Wieder knackt der Zoo Osnabrück die Eine-Million-Besucher-Marke: Rund 1.015.000 Menschen kamen 2015 in den Osnabrücker Waldzoo. Davon kommen mittlerweile deutlich mehr als die Hälfte aus entfernten Regionen.
„Dank der über eine Million Besucher, aber auch dank unserer vielen Sponsoren konnten wir 2015 Gesamterlöse von 6,7 Millionen Euro verbuchen, denen Gesamtaufwendungen von 6,4 Millionen Euro gegenüberstehen“, berichtete Zoogeschäftsführer Andreas Busemann bei der Bilanz-Pressekonferenz. „Allein diese Zahlen zeigen, wie schwer es ist einen Zoo weitgehend ohne öffentliche Zuschüsse zu betreiben. Würde der Osnabrücker Zoo die Zuschüsse des von der Größe vergleichbaren Münsteraner Allwetterzoos erhalten, könnten wir unsere Eintrittspreise auf 3 Euro für Erwachsene und 1,50 Euro für Kinder absenken.“ Eine Bezuschussung von Zoos in dieser Größenordnung sei dabei nicht die Ausnahme, sondern die durchgängige Regel. „Umso erfreulicher ist es, dass es dem Zoo gelingt sich durch effektives Marketing auch überregional zu positionieren. 2015 konnten zudem 32 weitere Partner für den nun 190 Unternehmen umfassenden Förderkreis gewonnen werden. Ohne diese fantastische Unterstützung der heimischen Wirtschaft wären wir nicht lebensfähig“, führt Zoopräsident Reinhard Sliwka aus.
Auch fast eine Million investiert
Investiert hat der Zoo 2015 für 865.000 Euro, unter anderem 200.000 Euro für das modernisierte Menschenaffenhaus, in dem auch Orang-Utan Buschi lebt und in das insgesamt 1,4 Millionen Euro fließen werden. „Die Spendenaktion ‚Wir für Buschi’ ist deshalb sehr wichtig für den Zoo und wir sind sehr froh, dass wir das selbstgesteckte Spendenziel von 500.000 Euro erreicht haben“, freut sich Busemann. Weitere 800.000 Euro investiert der Zoo in den Ausbau seines Nahwärmenetzes, wodurch er in der Lage ist, unter anderem das benachbarte Kreishaus und das Haus der Landwirtschaft mit umweltfreundlicher, weil regenerativer Wärme zu versorgen. 350.000 Euro wurden Ende 2015 bereits in dieses Projekt investiert. „Unser Energiekonzept ist damit nicht nur ökologisch sondern auch ökonomisch sinnvoll: Die Investitionskosten werden sich in wenigen Jahren amortisieren“, rechnet Busemann vor.
Harter Wettbewerb mit Emmen und Hannover
Die innovativen Marketing- und Finanzierungskonzepte sind für den Zoo Osnabrück überlebenswichtig: „Im niederländischen Emmen entsteht zurzeit ein neuer Zoo für 200 Millionen Euro und auch der Zoo Hannover wird nach Presseberichten in den nächsten Jahren weitere 70 Millionen Euro investieren, von denen 35 Millionen Euro als Investitionszuschuss von der Region Hannover kommen sollen“, berichtet Busemann. Mit diesen Zoos stehe man im Wettbewerb und man müsse schauen, wie angesichts der besonderen finanziellen Lage Arbeitsplätze gesichert und die Tierhaltung immer weiter optimiert werden können. Trotz der herausfordernden Situation sind Sliwka und Busemann zufrieden mit dem Jahr 2015: Man liege plankonform, was auch zeige, dass die Finanzplanung des Zoos seriös sei. Der kleine Zuwachs an Besuchern, 2014 besuchten 1.003.000 Menschen den Zoo, ergebe sich durch einen Anstieg der Familienjahreskarten von 20.000 auf 22.000 Stück. Zusätzlich wurden 4.000 Einzeljahreskarten verkauft. „Die Jahreskarte ist mit ihrem günstigen Preis ein sehr beliebtes Produkt. Viele Familien kommen mehrmals im Monat, denn allein unsere Spielplätze stehen bei Kindern hoch im Kurs“, so Zoopräsident Reinhard Sliwka.
Zufriedene und sehr zufriedene Besucher
Dass der Zoo generell sehr beliebt ist, zeigt sich auch in der Kundenzufriedenheitsanalyse, die der Zoo jährlich mit seinem Partner, dem Kundenmanagementspezialisten buw consulting GmbH, zusammen durchführt: „2015 ist der Anteil an zufriedenen und sehr zufriedenen Besuchern mit 87,8 Prozent weiterhin sehr hoch und liegt nur knapp unter dem Ergebnis von 2014 mit 89,2 Prozent“, berichtet Busemann. „Die Weiterempfehlungsrate liegt mit 78,9 Prozent um circa zehn Punkte niedriger als 2014. Das könnte beispielsweise an den vermehrten Baustellen im Zoo liegen, die aber langfristig eine Produktverbesserung mit sich bringen. Aber es ist immer noch ein traumhafter Wert.“ Die Besucherbefragungen zeigen den Verantwortlichen auch, wo der Zoo noch Verbesserungsbedarf hat. „Seelöwen, Eulenvolieren und Löwenanlage werden bei den Besuchern als verbesserungswürdig wahrgenommen – und genau da sind wir bereits dran. Die Eulenvolieren werden mit Nordamerika erneuert, die Löwenanlage wollen wir mit Drittmitteln erweitern und auch die Seelöwenanlage soll in den nächsten Jahren modernisiert werden“, erläutert Busemann.
Nordamerika: Eine Tierwelt im Buchenwald
Zunächst stellt der Zoo jedoch das modernisierte und erweiterte Menschenaffenhaus bis zum Sommer dieses Jahres fertig. Im Stile einer Tempelruine fügt es sich dann mit seinen Bewohnern Orang-Utan Buschi, seiner Partnerin Astrid und vier Weißwangenschopfgibbons in die asiatische Tierwelt „Angkor Wat“ ein. Hierzu gehören noch der Tigertempelgarten und der Affentempel. Parallel laufen schon die Detailplanungen für das nächste Großprojekt: „Nordamerika“ (Arbeitstitel). „Zu den Mutmaßungen, wie viele Bäume dafür angeblich gefällt werden, möchte ich betonen, dass wir das Thema ‚Nordamerika’ ganz bewusst wegen unseres Buchenwaldes gewählt haben und deswegen extra von einer beispielsweise weiteren asiatischen Tierwelt absehen“, erläutert Busemann. Die Topographie und der Baumbestand seien ideal für einen nordamerikanischen Bereich – zudem benötigen die meisten dieser Tiere keine beheizten Stallungen, sodass auch der Energieverbrauch niedrig bleibt. „Wir möchten die Natur einbinden und werden nach Möglichkeit nur kranke Bäume fällen, womit wir auch unserer Sicherheitsaufgabe nachkommen“, stellt Busemann klar. Wo einzelne gesunde Bäume weichen müssten, würden entsprechende Ausgleichsmaßnahmen getroffen. Die geplante Wildwestkulisse werde nur eingesetzt, um zum Beispiel Einsichten auf die geplante Veterinärstation mit Quarantänebereich gestalterisch dem Blickfeld zu entziehen. „Mit einem Investitionsvolumen von 3,4 Millionen Euro hätten wir auch gar kein Geld für große Kulissenbauten. Unser Bühnenbild ist die Natur, diese steht mit den Tieren im Mittelpunkt und dafür möchten wir so viele Bäume wie möglich erhalten“, betont Busemann. Der am Rande des Areals liegende Giraffenspielplatz bleibe erhalten und werde eventuell um weitere Angebote erweitert.
Timberwölfe, Bisons und Schwarzbären
Für die geplante Tierwelt mit großzügigen, naturnahen Tiergehegen werden neue Tierarten einziehen und bestehende Tierarten den Zoo verlassen: „Bei solchen Veränderungen haben auch wir immer ein weinendes und ein lachendes Auge: Unsere Dromedare und Rothunde sind bereits in andere Tierparks umgezogen. Verabschieden müssen wir uns auch bald von den Trampeltieren, Alpakas und den Europäischen Wölfen, dafür werden nordamerikanischen Timberwölfe kommen“, berichtet Busemann. Außerdem sollen noch Bisons, Pumas, Skunks, Biber und Schwarzbären einziehen. „Auch wenn es schade ist, dass manche Tiere gehen: Unser wissenschaftliches Team hat für alle eine schöne neue Heimat gefunden und die neuen Tiere erhalten großzügige, naturnahe Gehege am Schölerberg“, versichern Sliwka und Busemann. Der südöstliche Zoobereich wird während der Bauarbeiten weitestgehend ohne Tiere und für die Besucher abgesperrt sein. „Aber auf unseren 18 weiteren Hektar haben wir ja genügend Tiere und Tierwelten, die die Zoobesucher entdecken können. Zudem eröffnet im Sommer unser neues Menschenaffenhaus als besonderes Highlight für unsere Besucher. Es wird also wieder ein tolles Zoojahr“, blicken Sliwka und Busemann optimistisch in die Zukunft.