine Abhängigkeit beginnt. Insbesondere ist es dann hilfreich, wenn man dadurch längerfristig den eigenen Konsum reflektiert und auch längerfristig einen gesünderen Umgang entwickelt.“ Um seinen Alkoholkonsum zu reflektieren, eignen sich neben einer alkoholfreien Zeit, so Dr. Flüchter, aber auch Alternativen wie Online-Checklisten für eine erste Selbsteinschätzung oder Apps, um ein Trinktagebuch zu führen. Bei einem Monat Alkoholverzicht müsse jedoch klar sein, dass zum Beispiel im Falle einer in Mitleidenschaft gezogenen Leber ein Monat zur langfristigen Regeneration nicht reiche. Eine körperliche Regeneration könne erst ab mehr als zwei Monaten und einer längerfristigen Veränderung des Konsums einsetzen.
Isolation und Ängste lassen Menschen zur Flasche greifen
Schwerwiegende körperliche Erkrankungen mit Belastungen der Leber, des Magens, der Bauchspeicheldrüse, des Darms und des Gedächtnisses sowie Herzmuskelerkrankungen, Bluthochdruck und Krebs können bereits durch einen langfristigen Alkoholmissbrauch entstehen. Insbesondere die soziale Isolation und Ängste in Zeiten der Corona-Krise waren und sind ein Antreiber für einen erhöhten Alkoholkonsum, weiß Dr. Peter Subkowski, Chefarzt der Paracelsus Berghofklinik Bad Essen. „In der Corona-Krise haben viele von uns mehr Stress, mehr Konflikte und mehr Einsamkeit erlebt. Das reicht von veränderten Arbeitsbedingungen mit Homeoffice, Kurzarbeit und Angst um den Arbeitsplatz über die angespannte Familiensituation mit Kinderbetreuung und Home-Schooling bis zu dem Gefühl des Verlassenseins vor allem bei Singles und älteren Menschen. Telefonate und Videokonferenzen sind eben kein Ersatz für das reale Treffen mit Menschen.“
Billige und schnell verfügbare Droge
Ganz vorn dabei ist natürlich auch die Angst, Angehörige durch das Virus zu verlieren, oder sich selbst anzustecken und zu sterben. Die Folgen sind psychische Erkrankungen wie Depressionen und Traumata, aber eben auch ein gesteigertes Verlangen, aus dieser Situation zu fliehen, Anspannungen zu reduzieren und sich „etwas Gutes“ zu tun. „Da sind billige und schnell verfügbare Drogen wie Alkohol sehr verlockend – in allen Gesellschaftsschichten“, so Dr. Subkowski weiter. Es sei also besonders in der jetzigen Zeit sehr ratsam, den eigenen Alkoholkonsum zu hinterfragen, nicht nur für einen Monat, sondern längerfristig, um Folgeschäden zu vermeiden.
Frühzeitiges Erkennen von gefährlichem Verhalten
Ab wann der Zeitpunkt erreicht ist, sich Hilfe zu holen, sind beide Suchtexperten sehr deutlich: Je frühzeitiger gefährliches oder missbräuliches Verhalten bemerkt wird, desto mehr können ernste Folgen vermieden werden und umso leichter ist es, der ungesunden Entwicklung entgegenzuwirken. „Wenn ich merke, dass das Leben mir entgleitet, dass Alkohol zu einem Mittelpunkt meines Lebens wird, dass das Trinken ständig mehr wird und ich es trotz guter Vorsätze nicht schaffe, einige Tage ohne Alkohol auszukommen, dann ist ein kritischer Punkt erreicht“, erläutert Dr. Subkowski. „Ein wichtiger Indikator sind auch Probleme mit Familienangehörigen oder dem Lebenspartner. Wenn es Streit oder Gewalt wegen des Alkoholkonsums gibt, ist das ein Alarmzeichen, sofort zu reagieren. Das gilt sowohl für die Betroffenen als auch für die Angehörigen.“
Nicht zu viel Trinken
Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung empfehle zudem Grenzwerte beim Alkoholkonsum, ergänzt Dr. Flüchter. „So sollten Frauen nicht mehr als 12g Alkohol pro Tag zu sich nehmen – das entspricht einem Glas Bier (0,3l). Bei Männern liegt die Empfehlung bei höchstens 24g, also nicht mehr als zwei Gläser Bier pro Tag. Zusätzlich wird empfohlen, an mindestens zwei Tagen in der Woche auf Alkohol zu verzichten.“ Wer also öfter mehr konsumiere, sollte den Verzehr reduzieren und sich, wenn nötig, Hilfe holen.
Kliniken in Bad Essen bieten Therapiemöglichkeiten
Mit über 40 Jahren Expertise in der Behandlung Suchtkranker bieten die Paracelsus Berghofklinik und die Paracelsus Wiehengebirgsklinik in Bad Essen ein Hilfsangebot und Therapiemöglichkeiten für Abhängigkeitserkrankungen mit zusammen mehr als 270 Behandlungsplätzen. Das breite Behandlungsspektrum mit individuell zugeschnittenen und innovativen Therapieangeboten stellt einen optimalen Therapierahmen für Patientinnen und Patienten dar, um das eigene Leben langfristig wieder aktiv in die Hand nehmen und abstinent bewältigen zu können. Auch in Zeiten der andauernden Corona Pandemie und damit einhergehenden Hygienestandards für die Therapie können regelhaft unterstützende Rehabilitationsmaßnahmen angeboten sowie positive Bedingungen für die Genesung von Patientinnen und Patienten geschaffen werden.